Bücher online kostenlos Kostenlos Online Lesen
Mein Name ist Toastbrot (German Edition)

Mein Name ist Toastbrot (German Edition)

Titel: Mein Name ist Toastbrot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dino Capovilla
Vom Netzwerk:
Wunsch nach Liebe ohne Erfüllung, so viel Sehnsucht nach Nähe und immer noch keine Berührungen.
    Mein Sozialbetreuer, alias Wüstenrose, hatte Germanistik studiert und mitten im Studium aufgrund von emotionalen Wechselwirkungen, so nannte er das, hingeschmissen. Die Arbeit, der er inzwischen nachging, war mehr Zufall als Berufung. Negativ wirkte sich das nicht aus, denn seine unkonventionelle Art schuf praktische Lösungen, die meistens schnell und unkompliziert ein Ergebnis lieferten. Ihn selbst quälten bösartige Dämonen, was ihn zu einem verständnisvollen, aber gleichzeitig hilflosen Akteur in der Welt der tragischen Existenzen machte.
    „Ach mein lieber David, wie geht es dir?“
    „Mir geht es prima. Ich hab mir einen zweiten Vornamen zugelegt?“
    „Echt, cool, wie soll ich dich ab jetzt nennen?“
    „Frühling.“
    „Warum denn Frühling? Sommer wäre mir lieber, es ist ohnehin schon viel zu lange Winter gewesen.“
    „Nein, nur der Frühling bringt die Blumen zum Blühen und nur Frühlingsgefühle bewegen mich.“
    „Da hast du auch wieder recht. Was bewegt dich denn?“
    „Ich weiß jetzt, wie man wichst und das macht voll Spaß.“
    „Ist ja cool. Ach mein Lieber, wenn nur alle meine Schützlinge so wären wie du.“
    „Wieso, weil ich jetzt wichse? Wie sind denn die anderen?“
    „Die gehen mir auf die Nerven, und wenn sie mir nicht auf die Nerven gehen, dann sind sie ganz weit weg.“
    „Bist du sicher, dass du den richtigen Beruf gewählt hast? Ich dachte, ihr seid gern der Gesellschaftsmülleimer?“
    „Mülleimer? Nein, eher Jauchegrube. Ich würde ja gern wechseln, aber wenn man einmal in diesem System festhängt, kommt man nicht mehr raus.“
    „Was willst du denn machen?“
    „Keine Ahnung, einfach was anderes.“
    „So unkonkret klingt das nicht nach realer Umsetzbarkeit.“
    „Genau, so mag ich das. Leg mir einfach noch den Finger in die Wunde und streu kräftig Salz drauf. Das brauch ich jetzt.“
    „Na du bist ja mal eine Mimose.“
    „Hey, du Scherzei. Lass dir mal was Besseres als Mimose einfallen, sonst nenne ich dich Selleriestaude.“
    „Wie wäre es mit Rose von Jericho?“
    „Warum denn Rose von Jericho? Was ist denn das für ein Ding?“
    „Das ist eine Blume in Nordafrika. Ihre Größe hängt von der Wassermenge ab, die ihr während dem Wachsen zugeführt wird. Ist sie dann vertrocknet, reißt sie der Wind aus dem Boden und trägt sie mit sich fort, bis er für sie ein neues Plätzchen für die Auferstehung gefunden hat.“
    „Was für ein schönes Bild. Du meinst, ich sei vom Wasser das mir zufließt abhängig und mit kleinen Wurzeln ausgestattet?“
    „Ja. Wenn du etwas anderes machen möchtest und es nicht tust, dann wartest du ja offensichtlich auf den Regen nach der Dürre. Außerdem lebst du in der Zukunft und bist damit nur schwach in der Vergangenheit verwurzelt.“
    „Hach, was bist du für ein Poet! Aber Rose von Jericho ist doch etwas unhandlich für einen zweiten Namen.“
    „Ja stimmt. Ich nenne dich Wüstenrose. Ich bin klein und unerfahren, aber schon früh gealtert. Lass dir also von einem weisen Männlein etwas über das Leben sagen. Wir Menschen ertrinken in unserer Selbstherrlichkeit. Wir reden über Umweltschutz, anstatt über Schutz des Lebensraums zu reden. Unserem Erdball ist es entsetzlich egal, wie viele Atombombenwir hochjagen, und wie viel Kohlendioxid wir produzieren. Die Erde wird sich weiterdrehen, ohne uns, oder mit uns. Wenn sie sich nicht mehr drehen kann, weil ihre Zeit gekommen ist, oder wir diese Zeit verkürzt haben, ist ihr das auch egal. Unsere Wirklichkeit hat uns nicht nötig. Wir haben unsere Wirklichkeit nötig. Das Leben wird uns nicht entgegenkommen, denn wir brauchen es und nicht umgekehrt. Also Wüstenrose, das Leben braucht dich nicht. Es liegt in deinen Händen, was du damit anstellst und nur in deinen.“
    „Das klingt sehr schön.“
    „Danke für die Blumen. Großartig, wenn man anstelle des Inhalts, den Sprachstil lobt.“
    „Was?“
    „Egal, ich muss jetzt ohnehin lernen.“
    Wüstenrose ging mit mir zusammen zu meinem neuen, uralten Schulleiter. Der Rektor pries überschwänglich, wie für Schulleiter üblich, seine Schule an und unterstrich, wie wichtig es sei, dass ich mich in den Schulbetrieb einfügte. Sollte mir dies nicht gelingen, würde ich schneller fliegen, als ich gelandet sei. Er ließ keinen Zweifel daran, dass es ihm lieber gewesen wäre, wenn ich mir eine andere Schule ausgesucht

Weitere Kostenlose Bücher