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Mein Offizier und Gentleman

Mein Offizier und Gentleman

Titel: Mein Offizier und Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE HERRIES
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unsicher. Sie ermutigte ihn nicht gerade. Hatte er gestern ihre Gefühle falsch interpretiert?
    Wenig später ließ sich Lucy lächelnd in den Wagen helfen, wich jedoch Jacks Blick aus. Sie wusste, wie tief sie für ihn empfand, und wünschte aus tiefstem Herzen, seine Frau zu werden, trotzdem blieben die einmal geweckten Zweifel. Sie wollte keine Vernunftehe führen und würde sich nicht damit ab fi nden können, wenn ihr Gatte weiterhin seine Geliebte unterhielt.
    Während sie ihre Runden durch den Park drehten, konnte zu Lucys Beruhigung kein intimes Gespräch statt fi nden, da der Reitknecht auf dem Dienersitz mitfuhr, doch nach einer Weile schlug Jack einen kleinen Spaziergang vor. Ein wenig zögerlich willigte sie ein. Nachdem er ihr aus dem Wagen geholfen hatte, führte er sie ein wenig abseits vom Fahrweg in den Schatten einer Baumgruppe.
    „Lucy“, sagte er nach kurzem Besinnen, „Sie müssen bemerkt haben, wie außerordentlich ich Sie schätze.“
    Lucy wandte sich ihm zu und sah ihn offen an. „Und ich Sie, Harcourt. Wir sind gute Freunde, nicht wahr?“
    „Ich glaubte, es wäre vielleicht mehr als Freundschaft?“
    „Ja, vielleicht, und ich möchte denken, Harcourt, dass wir uns sogar sehr gern haben – aber wir kennen einander noch nicht sehr gut, nicht wahr?“
    „Ah …“ Jack runzelte die Stirn; das kam unerwartet, eigentlich hatte er vermutet, sie hätte längst auf seinen Antrag gewartet. Fragend hob er die Brauen. „Lucy, wenn ich Sie heute um Ihre Hand bäte, wie würden Sie antworten?“
    „Ich würde Sie fragen, ob Sie mir ein wenig Bedenkzeit geben würden“, antwortete Lucy und sah ihn befangen an. „Ich habe Sie wirklich sehr gern, Harcourt – doch ich würde Sie gerne besser kennenlernen. Sehen Sie, diese wenigen Gesellschaften, die eine oder andere Ausfahrt …“ Verlegen errötete sie, da sie nicht gut aussprechen konnte, was ihr wirklich auf der Seele lag. „Außerdem würde Mama auf einem längeren Verlöbnis bestehen, so sagte sie jedenfalls.“
    „Ich verstehe.“ Jack sah sie eindringlich an. Langsam dämmerte ihm, dass er Miss Lucy Horne nicht sehr gut kannte. Sie war entzückend, und wenn sie lächelte, war es, als wenn die Sonne aufginge, aber was in ihrem Kopf vorging, wusste er nicht. Ihre Antwort hatte er wahrhaftig nicht vorhergesehen. „Aber Sie weisen mich nicht ab? Also darf ich hoffen?“
    „Oh, ja, gewiss.“ Beinahe wünschte sie, sie hätte gleich Ja gesagt. „Sagen wir, wir sind uns einig, ohne uns jedoch durch ein Versprechen gebunden zu haben?“ Sie sah ihm fest in die Augen. „Sollten Sie dann feststellen, dass ich doch nicht ihr ganzes Glück bedeute, würde ich das verstehen.“
    „Tatsächlich?“ Jack wurde plötzlich klar, worum es hier eigentlich ging. Lucy war das Gerede zu Ohren gekommen! Und wie es der Teufel wollte, konnte er zurzeit unmöglich etwas davon ableugnen. „Glauben Sie mir, Lucy, wenn ich nicht glaubte, dass wir wahrhaft glücklich miteinander werden können, würde ich Sie nicht bitten, mich zu heiraten.“
    „Oh …“ Errötend wandte Lucy den Blick ab. War sie töricht gewesen, ihr Urteil von fremden Menschen beein fl ussen zu lassen? „Habe ich Sie gekränkt, Harcourt? Das wollte ich um nichts in der Welt!“
    In der Tat hatte sie seinen Stolz verletzt, was er allerdings nicht zugeben würde. „Nein“, antwortete Jack also nicht ganz wahrheitsgemäß, „ich fi nde, Ihre Besonnenheit macht Ihnen Ehre. Nun, ich will mich sehr anstrengen, um mir Ihre gute Meinung zu verdienen.“ Er lächelte seltsam. „Keh ren wir heim? Wir sehen uns heute Abend, nehme ich an?“
    „Sind wir noch Freunde?“, fragte Lucy besorgt, denn sie spürte seine plötzliche Reserviertheit.
    „Sicher sind wir Freunde – im Augenblick, doch will ich ehrlich sein, ich hoffe auf mehr.“
    „Und ich auch“, murmelte Lucy schwach.
    Niedergeschlagen saß sie auf dem Heimweg neben ihm. Natürlich hatte sie ihn gekränkt, auch wenn er es verneinte. Mittlerweile bereute sie ihre Antwort beinahe. Hätte sie sich unter den gegebenen Umständen denn anders verhalten können? Außerdem hatte er gar nicht richtig um sie angehalten! Unsinn, sie machte sich etwas vor! Er hatte nicht of fi ziell gefragt, weil sie um Bedenkzeit gebeten hatte. Als Gentleman, der er war, würde er sie niemals gegen ihren Willen bedrängen.
    Als er sie vor Marlbeck House absetzte, sagte er: „Schauen Sie nicht so betrübt drein, Lucy. Wir werden Möglichkeiten fi nden,

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