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Mein Mutiger Engel

Mein Mutiger Engel

Titel: Mein Mutiger Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Allen
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dieser Bemerkung traf. "Deine Pflicht?"
    "Aber ja! Zum einen glaubte ich an deine Unschuld, und zum anderen hattest du mich weit besser behandelt, als ich es verdiente." Plötzlich sah sie ihm offen ins Gesicht und fasste nach seinen Händen. "Es tut mir leid, dass ich meinen Unmut an dir ausgelassen habe. Jetzt geht es mir schon deutlich besser. Nick, bitte bereite mich ein wenig darauf vor, was mich bei deiner Familie erwartet."
    Ihre kleinen Hände fühlten sich so zart und zerbrechlich an, als er sie umschloss, und dennoch lag so viel Kraft und Entschlossenheit darin … Wie konnte er ihre Bitte erfüllen und gleichzeitig alle heiklen Themen unberührt lassen? Bald würde er seinen Stolz opfern und sich seiner Vergangenheit stellen müssen – aber nicht jetzt.
    "Mein Vater hat zweimal geheiratet", begann er langsam. "Wenige Jahre nach dem Tod seiner ersten Gattin, die ihm keine Kinder geschenkt hatte, nahm er meine Mutter zur Frau. Bei meiner Geburt war er fünfundvierzig Jahre alt, heute ist er dreiundsiebzig. Wie du dir denken kannst, bringt ein Mann in diesem Alter nicht mehr viel Geduld für seinen verlorenen Sohn auf. Im Gegensatz zu mir, dem rebellischen, arroganten Draufgänger, war mein jüngerer Bruder Robert stets gehorsam, ehrerbietig und besonnen."
    "Du – ein Draufgänger?", warf Katherine ein. Mit leuchtenden Augen lauschte sie seiner Erzählung, während ihre Hände vertrauensvoll in den seinen ruhten.
    "Allerdings", erwiderte er etwas grimmig.
    "Besitzt dein Vater Ländereien? Oder übt er einen Beruf aus? Vielleicht ein Kirchenamt?"
    Entzückt beobachtete Katherine, wie plötzlich ein Anflug von Belustigung über Nicks Gesicht huschte, sein erstes richtiges Lächeln seit mehreren Tagen. Sie erwiderte es unwillkürlich, ohne den Grund für seine Heiterkeit zu kennen. "Worüber schmunzelst du?"
    "Über die Vorstellung, dass mein Vater ein Kirchenamt ausübt. Robert dagegen würde einen hervorragenden Geistlichen abgeben. Nein, mein Vater … besitzt Ländereien."
    "Große Ländereien?"
    "Ja", bestätigte er amüsiert. "Aber das ist in Northumberland wegen des kargen Bodens und des rauen Klimas nichts Ungewöhnliches."
    Allmählich glaubte sie ihn zu verstehen. "Du wolltest nicht in seine Fußstapfen treten, nicht wahr?" Kein Wunder. Seine Energie, sein Stolz und sein Mut verlangten nach einer anderen Beschäftigung als Frühlingssaat und Viehzucht. "Er wird sich über deine Heimkehr freuen", meinte sie sanft. "In seinem Alter kann er deine Hilfe gut gebrauchen. Wenn du nun für immer fortgeblieben wärst, was dann?"
    "Du meinst, wenn ich einen Augenblick länger am Galgen gehangen oder einfach meine Pflichten weiterhin missachtet hätte?" Plötzlich verdüsterte sich sein Blick, woraufhin sie unbewusst seine Hände drückte. "Nach sieben Jahren ohne Lebenszeichen könnte man mich offiziell für tot erklären, und Robert würde das Erbe antreten. Er eignet sich ohnehin viel besser für diese Rolle als ich."
    "Magst du deinen Bruder nicht?", fragte Katherine, da ihr eine gewisse Bitterkeit in seinem Ton auffiel.
    "Ob ich ihn mag? Ich liebe ihn! Man muss ihn einfach lieben. Ich meine das keineswegs ironisch, er ist wahrhaftig ein guter Mensch."
    So viel Bitterkeit, so viel Stolz, dachte sie mitfühlend. "Du bist ein guter Mensch", rief sie impulsiv, wobei sie seine Hände zu ihren Wangen hob. Sie zwang ihn, ihr in die Augen zu sehen, bis nach einer Weile der harte Zug um seinen Mund schwand und ein Lächeln seine Lippen umspielte.
    "Kat, mein Schatz", murmelte er, "wie lieb von dir …"
    Während seine Finger zärtlich ihre Wangen berührten, überkam sie plötzlich ein sonderbares Schwindelgefühl, und ihr Herz begann unnatürlich heftig zu pochen. Ohne zu zögern, neigte sie ihr Gesicht seiner Hand entgegen. In diesem Augenblick traf sie die Erkenntnis wie ein Schlag: Sie liebte Nicholas Lydgate! Sie liebte ihren Gatten, mit dem sie nur zum Schein, nur für kurze Zeit vermählt war!

10. Kapitel
    Katherines Verstand sagte ihr, dass sie von der zärtlichen Berührung dieser Hände zurückweichen und den Blick von diesen ausdrucksvollen Augen abwenden musste. Wenn Nicholas erkannte, was sie für ihn empfand, würde er aus reinem Ehrgefühl an ihrer Ehe festhalten.
    Es kostete sie große Mühe, ihm ihre Hände zu entziehen. Anschließend ließ sie sich etwas atemlos in ihren Sitz zurücksinken. "Sie werden sich schrecklich freuen, dich wiederzusehen", sagte sie herzlich. Dabei schenkte sie ihm

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