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Mein Mutiger Engel

Mein Mutiger Engel

Titel: Mein Mutiger Engel Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Louise Allen
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gebietenden Verwandten kritiklos hin. Es schien sie nicht im Mindesten zu befremden, dass man sie als Anstandsdame für eine junge Dame eingeladen hatte, die einerseits mit Cousin Nicholas verheiratet war, andererseits vorgab, immer noch ledig zu sein, und dennoch mit ihm zusammen im Witwenhaus wohnte.
    "Sie finden das alles sicher höchst unkorrekt", wagte Katherine kurz nach Lady Fannys Ankunft zu sagen, als die ganze Familie sich zum Tee im Chinesischen Salon versammelt hatte.
    "Unkorrekt?" Die blonde, schmächtige Lady Fanny mochte etwa vierzig Jahre alt sein. Ihren ledigen Stand erklärte sie damit, dass sie sich viele Jahre lang um ihre "arme, liebe Mutter" hatte kümmern müssen. Da besagte Dame inzwischen verschieden war, freute sie sich stets, wenn Cousin Lionel, wie sie den Duke schüchtern nannte, sie um ihre Hilfe bat. "Es scheint mir völlig normal, um diese Uhrzeit Tee zu trinken. Habe ich irgendetwas übersehen?"
    "Ich meine nicht den Tee, Lady Fanny", erklärte Katherine. Am liebsten hätte sie Nick herbeigewinkt, damit er sie erlöste. "Sondern die Tatsache, dass Sie unter den gegebenen Umständen meine Anstandsdame spielen sollen."
    "Eine etwas ungewöhnliche Situation", murmelte Lady Fanny, die gerade eifrig ihre dritte Makrone verspeiste, "aber wenn Cousin Lionel sie gutheißt, muss wohl alles in bester Ordnung sein. Cousin Lionel hat immer recht."
    Genau wie sein älterer Sohn, überlegte Katherine. Die beiden Lydgates saßen vor dem Kamin, und Nicholas versuchte gerade, seinen Vater zur Anschaffung einer moderneren Kutsche zu überreden. Obwohl sie unterschiedliche Meinungen vertraten, schienen sie sich besser zu vertragen als je zuvor in den letzten Tagen. Vielleicht würde das Eis zwischen ihnen bald endgültig brechen.
    "Möchten Sie die letzte Makrone, Lady Seaton?"
    Verwirrt wandte Katherine sich wieder ihrer Gesprächspartnerin zu. "Nein, danke, nehmen Sie sie ruhig, Lady Fanny." Wie schaffte sie es nur, so viel zu essen und trotzdem spindeldürr zu bleiben? "Und nennen Sie mich bitte Katherine. Niemand weiß von unserer Ehe, vergessen Sie das nicht, daher dürfen Sie mich auf dem Ball nicht mit Lady Seaton anreden."
    "Ach du meine Güte, das wäre allerdings ungeschickt von mir", kicherte Lady Fanny. "Da würde sich der gute Nicholas aber ärgern! Er soll ja ins Witwenhaus gezogen sein. Ich verstehe nicht, wieso er lieber dort wohnt als hier, inmitten dieser Pracht." Sie ließ ihren kurzsichtigen Blick über die exotische Tapete und die Aubusson-Teppiche schweifen und seufzte sehnsüchtig.
    "Ein prächtiges Schloss, in der Tat", bestätigte Katherine, während sie sich mit einem Anflug von Mitgefühl fragte, wo Lady Fanny seit dem Tod ihrer Mutter wohl lebte. "Aber ich persönlich liebe das Witwenhaus. Es hat einen besonderen Charme, und außerdem verirre ich mich dort nie, was mir hier ständig passiert."
    "Heißt das, Sie wohnen dort?"
    "Vorübergehend, ja. Ich helfe Nicholas dabei, es neu einzurichten." Anscheinend wollte ihre Anstandsdame zu dieser höchst sonderbaren Regelung keinen Kommentar abgeben. Katherine hoffte nur, dass sie sich nicht verpflichtet fühlen würde, ebenfalls ins Witwenhaus zu ziehen.
    Zu ihrer Erleichterung – denn sie musste sich eingestehen, dass die Unterhaltung mit Lady Fanny sie anstrengte – gesellte sich in diesem Augenblick Nick zu ihnen. "Hast du den Duke dazu überreden können, eine neue Kutsche zu kaufen?", erkundigte sie sich.
    "Nein", erwiderte er lächelnd. "Ich muss schon selbst eine Equipage anschaffen und sie ihm hin und wieder leihen, um ihn zu überzeugen. Bei meinem nächsten Besuch in Newcastle werde ich sie bestellen. Was meinst du, welche Farbe soll ich für die Polster wählen? Burgunderrot oder dunkelblau?"
    "Grün", sagte Katherine, doch dann stutzte sie. "Das musst selbstverständlich du entscheiden. Wann werden wir wieder nach Newcastle fahren? Zur ersten Anprobe unserer neuen Kleidungsstücke?"
    "Nicht nötig. Madame LeBlanc und mein Schneider werden zu uns kommen."
    "Tatsächlich?" Wieder einmal erkannte Katherine, wie fremd ihr die Lebensweise des Hochadels war.
    "Aber natürlich, liebe Katherine", meinte Lady Fanny verblüfft. "Keinem Ladeninhaber in dieser Gegend würde es einfallen, den Erben eines Herzogs zu sich zu bestellen."
    "Würdest du uns bitte für einen Augenblick entschuldigen, Cousine Fanny?" Nachdem er Katherine in eine ruhige Ecke des Zimmers geführt hatte, fragte Nick teilnahmsvoll: "Bringt sie dich zur

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