Mein Name ist Toastbrot (German Edition)
gegangen war, kehrte ich nun auch als Verrückter zurück. Die sehr wahrscheinlich bizarren Geschichten, die man erzählte, konnten dem bestehenden Salat an Vorurteilen nichts Wesentliches hinzufügen.
Als ich mich in der Pause vor das Schultor, hinter einen Lieferwagen geschlichen hatte, um dort heimlich zu rauchen, wurden meine Knie weich. Im Pausenhof sah ich einen Jungen, dessen Silhouette der von Conny verblüffend ähnlich sah. Die Befürchtung, dass dieser Geist immer noch in mir sein Unwesen trieb, löste sich, als der Junge sich umgedreht und sein Gesicht gezeigt hatte. Es war nicht Conny, es war irgendein hässlicher Typ.
Als ich meine Kippe ausgetreten und mich über meinen Schleichweg zurück ins Schulgebäude aufmachen wollte, schreckte ich schon wieder zusammen.
„Toast?“
„Äh, ja.“
„Ich bin es Conny.“
Bewegungslos stand ich ihm gegenüber und fühlte plötzlich, wie mich seine Arme fest umschlossen. Was ich da spürte, war unglaublich echt und entweder war ich wirklichtotal verrückt, oder ein totaler Vollidiot. Die Pause, die inzwischen zu Ende war, verlängerten wir um die Zeit, die eine Umarmung dauert, wenn man gerade feststellt, dass seine große Liebe real und greifbar ist. Unsere Schulsachen holten wir kurz vor Unterrichtsende und ließen uns in einem nahe gelegenen Café eine Flasche Champagner servieren.
„Conny, ich glaubte in den ersten Tagen tatsächlich, dass ich verrückt geworden sei und dich erfunden hätte. Als mir dann klar wurde, dass sie dich, während wir schliefen, in ein anderes Zimmer verlegt hatten, wartete ich auf eine Nachricht von dir.“
„Jetzt halt aber mal die Luft an. Als ich aufgewacht bin hab ich gleich nach dir gefragt und mein Arzt meinte, du wolltest mich nicht sehen, da du versuchst, mit deinem alten Leben abzuschließen. Meine Briefe haben sie nicht weitergereicht und anrufen durfte ich auch nicht. Warum hast du denn nicht nach mir gefragt, als du wieder bei Sinnen warst?“
„Naja, ich zweifelte, bis du mich vorhin umarmt hast. Ich befürchtete, dass die mich möglicherweise da behalten, wenn ich von dir spreche und es dich doch nicht gibt.“
„Na, du bist ja mal ein Blödmann.“
„Was soll ich sagen? Nenn mich ruhig Blödmann. Leider weiß man erst hinterher, ob das, was man tut und denkt auch richtig ist. Du hast mir geschrieben?“
„Ja, und den letzten Brief trage ich seitdem bei mir, um ihn dir bei unserem Wiedersehen zu geben.“
„Oh. Bitte lies ihn mir vor, mein Schatz.“
Conny entfaltete den Brief und las mir seine Worte mit weicher Stimme vor.
„Wie lange ist so ein Augenblick, in dem du mich festhältst? Ist er lang genug, dass er mich einen Winter lang wärmen kann? Nicht wirklich. Hab ich inzwischen zu wenig Phantasie, um daran zu glauben? Hab ich zu viel, um den Gedanken nicht loslassen zu können? Lass mir diese Illusion. Lass mich die Augenblicke mit allen Sinnen durchleben, in denen ich von dir träume. Vielleicht erkennt man dann, die Wirklichkeit der Illusionen, die uns führen und das Lachen der Träume. Ja, ich will von dir träumen und wenn es auch nur ein Augenblick ist, der mich den Rest der Ewigkeit leiden lassenwird. Umarme mich und deck mich mit Deinem Körper zu und lass dein Haar mein Gesicht streicheln. Wenn ich am Abend einschlafe, will ich deine Hand halten und dich ansehen und dich halten und wenn ich mir am Morgen die Nacht aus den Augen reibe in dein Gesicht sehen und dich halten und mich von deinem Lächeln streicheln lassen und dich ganz fest halten. Dein dich unendlich liebender Conny.“
Ich begann zu weinen und zog meinen Conny ganz dicht an mich heran.
„Lass mich nie mehr allein.“
„Lass mich nie mehr allein. Ich liebe dich.“
„Ich liebe dich.“
Die zwei Monate Abwesenheit in der Schule hatten wir binnen weniger Tage wieder aufgeholt. Ob dies etwas über uns oder über die Schule aussagte, wollten wir später irgendwann diskutieren. In diesem Heim, das ich bewohnen musste, wimmelte es von Menschen ohne Eigenschaften. Mein Leben richtete ich auf unsere gemeinsamen Stunden am Nachmittag ein. Abends durften wir beide keinen Besuch empfangen und beide Heime hatten Schließzeiten. Sex war nur sehr umständlich möglich und schließlich schrumpft dieses Bedürfnis nach den Monaten der Enthaltsamkeit kein Bisschen. Waren wir zusammen, tranken wir gierig vom Leben, waren wir allein, stillte nichts unseren Durst.
In meinem Obdach kam es sehr bald zu Schwierigkeiten. Conny hatte
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