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Mein Offizier und Gentleman

Mein Offizier und Gentleman

Titel: Mein Offizier und Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE HERRIES
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dass David Middleton nie einen Ring verspielt hätte, der ihm so teuer war. Sie, Collingwood, sind ein Betrüger, und sehr wahrscheinlich ein Mörder. Wenn das hier erst bekannt wird, werden Sie in diesem Club nicht mehr willkommen sein – und in keiner anständigen Gesellschaft!“
    „Meine Herren, nehmen Sie sich, was Ihnen gehört“, sagte Jack, während er aufstand und auf den Berg Goldmünzen wies. „Der gesamte Einsatz hätte ihm gehört, denn er hat auch noch das Ass – es steckt in seiner Tasche. Ich gebe mich mit dem hier zufrieden.“ Er wies den Ring vor, ehe er ihn verstaute. „Collingwood, ich habe Ihnen nichts mehr zu sagen. Diese Herren werden sich um Sie kümmern. Gute Nacht allerseits.“
    Jack wandte sich ab, und in diesem Moment sprang Collingwood auf, riss eine Pistole aus der Tasche und zielte auf Jacks Rücken, doch bevor er abdrücken konnte, schlug Greaves ihm den schweren silbernen Knauf seines Spazierstocks in den Nacken. Collingwood sackte zu Boden, der Schuss löste sich, und die Kugel schlug in ein Tischbein. Jack blickte sich noch einmal um, doch als er sah, dass die anderen Herren die Lage meisterten, verließ er den Club.
    „Holen Sie die Wache“, befahl Greaves einem der aufgeregt herbeieilenden Klubdiener. „Der Mann ist ein Betrüger, vielleicht ein Mörder, und gerade eben wollte er Lord Harcourt in den Rücken schießen.“
    Die stämmigen Männer zerrten Collingwood fort, der eben wieder zu sich kam.
    „Harcourt!“, rief Greaves und folgte Jack auf die Straße hinaus. „Einen Augenblick! Sie sind ein teu fl isches Risiko eingegangen. Er hätte sie getötet.“
    „Ich vertraute Ihnen voll und ganz“, sagte Jack, düster lächelnd. „Ich hatte gehofft, dass er sich genau so verhalten würde. Denn eine Anklage wegen Falschspiels hätte er vielleicht abweisen können – das hier nicht mehr! Er ist erledigt! Wahrscheinlich wird man ihn wegen versuchten Mordes belangen. Mehr wollte ich nicht.“
    „Sie haben uns einen großen Dienst erwiesen, Harcourt – trotzdem war es teu fl isch riskant. Sie sind ein verdammt kühler Bursche. Als Feind möchte ich Sie nicht haben.“
    „Glauben Sie mir, eigentlich bin ich ein netter Mensch. Aber David Middleton war mein Freund … genug davon. Endlich kann er in Frieden ruhen.“ Er streckte Greaves die Hand hin. „Ich danke Ihnen von Herzen für Ihre Unterstützung.“
    „Gern geschehen“, sagte der Mann rau. Dann zog er fragend die Stirn kraus. „Man hört so einiges, Harcourt. Darf ich Ihnen Glück wünschen – oder ist es nur Gerede?“
    „Zurzeit noch. Doch wenn die fragliche Dame mich haben will, dürfen Sie mir demnächst gratulieren.“ Er nickte Greaves verabschiedend zu und winkte einem Mietkutscher.
    Während er sich in die Polster zurücklehnte und der Wagen anzog, wurde ihm bewusst, wie erleichtert er sich fühlte. Zu lange hatte ihn der Tod seines Freundes belastet, deshalb war er froh, das nun ausgestanden zu haben. Möglicherweise war ihm ein Aspekt der Angelegenheit entgangen – nämlich, inwieweit Staunton damit zu tun haben mochte – doch würde er das möglichst unauffällig herauszu fi nden versuchen. Mit Sicherheit ist der Gatte meiner Schwester schwerer zur Strecke zu bringen als Collingwood, dachte Jack, und bisher habe ich nichts in der Hand als Garricks Brief. Vielleicht sollte er sich doch mit ihm in Verbindung setzen. Zuerst jedoch hatte er etwas Persönliches zu erledigen.
    Bisher war er sich nicht sicher gewesen, ob es richtig wäre, Lucy um ihre Hand zu bitten, da er einige Jahre älter war als sie und um viele Jahre erfahrener. Doch nun, da dieser Schwachkopf Lawrence ihren Namen ins Gerede gebracht hatte, gab es nur einen richtigen Weg, selbst wenn seine Gefühle dagegen gesprochen hätten: Er musste sie fragen. Glücklicherweise war er sich schon länger klar darüber, dass er keinen größeren Wunsch hegte, als sie zu heiraten. Wenn sie ihn wollte … doch er war sich ziemlich sicher, dass sie ihn zumindest sehr gern hatte, und ein oder zweimal hatten ihre Augen sehr deutlich gesprochen, wie er fand. Und der Altersunterschied spielte wohl auch keine Rolle – immerhin stand er in der Blüte des Lebens. Eine leichte Unruhe erfasste ihn, doch nur kurz. Er war noch nie verliebt gewesen. Zwar fl ogen die Frauen auf ihn, aber er hatte stets sehr vorsichtig gewählt – meistens eine trostbedürftige junge Witwe. Und wenn Lucy nun fand, dass er für sie nicht gut genug war?
    Ein wenig

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