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Mein Offizier und Gentleman

Mein Offizier und Gentleman

Titel: Mein Offizier und Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE HERRIES
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reichte nun Lucy die Hand. Noch während sie die Tritte hinabstieg, erblickte sie Jack, der gerade aus dem Haus trat, und ihr Herz schlug schneller. Mit lässiger Eleganz gekleidet, machte er eine eindrucksvolle Figur. Man sah ihm an, dass er hierher gehörte und hier ganz in sich ruhte. Sein Haus war nicht so groß wie Marlbeck Place, doch mit seinen roten Ziegelmauern wirkte es sehr ansprechend. Ein großer Park umgab es, und die Gärten waren wohlgep fl egt, mit vielen hübschen, aber unregelmäßig angelegten Stauden- und Rosenbeeten.
    „Schön, dass ihr heil angekommen seid“, sagte Jack, an alle gerichtet, doch sein Blick ruhte nur auf Lucy. „Marianne und Drew, ihr wart ja schon häu fi ger hier, doch Sie, Lucy, darf ich zum ersten Mal begrüßen; ich heiße Sie ganz herzlich willkommen.“
    „Danke für die Einladung“, entgegnete Lucy und schenkte ihm ein hinreißendes Lächeln, das ihm den Atem raubte. „Als wir durch den Park fuhren, sahen wir einige Rehe. Wir staunten, dass sie sich so nahe heranwagten.“
    „Ah, sie haben keine Angst, da sie nie gejagt wurden. Als meine Mutter noch lebte, p fl egte sie sie zu füttern, was die Jagdaufseher heute allerdings nur noch im Winter bei sehr rauer Witterung machen. Im Andenken an meine Mutter ist das Wild nicht zur Jagd freigegeben, nur müssen wir hin und wieder den Bestand ausdünnen, damit er gesund bleibt.“
    „Ich glaube, ich hätte Ihre Mutter gemocht“, sagte Lucy lächelnd, während er sie ins Haus geleitete. In der Halle, aus der eine breite, geschwungene Treppe in das obere Stockwerk führte, sah sie sich um. Alles war mit schimmerndem Holz getäfelt, dem man die ständige P fl ege ansah. Vorhänge und Möbel waren weder nagelneu noch übertrieben modisch, doch von ausgezeichneter Qualität, und verliehen dem Haus eine warme, freundliche Atmosphäre.
    Harcourt führte sie in den Salon, wo am Kamin eine Frau mit dunkelblondem Haar stand, hochgewachsen, schlank und recht hübsch. Wie traurig ihre Augen wirken!, dachte Lucy, ob sie wohl unglücklich ist?
    „Amelia, meine Liebe, darf ich dir Miss Lucy Horne vorstellen?“, sagte Jack herzlich, und an Lucy gewandt: „Lucy meine Schwester Amelia, Lady Staunton.“
    Lucy knickste leicht, doch Amelia schüttelte den Kopf, trat auf sie zu und küsste sie auf die Wange. „Ich freue mich sehr, Miss Horne. Oder darf ich Lucy sagen?“
    „Aber natürlich, gern, Lady Staunton.“
    „Doch dann müssen Sie auch Amelia zu mir sagen. Ich hoffe, wir werden gute Freunde, Lucy.“
    „Danke, Amelia, wie lieb Sie sind.“ Lucy lächelte sie an. Sie sah den Blick, den Amelia ihrem Bruder schenkte, und wusste sofort, dass die beiden einander sehr zugetan waren.
    „Als ich noch klein war, habe ich mir oft einen Bruder gewünscht – natürlich nicht anstatt der Schwestern.“
    „Und ich wünschte mir oft eine Schwester“, sagte Amelia lächelnd, wenn dieses Lächeln auch nicht den Hauch von Melancholie, der sie umgab, fortwischen konnte. „Es wäre schön, wenn wir uns hier näherkämen, Lucy. Sagen Sie bitte, reiten Sie?“
    „Ich bin sehr ungeübt, da ich seit Jahren keine Gelegenheit mehr dazu hatte, doch Harcourt hat mich vor Kurzem das Kutschieren gelehrt.“
    „Jack hat Ihnen erlaubt, sein Gespann zu fahren?“, fragte Amelia verblüfft. „Die Rappen etwa? Das sind wahre Teufel!“
    „Oh, nein, er besorgte mir einen für eine Dame passenden Wagen mit sehr braven Pferden.“
    Amelias erstauntem Blick begegnete Jack lächelnd, dann sagte er: „Ich denke, hier auf unserem Grund könnten wir vielleicht ein etwas spritzigeres Gespann versuchen.“
    „Oh, Lucy, wollen Sie mich nicht morgen auf dem Besitz herumfahren?“, bat Amelia. „Und ich würde Sie gern überreden, das Reiten wieder aufzunehmen.“
    „Es wird sich sicher einrichten lassen“, meinte Jack. „Doch nun“, wandte er sich an Marianne, die gerade hereinkam, „möchtet ihr bestimmt auf eure Zimmer. Mrs. March wird euch nach oben führen. Sobald ihr fertig seid, können wir den Tee einnehmen.“
    Marianne bedankte sich. „Ich will zuerst sehen, ob die Nanny mit Klein Andrea zurechtkommt; außerdem möchte ich mich umziehen, mein Kleid ist sehr zerdrückt – sagen wir, in einer halben Stunde?“
    Jack stimmte zu, und Lucy folgte ihrer Schwester und der Haushälterin die Treppe hinauf.
    „Sie ist entzückend, Jack“, bestätigte Amelia, als sich die Tür hinter den Gästen geschlossen hatte. „Ich mag sie jetzt schon. Bestimmt

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