Mein Monat mit dem Millionär
vorbei. Emilio löste sich abrupt von Isabelle.
„Gute Nacht“, sagte er kalt, verschwand in seinem Büro und machte die Tür hinter sich zu. Isabelle hörte, wie der Schlüssel umgedreht wurde. Verstört und verletzt, wie sie war, hätte sie beinah ihre Fassung verloren, mit den Fäusten gegen die Tür gehämmert und gefordert, dass er vollendete, was er begonnen hatte.
Nie zuvor war sie so voll leidenschaftlichen Verlangens gewesen … aber sie war auch noch nie so erniedrigt worden. Was für ein Spiel er spielte, begriff sie immer weniger, aber das, was eben geschehen war, bewies ihr, dass es noch nicht zu Ende war.
Verdammt!
Emilio lehnte sich schwer atmend von innen an die verschlossene Tür. Etwas war schiefgegangen. Aber was? Es lief doch alles wie geplant. Doch als er Isabelle geküsst hatte, war etwas mit ihm passiert. Nur Sekunden später, und er hätte den Rock ihrer Uniform hochgeschoben, ihr das Höschen heruntergerissen, sie an die Wand gedrückt und leidenschaftlich genommen. Eines war ihm nun klar: Er begehrte sie ebenso sehr wie vor fünfzehn Jahren. Sich nicht zu nehmen, was sie ihm so offen anbot, hatte ihn fast übermenschliche Kraft gekostet.
Doch warum hatte er das getan?
Wenigstens war er nun fast am Ziel. Er wusste jetzt, dass es kein Problem werden würde, sie sich ihm zu unterwerfen. Isabelle wird mich noch anflehen, mit ihr zu schlafen!
Die Gefühle, die sie in ihm auslöste, waren allerdings nicht Teil des Plans gewesen. Emilio ging zum Waschbecken neben seinem Barschrank und kühlte sein erhitztes Gesicht mit Wasser. Nein, dachte er. Es ging um Sex, nichts weiter. Ein körperliches Begehren, ein Urinstinkt. Etwas anderes kam gar nicht infrage. Von jetzt an würde er seine Selbstbeherrschung nie wieder verlieren.
7. KAPITEL
Am nächsten Morgen stand Isabelle am Herd und bereitete das Frühstück zu. Dabei ließ sie den albtraumhaften gestrigen Abend noch einmal Revue passieren. Wie hatte sie nur so dumm sein können. So naiv.
Sag mir, was ich tun soll, und ich tue es.
Nun, die Antwort wusste sie jetzt. Und noch mehr. Denn ihr war klar, dass er sie sich nicht nur gefügig machen wollte, sondern zusätzlich den Triumph genoss, sie dann, wenn sie bereit war, sich hinzugeben, zurückzuweisen. Ganz einfach, ziemlich wirkungsvoll und sehr verletzend.
Andererseits ging sie davon aus, dass sie es ja verdient hatte. Denn vor fünfzehn Jahren war es genau umgekehrt gewesen. Sie konnte Emilio also eigentlich keinen Vorwurf machen.
Nun saß sie in der Patsche, weil sie ihn um Hilfe gebeten hatte, und musste die Konsequenzen tragen. Eine Möglichkeit wäre gewesen, so zu tun, als bedeute es ihr nichts, wenn er sie berührte und küsste. Aber sie war schon immer eine miserable Lügnerin gewesen. Außerdem hatte sie gar nicht mehr die Kraft, sich zur Wehr zu setzen.
Andererseits würde Emilio jederzeit aufhören, sobald sie es von ihm verlangte und sie niemals zu etwas zwingen, was ihr zuwider war. Das Problem war nur, dass ihr seine Liebkosungen alles andere als zuwider waren. Sie wollte mehr. Sie wollte ihm sich mit Haut und Haar hingeben.
Anders als Emilio war sie nicht in der Lage, ihre Gefühle einfach ein- und wieder auszuschalten. Ihre einzige Möglichkeit bestand darin, ihm aus dem Weg zu gehen und sich nicht noch einmal zum Narren zu machen. Aber das würde verdammt schwer sein.
Auf der Liste, die Mrs Medina ihr hinterlassen hatte, stand, dass Emilio an Samstagen erst um halb zehn zur Arbeit fuhr. Also blieb Isabelle bis neun Uhr von ihm verschont. Wenn sie es klug anstellte, war sein Frühstück Punkt neun fertig, sodass sie es ihm servieren und dann verschwinden konnte, bis sein Fahrer ihn abholte.
Leider schien er an diesem Morgen andere Pläne zu haben, denn er tauchte eine Viertelstunde früher in der Küche auf. Isabelle wendete gerade ein paar Reibekuchen in der Pfanne.
„Guten Morgen“, sagte er mit tiefer, weicher Stimme.
Sie atmete tief durch, bemühte sich um ein möglichst neutrales Lächeln und drehte sich um. Doch das, was sie hatte sagen wollen, erstarb auf ihren Lippen.
Er trug weder einen Anzug noch eine Krawatte, ein Hemd oder wenigstens Schuhe. Seine einzige Bekleidung bestand aus einer schwarzen, seidenen Pyjamashorts, die tief und lässig auf den Hüften saß. Sein Haar war zerzaust, sein Gesicht zierte ein maskuliner Bartschatten.
Wow, was für ein Mann!
Dieser Anblick machte sie nervös. Viele Männer verloren mit den Jahren von ihrer
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