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Mein neues Leben als Mensch (German Edition)

Mein neues Leben als Mensch (German Edition)

Titel: Mein neues Leben als Mensch (German Edition) Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Jan Weiler
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vorzufinden erwarte, und sie zählte allerhand Artikel aus dem Setzkastenmilieu weiblicher Teenager auf, zum Beispiel bestimmte Nagellacke und Robert-Pattinson-Devotionalien und sprechende Bilderrahmen sowie eine Poodlebag. «Eine was?», fragte ich. «Eine Tasche mit einem Pudel drauf, wenn ich schon keinen richtigen Pudel haben kann.»
    «Pudel sind was für die Jacob Sisters», entschied ich, und komischerweise fragte sie nicht, wer die Jacob Sisters sind. Vermutlich hält sie die Jacob Sisters für weitläufige Verwandte der Jonas Brothers.
    Aber an ihrer Kritik war schon etwas dran. Immerhin werden die Kinder älter, und die Ansprüche ändern sich und sind irgendwann nicht mehr mit Schokolade und Pixie-Büchern zu befriedigen. Es lohnt sich, den Gedanken zu Ende zu denken und sich vorzustellen, jeder Mensch bekäme in jedem Jahr nur Dinge in den Adventskalender, die ihm in seiner aktuellen Lebenssituation Freude bereiten.
    Angela Merkel zum Beispiel. Die Schülerin aus Templin hat sich 1963 bestimmt sehr über Walnüsse und Plätzchen gefreut. Schon zehn Jahre später hätte man sie damit kaum hinter dem Labortisch hervorlocken können. Vierzig Zentimeter Hochfrequenzlitze hätten die Physikstudentin sicher gefreut, das wäre was gewesen, oder gleich ein kleiner knuspriger Spulenkern. Inzwischen wünscht sie sich insgeheim hinter jedem Türchen einen dankbaren Wähler oder wenigstens einen kurzen Applaus oder eine klitzekleine Idee zum Regieren. Aber vermutlich bekommt sie nur Adventskalender mit Euromünzen aus Schokolade oder so etwas. Und das ist ja eigentlich deprimierend. Da hätte man auch gleich Physikerin bleiben können.
    Und wie haben wir unser Carla-Problem gelöst? Letztlich besorgten wir doch wieder allerhand Süßigkeiten und für Carla auch ein paar Vampir-Accessoires. Nächstes Jahr wird es damit vorbei sein, und dann werden neue Themen in unser und Carlas Leben treten.
    Im Übrigen besitze auch ich in diesem Jahr einen Adventskalender. Er kam gerade mit der Post als Geschenk von einem Werkzeugversand, bei dem ich einmal einen winzigen Schraubendreher bestellt habe, um Nicks ferngesteuerten Hai zu reparieren, was nicht gelang und mir den Vorwurf eintrug, ich hätte ihn erst richtig kaputt gemacht und damit gleichsam das Leben meines Sohnes zerstört. Jedenfalls habe ich das riesige Adventskalenderposter von den Werkzeugheinis im Büro aufgehängt.

    Hinter jedem Türchen nackte Weiber mit Werkzeug in der Hand. Das zwölfte Türchen habe ich schon einmal heimlich geöffnet. Unter einer so üppig bestückten Handwerkerin, dass es mit natürlichen Vorgängen nicht mehr zu erklären ist, stand der sagenhafte Satz: «Chantal zeigt dir, wo der Hammer hängt.» Natürlich muss ich unbedingt wissen, ob denen für die restlichen dreiundzwanzig Tage vergleichbar irre Sprüche eingefallen sind. «Jacqueline nimmt dich in die Zange» oder so etwas. Bin regelrecht fipsig bei dem Gedanken, dass dieser lyrische Kanonendonner noch bis Heiligabend geht. Ich kann meine Tochter gut verstehen.

Lilly, Gimli und Steve aus Kasachstan
    Lilly ist weg. Einfach verschwunden. Lilly war der dsungarische Zwerghamster unseres Sohnes Nick. Wir kauften aus Gerechtigkeitsgründen zwei dieser wühlenden Nager zu Weihnachten, einen für Carla und einen für Nick. Beim Kauf riet man uns davon ab, beide in einen gemeinsamen Käfig zu setzen, weil es sein könnte, dass sie sich gegenseitig umbrächten. Das konnten wir uns angesichts des pazifistischen Äußeren dieser winzig kleinen kasachischen Hämsterchen nicht vorstellen, aber das bedeutet nichts. Meine Frau sieht zum Beispiel fast genau so süß aus wie ein dsungarischer Zwerghamster, und trotzdem habe ich einmal erlebt, wie sie sich mit einer noch kleineren Japanerin in einem Outlet-Store bei Florenz um eine Bluse beinahe gehauen hat. Die Asiatin gab im Verlauf der kurzen, aber äußerst schauwertigen Vorstellung sehr merkwürdige Laute von sich. Am Ende hat Sara trotzdem gesiegt. Sie hat die Fellfarbe eines Hamsters, aber das Herz einer Löwin.
    Wir kauften jedenfalls zwei Käfige, zwei Wasserschälchen, zwei Höhlen, zwei Laufräder und eben zwei dieser kasachischen Steppenhamster, die von unseren Kindern am Heiligen Abend erheblich begeisterter begrüßt wurden als die Niederkunft des Heilands. Nick entfernte umgehend das Jesuskind aus der Wiege in der Holzkrippe und legte seine verstörte Hamsterin hinein, die uns ansah, als seien wir nicht ganz bei Trost.
    Carla schlug

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