Mein Mutiger Engel
ich …"
"Ich habe eine Idee", verkündete da der Duke, der ganz selbstverständlich davon ausging, dass alle Anwesenden im Zimmer ihre Gespräche unterbrechen würden, um ihm zuzuhören. "Zur Feier von Nicks Heimkehr werde ich einen Ball geben."
18. Kapitel
"Einen Ball?", wiederholte Nick in eisigem Ton. "Wie gedenkst du den Gästen Katherine vorzustellen – unter den gegebenen Umständen?"
"Als Miss Cunningham", schlug sein Vater ebenso kühl vor.
"Und wie sollen wir erklären, dass eine unverheiratete junge Frau ohne Anstandsdame bei uns wohnt, einer reinen Männerfamilie?"
"Ich werde einfach nicht an dem Ball teilnehmen", warf Katherine hastig ein.
"Du bist meine Gattin! Ich werde dich nicht verstecken wie eine anrüchige Geliebte, deren ich mich schämen müsste!", donnerte Nick, sodass sie zusammenfuhr. Der Vikar und der Archivar zogen sich diskret in eine entfernte Ecke des Raums zurück, um die Lydgates nicht bei ihrer lautstarken Auseinandersetzung zu stören.
"Cousine Fanny", erklärte der Duke. An Katherine gewandt, fuhr er fort: "Lady Fanny Craven, eine Verwandte mit etwas beschränkten Mitteln, die uns hin und wieder auf Seaton Mandeville besucht. Sie wird uns sicher gerne den Gefallen tun und rechtzeitig aus Durham anreisen."
"Danke, Euer Gnaden. Das wäre sehr freundlich von Lady Fanny." Genau genommen fand Katherine die Aussicht auf einen Ball in diesem prunkvollen Schloss, auf ein paar Tänze mit Nick, höchst verlockend.
"Ich dulde nicht, dass sie bei uns im Witwenhaus wohnt", wandte Nick ein.
"Natürlich nicht. Fanny wird ihre üblichen Gemächer beziehen. Ich habe ihr heute geschrieben", meinte der Duke, ohne sich darum zu kümmern, was sein Sohn und Erbe von seiner eigenmächtigen Handlungsweise hielt.
Um einem Wutausbruch Nicks zuvorzukommen, erkundigte sich Katherine: "Wann soll der Ball stattfinden, Euer Gnaden?"
"In zehn Tagen."
In diesem Augenblick verkündete Heron, das Essen werde serviert, während Nick und Katherine gleichzeitig protestierten: "Was zum Teufel soll ich anziehen?"
"Aber ich besitze kein Ballkleid!"
"Ihr müsst eben morgen nach Newcastle fahren und euch einkleiden lassen", entgegnete der Duke seelenruhig. Dann bot er Katherine seinen Arm, um sie ins Speisezimmer zu führen. Als sie hörte, wie Nick hinter ihr plötzlich lachte, wallten zärtliche Gefühle in ihr auf. Er erwies sich als guter Verlierer, obwohl er, wie sie vermutete, selten in einem Wortgefecht unterlag.
Am darauf folgenden Tag suchte Katherine John auf. Sie hatte sich fest vorgenommen, sich von ihm nach Newcastle kutschieren zu lassen, statt mit Nick zu fahren.
Bevor sie hinausging, übergab sie Heron einen kurzen Brief an Arthur, in dem sie diesem ihre Adresse mitteilte und ihn bat, ihre gegenwärtige Situation geheim zu halten. Zuerst hatte sie gezögert, ihre Neuigkeiten dem Papier anzuvertrauen, doch Arthur war ein guter Freund, er sollte sich keine Sorgen um sie machen müssen. Außerdem konnte er ihr nun schreiben, ob er irgendwelche Nachrichten von Philip erhalten hatte.
Bei den Stallungen beantworteten die Stallknechte ihre Frage nach John höflich, aber ein wenig ausweichend. Einer wollte ihn in der Geschirrkammer gesehen haben, ein anderer dagegen im Gespräch mit Durren. Ob Ihre Ladyschaft wünsche, dass sie einen Burschen nach ihm schickten?
"Nein, ist schon gut. Ich werde ihn selbst suchen." Dank Jennys Beschreibung wusste Katherine, wo sich Johns Kammer befand. Bald erreichte sie das Gebäude und stieg die steinerne Außentreppe hinauf.
Die Tür stand offen. Drinnen herrschte Stille, doch Katherine warf für alle Fälle einen Blick hinein. Da erstarrte sie vor Verblüffung – vor ihren Augen hielten ihr Kutscher und ihre Zofe einander in leidenschaftlicher Umarmung umschlungen. Als sie sich leise zurückziehen wollte, wurde das Liebespaar auf sie aufmerksam.
"Miss Katherine!", rief Jenny.
"Es tut mir leid, ich hätte anklopfen sollen, bitte entschuldigt …" Während Katherine die Treppe hinabeilte, erschien John oben in der Tür.
"Miss Katherine, bitte – dürften wir mit Ihnen sprechen?"
Verlegen kehrte Katherine zurück. Sie gehörte nicht zu jenen Arbeitgebern, die über das Privatleben ihrer Bediensteten bestimmen wollten, und außerdem würden John und Jenny ohnehin bald unabhängig von ihr sein.
"Ich bitte vielmals um Entschuldigung", wiederholte sie, während sie ins Zimmer trat. "Ich wollte wirklich nicht …"
"Jenny und ich werden heiraten, Miss
Weitere Kostenlose Bücher