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Mein Name ist Afra (German Edition)

Mein Name ist Afra (German Edition)

Titel: Mein Name ist Afra (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Angela Dopfer-Werner
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wissen, daß dir ein Leben im Kloster jederzeit offen steht, Bischof Udalrich und ich werden uns darum kümmern und dir geistlichen Beistand schenken, wenn es soweit kommen sollte. Geh´ nach Augusburc, wenn dein Mann sich von dir scheiden läßt, bei Kunissa und ihren Gefährtinnen bist du sicher!“
    Richlint schüttelte den Kopf. „Du bist mein Bruder, Rasso, und ich danke dir für deine Fürsorge, aber du weißt nichts von dem, was ich fühle oder was ich will. Hier im Haslach bin ich gefangen von Chuonrad und seinen Leuten, und wenn ich ins Kloster gehe, stehe ich in der Willkür des Bischofs! Ich aber will frei sein von den Männern und ihrem Willen, und der Tag, an dem Chuonrad mich verstößt, wird ein Jubeltag für mich sein, und ich werde mich nie wieder einem anderen Mann beugen!“
    „Du hast dich nicht geändert, Richlint, seit wir Kinder in Pitengouua waren, und du bist immer noch das eigensinnige Mädchen von früher, das einen anderen Weg gehen will, als ihm befohlen ist! Du wirst wieder geschlagen werden, so wie dich damals im Moor Wichard geschlagen hat, aber heute hast du keine Mutter und keinen Vater mehr, die dir helfen können, genauso wenig wie ich als Mönch im Kloster dir dann noch helfen kann! Vergiß´ nicht, daß du nur eine Frau bist, dein Mann ist dein Muntwalt und kann über dich bestimmen, so wie es ihm paßt. Nur Gott und seine Kirche können dir helfen, und nur dort wirst du Ruhe und Frieden finden!“
    Richlint machte sich heftig von Rasso´s Griff an ihrer Schulter los und sah ihn nur lange an, die Augen dunkel vor Empörung. Dann drehte sie sich um und lief durch das Gartentor auf den Hofplatz, um die Jäger zu empfangen, und Rasso blieb allein im Kräutergarten zurück und schaute seiner Schwester traurig und verständnislos nach.
    Die Männer aus Haslach hatten die erhoffte Beute gemacht, mehrere Knechte schleppten eine dicke Stange mit dem daran festgebundenen toten Bär zwischen sich, der massige Schädel mit der langen und gefährlichen Schnauze und den erstarrten, kleinen Augen hing nach unten zur Erde, die dunkelrot war vom Blut des Raubtieres, und der Bär war so groß und schwer wie drei ausgewachsene Rinder zusammen. „Heijo!“ rief Chuonrad seiner Frau entgegen, berstend vor Stolz auf sich und seine Mannen, „nun haben wir ihn doch noch erwischt, den pelzigen Räuber! Es war ein harter Kampf, und der arme Tammo hat einen so derben Hieb mit der Pranke abbekommen, daß sein ganzer Schenkel aufgerissen ist! Laufen kann er nicht mehr, der Unglücksrabe, die Männer tragen ihn auf zusammengeschnürten Ästen zurück, und du sorgst dich am besten gleich um die Wunde, Richlint, und wäscht und verbindest sie!“
    Rasso war seiner Schwester langsam aus dem Garten gefolgt und ging mitten durch den Trupp der Jäger und Pferde auf den Herrn des Hofes zu, um ihn zu begrüßen. Chuonrads Erstaunen war groß, als er den hochgewachsenen Mann erblickte, und er zögerte nur für einen kurzen Moment, unsicher darüber, was den berühmten Bruder seiner Frau an einem Wintertag in diese Einöde führte. Dann aber übergab er die Zügel seines Rosses einem Knecht und reichte seinem Schwager beide Hände zum Willkommen. „Sei gegrüßt, Rasso von Andehsa, du hast dir den Tag für deinen seltenen Besuch gut ausgewählt, denn heute abend gibt es frisches Bärenfleisch im Haslach, und du bist herzlich eingeladen, mit uns zu schmausen! Bei Braten und Bier kannst du uns dann erzählen, was dich hierher führt, und was es sonst noch an Neuigkeiten draußen in der weiten Welt gibt!“
    In den nächsten Stunden gab es für Richlint keine Gelegenheit mehr, mit ihrem Bruder zu sprechen, denn sie war lange Zeit mit dem verletzten Knecht und seiner offenen Wunde beschäftigt, und als die Jäger endlich den riesigen Bären ausgeweidet und zerlegt und alle Männer ihren gerechten Anteil an der Beute erhalten hatten, bereiteten die Frauen unter der Anleitung der Hofherrin das übrige Fleisch zur Aufbewahrung vor, es wurde gesalzen und mit Kräutern eingerieben und in der kleinen Räucherkammer neben dem Badhaus aufgehängt. Ein saftiges Stück vom Rücken und die Leber und das Herz des Tieres briet Richlint dann auf dem eisernen Rost über dem Herdfeuer, und Chuonrad, Utz und Rasso saßen am breiten Holztisch daneben und tranken reichlich vom süffigen Met, während sie auf das Essen warteten. Die Haslachbrüder führten das große Wort mit der Geschichte ihrer Bärenjagd, sie wurde immer wilder und

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