Mein Name ist Toastbrot (German Edition)
Meinung, dass es insgesamt recht gut gelaufen sei. In den nächsten Tagen war Herr Kaspar jedenfalls ausgesprochen freundlich und ließ sich nichts anmerken.
Wir verbrachten unsere Zeit mit Lesen. Brecht und Gibran sogen wir in uns auf. Nachts kuschelten wir, ertasteten unsereKörper, spielten mit jedem einzelnen Härchen, das wir am Körper des anderen entdeckten. Noch immer liebe ich es, Connys warmen Atem auf meiner Haut zu fühlen. Ich liebe es, mich sanft von seinem Hauch in den Schlaf streicheln zu lassen, und wenn ich nachts erwache und mich näher und näher an ihn kuschle, trägt mich dieses Gefühl geborgen zurück ins Reich der Träume.
Bis dahin beschränkten wir uns auf diese intensive Form der Zärtlichkeit. Gerne hätte ich ihm sein und mir mein Höschen ausgezogen, denn die ließen wir immer an. Begründen kann ich das nicht genau, denn es war einfach ein Gefühl und ich nehme an, Conny fühlte auch so. Sex war damals für uns wie eine sündhaft teure Flasche Wein, die man hegt und pflegt, aber nicht öffnet, weil die Angst zu groß ist, dass der Wein nicht so schmeckt, wie man es sich wünschte.
Sexualität hatte ich sehr technisch wahrgenommen. Man verabredet sich, trifft sich, zieht sich aus, fummelt, bläst und fickt, zieht sich wieder an und geht nach Hause. Sex war gut, wenn er einigermaßen an die Vorstellungen, die man beim Wichsen erdachte, heranreichte.
Wir hatten uns noch nicht mal geküsst, wir waren nicht so weit. Wir lagen da und suchten die Wärme unserer Körper. Wir lagen beinahe nackt stundenlang in der Löffelchenstellung und verdrängten den Raum, der sich zwischen unseren Körpern aufspannte. Wir fühlten uns nah, bis unser Atem im Gleichtakt war und uns zu einem Körper werden ließ.
Immer noch verzaubert mich der Duft seiner Haare. Manchmal steigt er mir spontan in die Nase und dieses Gefühl von damals legt sich auf meinen Körper. Dieses Gefühl tief einatmen zu müssen und dann, wenn die Lungen bis an den Rand gefüllt sind, noch tiefer einzuatmen und nie mehr ausatmen.
An unserem zweiten Sonntag weckte mich mein Prinz mit einem Champagnerfrühstück. Das war der erste Champagner meines Lebens und damals erwartete ich keineswegs, dass ich im Lauf der Jahre so viel von diesem verzaubernden Getränk trinken würde.
Über Geld machte ich mir damals keine Gedanken. Mir fiel erst später auf, dass Conny kein Geld aus der Haushaltskassenahm und dennoch auf größerem Fuß lebte als ich. Mein Speiseplan führte keinen Whiskey und schon gar keinen Champagner. Hätte ich mir schon anfangs Gedanken über seine finanziellen Möglichkeiten gemacht, wäre der Strich die einzige plausible Erklärung gewesen.
Conny hat mich, seit wir uns kennen, in bedeutenden Themen nie belogen. Hätte er lügen müssen, um etwas zu sagen, schwieg er. Er sagte kurz nach dem Zwischenfall mit Herr Kaspar, dass er nicht auf den Strich gehe und das hätte Erklärung genug sein sollen. Wir schenkten uns die Gewissheit, dass es für das unverständliche Verhalten heute, morgen eine absolut nachvollziehbare und akzeptable Erklärung geben kann. Dieses Gefühl ist dem Vertrauen sehr ähnlich. Sich vertrauen heißt, erst nach dem Handeln nach den Gründen fragen zu müssen.
Am Mittwoch hatten wir gerade zu Mittag gegessen, als einer der beiden Polizisten, die den Fall Kaspar untersuchten, vor der Tür stand. Er nahm Platz und ich goss ihm Tee ein.
„Jungs, ich bin nicht offiziell hier und mein Partner bleibt deshalb dem Treffen fern. Costantino, wir sind uns recht sicher, dass du Herrn Kaspar tatsächlich ein Messer an die Kehle gehalten und ihn massiv bedroht hast. Zwei deiner Mitschüler hatten schon vor unserem Gespräch letzte Woche ausgesagt, dass du an den ersten drei Schultagen in dieser Klasse deine Fingernägel mit einem Messer gereinigt hast, um dir offenbar die Zeit zu vertreiben. Da du das Messer am Donnerstag nicht bei dir getragen hast und auch deine Mitschüler das Messer nicht gesehen haben, spricht das deutlich für die Version von Herr Kaspar. Wenn das ein Zufall war, dann kannst du mir sicher das Messer geben und wir untersuchen es auf Hautspuren.“
„Leider hab ich das Messer nicht mehr.“
„Ich sage das jetzt ganz inoffiziell. Nicht nur ihr beiden habt bei uns eine Akte, sondern auch Herr Kaspar, auch wenn eure um ein Vielfaches dicker sind. Was in dieser Akte steht, darf ich nicht sagen.“
„Ja und was bedeutet das jetzt für uns?“
„Eure beiden Geschichten machen mich
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