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Mein neues Leben als Mensch (German Edition)

Mein neues Leben als Mensch (German Edition)

Titel: Mein neues Leben als Mensch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Weiler
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13. bis 16. Oktober für sie freihalten. Sie erwarten uns ab Freitag, 12 Uhr. Und zwar nicht in Stuttgart, wo sie zu Hause sind, sondern in Österreich, am Wolfgangsee. Dort haben sie Kontingente in drei Hotels reserviert und wir können uns aussuchen, wo wir schlafen wollen, Preisliste anbei. Natürlich dürfen wir die Kinder mitnehmen, dann sind es eben zwei Zimmer.
    Nach der Ankunft erfolgt laut Programm eine mehrstündige gemeinsame Wanderung auf einen Berg und zu einem Imker, bei dem wir Honig und Kerzen und Badezusätze kaufen können. Matthias und Saskia wünschen sich, dass alle mitkommen, weil wir doch sicher sehen wollen, wo er ihr den Heiratsantrag gemacht hat, nämlich am Gipfelkreuz (wetterfeste Kleidung!). Dort wird Punkt 18 Uhr ein halbes Schwein gegrillt, danach kommt eine Aufführung der besten Lieder von Udo Jürgens zum Vortrag, dargeboten von Verwandten des Brautpaares, die seit November proben.
    Nach der Rückkehr ins Hotel (geplant gegen 20   :   30 Uhr) möchten wir uns bitte umziehen (Tracht!), denn es geht um 21 Uhr in einen zwölf Kilometer entfernten Heuschober, wo uns ein Zitherspieler sowie diverse regionale Spezialitäten erwarten. Wir könnten schon mal das Essen bestellen, dann geht es damit schneller (Preisliste anbei). Kinder bis zwölf Jahre sind am Freitagabend nicht erwünscht, weil die Eltern sonst immer an ihnen herum erziehen und auch früher ins Bett gehen, und das schlägt auf die Stimmung.
    Am Samstag erhalten alle Gäste die Möglichkeit, mit Matthias zum Gleitschirmfliegen zu gehen. Möglich sind auch Tandemflüge (Preisliste anbei). Danach umziehen, Mittagessen in einem bezaubernden Lokal 20 Kilometer südlich von Sankt Gilgen, und gegen 15 Uhr treffen wir uns zur Hochzeitsmesse, die von einem ganz irren Pfarrer abgehalten wird, den Matthias und Saskia mal auf einem Harley-Treffen in der Lüneburger Heide kennengelernt haben.
    Anschließend dürfen wir unsere Geschenke in einer antiken Postkusche ablegen (Wunschliste anbei) oder Geld in einen Kasten werfen. Für eine neue Couch, Abbildung (ächz) anbei. Dann folgt ein Gokart-Rennen gegen Einheimische und abends dann das Essen und die Feier, zu der die Damen im Abendkleid und die Herren im Smoking erscheinen möchten, denn das Motto der Party lautet: Die wilden Zwanziger. Kinder bitte dazu nicht mitbringen, siehe oben. Gerne dürfen wir uns auch am Abendprogramm beteiligen. Beiträge und Ideen möchten wir bitte bei den Cousinen anmelden, deren Kontaktdaten wir auf Seite neun finden. Die freuen sich schon! Für eine Tombola zugunsten der Flitterwochen von Matthias und Saskia wird zudem um Sachspenden gebeten und um den Kauf von möglichst vielen Losen zu je zehn Euro. Wenn man seine eigene Spende gewinnt, kann man aber tauschen.
    Zum Ausklang der Feierlichkeiten bittet man uns am Sonntag zu einem gemütlichen Hüttenfrühstück auf 1800 Metern Höhe, und dann wird es langsam Zeit für die Abreise. Klingt ja wirklich sehr aufregend, besonders der Hinweis, man habe ein Jahr lang geplant und wünsche sich sehr, dass alle Gäste mitziehen.
    Das würde ich vielleicht auch. Nur: Ich habe absolut keinen Schimmer, wer Matthias und Saskia überhaupt sind.

Vierundzwanzigmal werden wir noch wach
    Unsere Tochter hat eine enorme Gerechtigkeitslücke in unserem Haushalt ausgemacht. Es sei nämlich so, hob sie vor einigen Tagen in präadoleszentem Tremolo an, dass in der kommenden Woche die Adventskalender aufgehängt würden, und da habe sie mit gehörigem Gram festzustellen, dass sie seit Jahren praktisch dasselbe Zeug darin vorfände wie ihr immerhin vier Jahre jüngerer Bruder. Ein paar erklärende Worte zu unserem Adventskalenderbrauch: Wir kaufen keine fertigen Kalender mit Türchen und Schokolädchen, sondern beschicken seit Jahren zwei selbst gebastelte Exemplare mit Kleinigkeiten: Gummibärchen, Radiergummis, Daumenkinos, Überraschungseier, Center-Shock-Kaugummis, Dinge diesen harmlosen Zuschnitts. Bisher waren damit alle zufrieden. Bisher.
    Sie würde nun jedoch langsam älter, und daher sei es nicht mehr okay, dass sie wie Nick saure Kaugummis erhielte, meckerte Carla, was Nick dazu veranlasste, «saure Kaugummis» frohlockend, durchs Wohnzimmer zu rasen. Seine Vorfreude auf Pfennigartikel aus der Chemieschmiede ruchloser Süßigkeitenhersteller kennt keine Grenzen. «Siehst du», fuhr Carla fort, «für ihn ist das toll. Aber wer denkt an mich?» Ich fragte sie, was sie stattdessen in ihrem Adventskalender

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