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Mein Name ist Afra (German Edition)

Mein Name ist Afra (German Edition)

Titel: Mein Name ist Afra (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Dopfer-Werner
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Osten!“
    Unbeschreiblicher Jubel brach unter den Pitengouuern aus, sie schrien und kreischten und weinten vor Glück, und voller Erleichterung fielen sich die Menschen in die Arme und drehten und tanzten wie Tollwütige über den Platz. Unser Priester und mein Vater Wezilo aber sanken in die Knie und dankten Gott mit hocherhobenen Armen und lauter Stimme für seine Gnade, und einer nach dem anderen hörte auf zu jubeln und kniete nieder, Männer, Frauen und Kinder, Alte und Junge, und gemeinsam schickten wir unser Dankgebet hinauf in den Himmel.
    Nur Richlint war am Rande des Hofplatzes stehengeblieben, mit versteinertem Gesicht und ineinander verkrampften Händen starrte sie Chuonrad an und wartete auf erklärende Worte, und als der Haslachbauer seine ehemalige Frau erkannte, hochschwanger von einem anderen Mann, von einem heidnischen Feind, da verzog er verächtlich seine Lippen und spuckte auf den Boden. „Der König befiehlt, daß alle Furten und alle Brücken über die Lecha Tag und Nacht bewacht werden, und jeder Krieger aus dem feindlichen Heer, der bis dahin den Schwertern entkommen ist, soll von den Bauern und Dorfleuten erschlagen und verbrannt werden, auf daß kein Ungar nach dieser grausamen Schlacht die gelben Steppen seiner Heimat jemals wiedersieht! Wer aber einem Heiden zur Flucht verhilft oder ihn versteckt, der soll von seinen Nachbarn und Verwandten mit Stricken gebunden in der Lecha ersäuft werden, wie es einem gemeinen Verräter gebührt!“
    Ein unmenschlicher Laut des Schreckens drang aus Richlint´s Kehle, und mit beiden Händen umfaßte sie schützend ihren gewölbten Leib, strauchelte und fiel fast zu Boden. Justina und ich eilten an ihre Seite und versuchten, sie aufzurichten und zu ihrer Hütte zu bringen, denn heftige Krämpfe schüttelten meine Freundin, und Justina war sich sicher, daß die Wehen mit voller Macht eingesetzt hatten und die Geburt unmittelbar bevorstand.
    „Das Kind kommt,“ sagte sie mit ihrer ruhigen und sicheren Stimme, „ich weiß, daß du schon seit gestern morgen Wehen hast, Richlint, und du hast uns nichts gesagt, damit du auf dem Hofplatz bleiben und alles über den Krieg erfahren kannst. Aber nun ist nichts mehr wichtig außer diesem Kind, das mit all seiner Kraft auf die Welt drängt, und Afra und ich werden dich zu deiner Bettstatt bringen und dir beistehen!“
    Keine der anderen Frauen machte Anstalten, uns zur alten Hütte von Folchaid zu begleiten und während der anstehenden Geburt zu helfen, wie es der Brauch war, sie verbargen ihre Augen vor uns auf dem Weg den Bach entlang und schauten uns nur heimlich mit ablehnenden oder schadenfrohen Gesichtern hinterher. Einzig die kleine Gisel blieb treu an der Seite von Richlint, Justina und mir und kümmerte sich nicht um die bösen Blicke, die uns folgten, und als wir Richlint endlich mühsam auf das Strohlager gebettet und ihr die Stiefel ausgezogen hatten, holte Gisel frisches Wasser und reine Tücher und setzte sich dann auf die Bank, um mit uns auf das Kind zu warten.
    Endlos lange Stunden in der kleinen, rauchigen Stube vergingen, und die Wehen waren stark und durchliefen Richlint´s Körper immer schneller hintereinander, doch meine Freundin widersetzte sich voller Unruhe über das Schicksal ihres Geliebten dem drängenden Kind in ihrem Leib und verzögerte dadurch die Geburt. All ihre Gedanken galten dem Ungarn Arpad und seiner Flucht, und sie wälzte sich stöhnend vor Schmerzen auf dem durchgeschwitzten Lager und wollte immer wieder hinaus ins Dorf, um von Chuonrad Einzelheiten über die Schlacht zu erfahren und die Männer des Dorfes zu bitten, Arpad und ihr selbst zu helfen.
    „Sie haben mit ihm getrunken und gefeiert und gelacht, sie haben sich so gut mit ihm verstanden, Arbeo, Chuonrad und Leonhard, das können sie doch nicht vergessen und ihn jetzt wie einen Feind behandeln und verfolgen!“
    Verzweifelt preßte Richlint in der kurzen Atempause zwischen zwei Wehen meine Hand. „Bitte geh´, Afra, bitte geh´ für mich zu den Männern und flehe sie in meinem Namen und bei der Liebe Gottes an, Arpad zu verschonen!“ 
    Ich wollte nicht aus der dämmrigen Hütte hinausgehen und Richlint mit Schmerzen auf ihrem Lager liegen lassen, ich wollte nicht mit den anderen das glückliche Ende dieses Krieges feiern, ich wollte nicht in den Mienen von Uoda und Liutbirc den unverhohlenen Haß auf meine Freundin sehen und die Genugtuung über den Sieg der christlichen Welt in den Reden von Chuonrad und

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