Mein Name ist Toastbrot (German Edition)
müssen.“
„Klar verstehen wir das, was wird uns denn vorgeworfen?“
„Sie sollen gestern gegen 14:00 Uhr Herrn Kaspar mit einem Messer bedroht und genötigt haben.“
„Herr Kaspar hatte uns gestern nach dem Unterricht zu einem Gespräch gebeten, da er uns zur Teilnahme an der Mathematikolympiade überreden wollte. Als wir das ablehnten, wurde es etwas lauter und David hat eine Ohrfeige kassiert, wie sie unschwer erkennen können. Wir haben dann fluchtartig das Gebäude verlassen. Die beiden Raumpflegerinnen, die am Eingang rauchten, können das sicher bestätigen.“
„Hätten sie etwas dagegen, wenn wir sie durchsuchen?“
„Nein, wenn sie mir einen sinnvollen Grund nennen, nicht?“
„Wir würden gerne wissen, ob sie ein Messer bei sichtragen. Herr Kaspar hat ein Messer als Tatwaffe beschrieben. Haben sie eines dabei?“
„Nein. Durchsuchen sie mich ruhig, aber bitte nicht kitzeln.“
Ich malte mir aus, was gleich geschehen könnte. Es passierte aber nichts, Conny hatte das Messer nicht dabei.
„Nun zu ihnen David, wie erklären sie sich denn die Anschuldigungen Ihres Lehrers?“
„Mir ist es reichlich unangenehm, über das Thema zu sprechen. Ich glaube Herr Kaspar hat eine bestimmte Vorliebe und damit verbundene Wünsche, die ich ihm nicht erfüllen kann. Das führt auch im Unterricht hin und wieder zu merkwürdigen Verhaltensweisen, wie ihnen meine Mitschüler sicher bestätigen können.“
„Was sind das für Verhaltensweisen?“
„Er sucht im Unterricht übermäßig oft meine körperliche Nähe.“
„Wie muss man sich das vorstellen?“
„Er stellt sich sehr oft ganz dicht neben meinen Sitzplatz und schaut mir über die Schulter.“
„Ist das denn so ungewöhnlich?“
„Ja, wenn man der beste Schüler in der Klasse ist, keine Hilfe braucht und er etwa die Hälfte der Zeit neben mir verbringt.“
„Das reicht mir noch nicht. Was denn noch?“
„Seine Kommentare in meinen Heften sind fast immer mehr als dreimal so lange wie die für meine Mitschüler. Wenn ich Fragen stelle, lächelt er mich auffällig an.“
„David, das ist alles etwas vage. Konkrete Vorfälle können sie nicht nennen?“
„Nein, er ist ja schließlich nicht blöd. Am einfachsten fragen sie ein paar Mitschüler. Ungewöhnliches Verhalten lässt sich kaum sinnvoll beschreiben, sondern nur empfinden.“
„Und was hat es mit diesem Gesprächsprotokoll auf sich, das wir hier vorliegen haben? Sie führten hier ein Gespräch mit ihrem Sozialbetreuer und Herr Kaspar, da sie ihm offenbar einen kleinen Brief geschrieben haben.“
„Das ist genau der unangenehme Part. Als er damals eindeutig zweideutige Anspielungen machte und ich ihm einenKorb verpasst hatte, befürchtete er, dass ich etwas erzählen würde. Mit der Aktion war das Ganze aus der Welt und ich konnte durch die Anwesenheit meines Sozialbetreuers nicht reagieren.“
„Und was ist mit dem Brief, indem sie schreiben, dass sie über ihre Gefühle sprechen möchten?“
„Ich wollte ihm den Korb in einem Vieraugengespräch geben, da ich schließlich niemanden verletzen will.“
„Das ist ja sehr liebenswürdig von Ihnen, David. Was war denn gestern los? Warum wurden Sie gestern angeblich von Herr Kaspar geohrfeigt?“
„Seine Anspielungen hat er gestern wiederholt und uns angeboten, dass er uns mit nach Shanghai nehmen würde, wenn wir uns erkenntlich zeigen. Ich vermute, dass er mit dieser Anzeige auf die gleiche Weise wie damals Rückendeckung erlangen will.“
„David, nur zu Sicherheit. Ihnen ist klar, dass Ihre Aussage einige sehr schwere Vorwürfe enthält?“
„Ja. Das ist mir klar? Soll ich denn lügen? Es wird ja auch seinen Grund gehabt haben, dass er mir eine geknallt hat.“
Rache kann etwas sehr Angenehmes sein. Ich redete mich regelrecht in Rage. Lügt man allein, fällt das meistens recht schwer. Lügt man gemeinsam, schaukelt man sich langsam hoch und das war da wohl geschehen.
„Gut meine Herren, für heute sind wir fertig. Wir melden uns nächste Woche bei Ihnen.“
„Wir möchten Sie bitten, die Angelegenheit so diskret wie möglich zu behandeln. Sie können sich gar nicht vorstellen, welcher Ärger für uns mit so etwas verbunden ist. Das weiß natürlich auch Herr Kaspar.“
„Ja das verstehen wir. Sollten sich die Vorwürfe als haltlos herausstellen, werden wir dafür sorgen, dass sie keinen Ärger kriegen. Wir tun unser Bestes.“
Als wir nach der Schule gemeinsam nach Hause liefen, waren wir beide der
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