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Mein Name ist Toastbrot (German Edition)

Mein Name ist Toastbrot (German Edition)

Titel: Mein Name ist Toastbrot (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Dino Capovilla
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sondern der Schlüsseldienst und die Todesermittler. Unsere beiden Mitbewohner hatten sich wie so oft im Badezimmer eingeschlossen, mit dem Unterschied, dass sie diesmal nicht mehr rauskamen. Am nächsten Tag verständigten wir verwundert unseren Sozialbetreuer, der sich seit der Geschichte mit dem Junkie weitestgehend zurückhielt. Er rückte meiner Beschreibung folgend mit der Kavallerie an. Der Mann vom Schlüsseldienst öffnete die Tür mit wenigen Handgriffen.
    Als die Tür offenstand, bot sich uns ein Bild des Grauens. Der Russe lag in der Badewanne und die Farbe des Wassers ließ unschwer erkennen, dass er sich die Pulsadern geöffnet hatte und ausgeblutet war. Im ganzen Badezimmer war Blut verteilt, Fußspuren am Boden, Spritzer an den Wänden und sein Gesicht, das aus der Wanne ragte, sah aus, als wäre er vor seinem Ableben untergetaucht. Das war zwar abstoßend, aber wirklich schockierend war die Tatsache, dass der Typ, der die Stimmen hörte, blutverschmiert und reglos in der Wanne auf dem Russen lag.
    Kurze Zeit später traf ein ganzes Rudel von Polizisten und Männern in zivil ein, und als sie versuchten die Leiche des Obenliegenden anzuheben, gelang ihnen das nicht.
    „Großer Gott, der lebt noch!“
    Nun setzte sich alles in Bewegung und wir wurden in Richtung unseres Zimmers geschoben. Auf dem Weg dorthin hörten wir, wie der Typ anfing zu schreien, als man ihn vermutlich mit Gewalt von der Leiche entfernen wollte. Das Bild, das sich uns dann bot, erinnerte an den Film Texas Chainsaw Massacre. Vier Beamte, die nun selbst von Kopf bis Fuß mit Blutspritzern überzogen waren, brachten den wild umsich schlagenden und tretenden Typ aus der Wohnung.
    Der Hundefreund stand inzwischen im Türrahmen seines Zimmers und hämmerte rhythmisch wild mit seinem Kopf gegen das Türblatt, bis auch er von zwei weiteren Beamten aus der Wohnung geführt wurde. Mit weit aufgerissenen Augen standen wir vor unserer Zimmertür und wussten nicht, wie uns geschah. Als man auch uns in ein Auto der Polizei gepackt hatte, wurden wir ins Krankenhaus gefahren, wo wir in der psychiatrischen Klinik zur Beobachtung aufgenommen wurden. Die uns vertraute Umgebung und die Löffel Benzodiazepin schufen in der Tat innere Ruhe und ließen uns kurze Zeit später einschlafen.
    Schwer lastete die Welt auf mir und ich fühlte mich wie ein alter Lumpen, den man lieblos weggeworfen hatte. Benommen öffnete ich die Augen, blickte in eine unwirkliche Welt und suchte mit meinem Blick nach Conny. Mit maßloser Kraftanstrengung kroch ich aus dem Bett und versuchte ein Fuß vor den anderen zu setzen. Ein intensiver Farbton verzerrte das Bild von Conny vor mir. Ein Farbton, den ich nur spürte und nicht erkannte. Der Boden sog an mir und erst gefühlte Stunden später hatte ich meinen Traumprinzen erreicht. Meine Hand auf seinem Arm entzündete seinen Körper. Er brannte lichterloh und die Flammen drängten mich zurück. Ich begann zu schreien, wollte ihn aus dem Flammenmeer reißen, doch ich erreichte ihn nicht mehr.
    Der Stich einer Injektionsnadel in meinen Oberschenkel ließ mich in die Realität zurückkehren, wo ich von einigen Pflegern festgehalten wurde. Neben mir erkannte ich weder Conny, noch ein Bett, da war kein Platz für ein Bett. Dieses Bild nahm ich mit, während sich Wolken vor meine Augen legten und mich das Nichts verschluckte.
    Eine erdrückende Leere begleitete mein Erwachen. Es war dunkel und mein letztes Bild sollte auch mein Erstes sein. Neben mir zeigte mir ein vergittertes Fenster einige Sterne am Nachthimmel. Kaum hatte ich die Klammer am Finger gespürt, öffnete sich die Tür und ein Pfleger trat ein.
    „Geht es dir besser?“
    „Wo ist Conny?“
    „David, der Doktor wird dir morgen alles erklären. Schlafjetzt weiter, wir passen auf dich auf. Sag Bescheid, wenn du nicht schlafen kannst.“
    Ich klammerte mich an die Gedanken, die ich zu halten vermochte, denn die meisten zerliefen wie Wasser zwischen den Fingern, das man mit den Händen zu greifen sucht. Ich war in der Psychiatrie gefangen, hinter einem vergitterten Fenster. Conny war nicht da und hätte auch nicht hier sein können, da kein Platz für ein weiteres Bett im Zimmer war. Das Erlebte in der Wohngemeinschaft flog in diffusen Bildern an meinem geistigen Auge vorbei. Warum sagte mir der Pfleger nicht, wo Conny war?
    Plötzlich sah ich die drei Schafköpfe vom Sozialamt vor mir und das Gefühl, das mich damals überkam, packte mich erneut. War Conny mein Tylor

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