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Mein neues Leben als Mensch (German Edition)

Mein neues Leben als Mensch (German Edition)

Titel: Mein neues Leben als Mensch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Weiler
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hänselte er mich mit dem blöden Gänseblümchenköder. Gänseblümchen. Pah! Ich sei ein dummer Salat, und er habe seine Methoden und wir würden schon sehen.
    Am nächsten Morgen gingen wir angeln. Zu dritt. Antonio weckte mich um 05   :   30 Uhr, denn «nur dä Fruhwurm fangte eine Fisch». Er selbst war bereits eine halbe Stunde zuvor aufgestanden, um im Garten nach Fruhwurmen Ausschau zu halten. Er hielt eine kleine Dose in der Hand, in der sich bedauernswerte Geschöpfe kringelten. Auch Kaffee hatte er schon gebrüht, einen ordentlichen Schwimmer gebastelt und Gewichte angebracht. Unsere prähistorische Rute sah fast wie eine echte Angel aus.
    Nick, Antonio und ich marschierten zum Weiher, und mein Schwiegervater erklärte, zum Anfüttern habe er Paniermehl dabei und Maiskörner für den Haken, eine todsichere Methode sei das.
    Wir setzten uns ans Ufer, und Antonio streute das Mehl ins Wasser. Er legte den Zeigefinger vor den Mund, und wir schwiegen fast eine ganze Minute. Dann fummelte er mit einem Maiskorn am Haken herum und warf die Angel aus. Nick beobachtete jede Regung seines Großvaters mit andächtiger Neugier. Antonio goss sich einen Kaffee ein und blickte aufs Wasser.
    «Und was machen wir jetzt?», fragte Nick.
    «Nu warten auffe die große Fischda. Der iste dadrin und bekommte Lust auf eine prima colazione unde peng haben wir der Bursch.»
    Dann geschah nichts weiter, es war allerdings bemerkenswert kühl. Und langweilig. Plötzlich griff Antonio die Angel und behauptete, es habe sich etwas bewegt. Er hampelte eine Weile mit der Angel am Ufer herum, schrie auf Italienisch den Tümpel an und riss dann Schnur, Pose und Haken aus dem Wasser. Letzterer war leer.
    «Dä Kerle iste entewitscht, Dä iste nikte blöde», rief Antonio und machte sich abermals am Haken zu schaffen. Dabei sah ich, dass er den Mais keineswegs befestigte, sondern in seiner Hosentasche verschwinden ließ. Nick bekam nichts davon mit. Antonio warf die Angel wieder aus, setzte sich und erzählte seinem Enkel von einem ungeheuren Karpfen, größer als Nick sei der gewesen und doppelt so schwer. Und er, Antonio, habe ihn 1962 unter größten Anstrengungen gedrillt und besiegt.
    «Opa, was machen wir, wenn wir den Karpfen an der Angel haben?»
    «Wir ollene ihn raus, dann make wir Peng mit der Knuppel gegen der Kopp und aus iste.»
    Da bekam Nick Angst. Das war ihm nicht klar gewesen. Man zieht den Haken aus dem Maul, dann erschlägt man das hilflose Wirbeltier. Nick flehte um Gnade für den Karpfen, aber Antonio ließ sich auf keine Diskussionen ein. Er werde dem Fisch eigenhändig die Leber entfernen, ließ er wissen. Zum Glück biss niemand an, was weder mich noch Antonio wunderte, Nick aber über eine Stunde lang in höchster Spannung hielt.

    Auf dem Heimweg war mein Sohn sehr erleichtert. Es war aufregend gewesen, viel aufregender als mit mir und meinem sinnlosen Gänseblümchen.
    «Ich habe genau gesehen, dass kein Köder dran war», flüsterte ich Antonio zu.
    Er antwortete, dass es nicht darauf ankäme, etwas zu fangen, sondern dass es nur um das Angeln an sich ginge. Und dass Nick mit seiner, Antonios, Maiskörnchen-Taktik einen großen Angeltag erlebt habe. «Immer mach una bella figura», flüsterte er mir zu. Man kann eine Menge von den Italienern lernen, finde ich.

Die Hochzeit des Jahres
    Wir gleiten allmählich in ein kritisches Alter, denn die Hochzeitseinladungen werden seltener. Dafür nehmen jene für 50. Geburtstage zu. Und die zu Beerdigungen. Wenn überhaupt noch geheiratet wird, bekommt man das oft gar nicht mehr mit. Vor einigen Wochen traute sich ein Freund von mir zum dritten Mal, doch er machte kein Aufhebens davon. Seine Braut und er gingen alleine zum Standesamt und fuhren danach zu Ikea, um dort feierlich zu frühstücken. Das kann man traurig finden, aber auch konsequent.
    Ich war auf jeden Fall überrascht, als ich heute Morgen mit der Post einen kostspieligen Umschlag aus dem Briefkasten würgte. Dieser enthielt einen dicken Stapel Papier. Die erste Seite war überschrieben mit «Unsere Traumhochzeit». Darunter macht es heute keiner mehr. Traumehen sind selten geworden, aber die Hochzeiten sind gigantisch. Ich las. Es handelte sich hierbei nicht einfach um eine Trauung, sondern um eine Mischung aus einer Studiosus-Reise, einer Nordwand-Besteigung und einem Volksmusik-Event. William und Kate sind eine Lachpille gegen Matthias und Saskia.
    Die beiden rechnen fest damit, dass wir uns die Zeit vom

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