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Mein Name ist Afra (German Edition)

Mein Name ist Afra (German Edition)

Titel: Mein Name ist Afra (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Dopfer-Werner
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waren die ersten Männer bei meinem Vater Wezilo vorstellig geworden, er möge doch wieder selber das Heft in die Hand nehmen und dem jungen Kerl erst einmal das Arbeiten beibringen. Unser Vater aber war seit Rautgunds Tod alt und müde geworden, und es fehlte ihm die Kraft und der Wille, wieder der Meier von Pitengouua zu sein. Das Glück seiner Tochter und der Wunsch der Dorfleute war ihm aber nicht gleichgültig, und er sprach mehrmals mit Bruno hart und eindringlich über sein unangemessenes Verhalten. Das führte dann für ein paar Tage dazu, daß Bruno mit aufs Feld ging oder auf die Jagd und sich auch einmal beim Schmied oder beim Müller sehen ließ, aber es änderte nichts wirklich, denn nach kurzer Zeit benahm er sich wieder wie vor dem Gespräch und tat nichts, außer andere herum zu hetzen.
    Richlint und ich lebten mit Bruno und Walburc in einem Haushalt sehr eng zusammen, und wenn seine Frau nicht gleich zur Stelle war, um seine Wünsche zu erfüllen, dann rief er mit lauter, nörgelnder Stimme nach uns Mädchen. Neben der vielen täglichen Arbeit wie dem Kochen und Putzen und Wasser holen, dem Weben von Woll- und Leinenstoffen in den kühlen Grubenhäusern, dem Hegen des Gemüsegartens und der Versorgung des zahlreichen Viehs und Geflügels in den Ställen und Gattern, die wir als junge Frauen auf dem Hof leisten mußten, neben all dieser Arbeit gab es jetzt auch noch Bruno. Er war der Ansicht, daß nur er allein unsere Aufgaben richtig einteilen könne und hatte doch keine Ahnung von der Hofarbeit, und immer wieder rief er uns mitten unter dem Schaffen zu sich und teilte uns belehrend mit, wie man dies und jenes besser machen könnte, oder er wollte, daß wir nach Walburc suchten oder ihm ein Bad bereiteten oder sonst irgend etwas. Bruno bedeutete keine Entlastung für uns auf dem Meierhof, wie wir es ursprünglich alle gehofft hatten, sondern ganz einfach zusätzliche Arbeit, und Walburc wurde dünn und fahrig in ihrem ständigen Bemühen, ihrem Mann und allen anderen gerecht zu werden.
    Die tägliche, harte Arbeit auf dem großen Hof war nicht wirklich schlimm für Richlint und mich, denn das waren wir von den letzten Jahren gewohnt. Schlimm waren die Nächte im Meierhof, in denen plötzlich ein Fremder mit unserer Schwester das Lager teilte und dessen Geräusche in der tiefen Nacht uns den Schlaf raubten. Es gab, anders als auf der Burg oben, bei uns nur einen Wohnraum für alle freien Bewohner des Hofes, einen stickigen, dunklen Raum zum Kochen und Essen, zum Arbeiten und zum Schlafen. Hier teilten sich Richlint und ich eine Bettstatt, und mein Vater hatte sein früheres breites Lager direkt hinter der Feuerstelle für das junge Paar Bruno und Walburc geräumt und schlief jetzt auf einem schmalen Strohsack gleich bei der Tür zum Stall, den alten Hund Ludo immer neben sich auf dem Boden. Der schwere, rasselnde Atem und das hartnäckige Husten von Wezilo vor allem in den Winternächten war uns vertraut, genau wie das gelegentliche Winseln und Scharren des träumenden Hundes, und diese seit langem gewohnten Geräusche hinderten Richlint und mich nicht am Schlafen. Aber mit der Heirat von Walburc kamen ganz neue Laute in unsere gemeinsame Schlafstube, ein ständiges Rascheln von Stroh, ein geheimnisvolles Flüstern zwischen Bruno und Walburc und dann immer das tiefe, lang anhaltende Stöhnen des Mannes. Manchmal war auch ein unterdrückter Schmerzenslaut unserer Schwester zu hören, aber Richlint und ich lagen stocksteif wie Holzstecken nebeneinander und wagten kaum zu atmen, bis es nach kurzer Zeit wieder still wurde und wir das regelmäßige Schnarchen von Bruno vernahmen. Meist stand Walburc danach leise auf und kam barfuß zu uns herüber, um die Wolldecke um uns herum fest zu stopfen und uns kurz über den Kopf zu streichen, aber Richlint und ich taten immer so, als ob wir tief schlafen würden und nichts gehört hatten. Wir wollten nicht mit Walburc über diese Nächte und ihr Geheimnis reden, und schon der Gedanke daran, was unsere Schwester mit ihrem Mann unter der Decke tat und warum er dabei so schwer stöhnte, machte uns zutiefst verlegen.
    Es war nicht so, daß wir Mädchen nichts über das Beieinanderliegen von Frau und Mann und über die Entstehung von Kindern wußten. Wir waren Dorfkinder, Bauernkinder, und es war ganz natürlich für uns, daß sich Tiere paarten, trächtig wurden und schließlich Junge warfen. Das konnten wir jeden Tag beobachten, bei Kuh und Stier, bei Stute und

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