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Mein Offizier und Gentleman

Mein Offizier und Gentleman

Titel: Mein Offizier und Gentleman Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: ANNE HERRIES
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der hohen Fenstertüren und blickte nachdenklich hinaus.
    „Bin ich die Erste zum Tee?“, fragte Lucy. Als er sich zu ihr umwandte und sie mit heißen Blicken förmlich verschlang, erschauerte sie wonnevoll. „Danke für das reizende Zimmer, Harcourt.“
    „Schön, dass es Ihnen gefällt“, entgegnete er und trat zu ihr. Ihr Herz klopfte schneller, als er ihr in die Augen schaute und sie die Leidenschaft hinter der hö fl ichen Maske glühen sah, die er ihr bisher stets im gesellschaftlichen Umgang gezeigt hatte. In diesem Augenblick erkannte Lucy, dass ihre Entscheidung, sich näher kennenzulernen, richtig war. Es war besser, sich erst langsam mit ihrer beider Emp fi ndungen vertraut zu machen, sonst würde sie vielleicht davor zurückschrecken. Nie zuvor hatte jemand sie so angesehen, und so erregend es auch war, weckte es doch auch verstörende, nie gekannte Sehnsüchte in ihr, die ihr ein wenig Angst ein fl ößten.
    „Wie reizend Ihnen diese Frisur steht! Sie sehen so sehr jung aus, dass ich nachgerade mein Alter fühle!“
    „Aber Sie sind nicht alt. Ich mag Sie so, wie Sie sind, Harcourt.“
    „Könnten Sie sich überwinden, mich Jack zu nennen? Wenigstens, wenn wir allein sind?“
    „Ja, wenn Sie möchten … Jack.“ Ihr Herz pochte heftig, als er den Kopf neigte und ihr tief in die Augen sah. Sie wusste, er wollte sie küssen. Sehnsüchtig seufzend öffnete sie die Lippen, wünschte sich, seine Arme um ihre Taille und seinen Mund auf dem ihren zu spüren.
    „Jack …“ Amelias Stimme brachte sie beide unvermittelt auf die Erde zurück. „Oh, Verzeihung, störe ich?“
    Lucy wandte sich zu ihr um, die ein wenig verlegen an der Zimmertür stand, und sagte: „Nein, nein. Ich sagte nur gerade, wie hübsch das Zimmer ist, das Jack für mich gewählt hat. Halfen Sie, es einzurichten?“
    „Nein, darum kümmerte er sich selbst. Ich war da noch bei meinem Gatten in Indien. Ich bin nur hier, weil unser kleiner Sohn erkrankte und die Ärzte das Schlimmste befürchteten, wenn wir ihn weiter dem heißen, feuchten Klima aussetzten.“
    „Ach, das tut mir leid. Geht es ihm mittlerweile besser?“, fragte Lucy mitfühlend.
    „Ja, sehr viel besser“, entgegnete Amelia lächelnd. Ehe sie mehr dazu äußern konnte, traten Marianne und Drew ein, und man begab sich an den Teetisch.
    Nach dem Tee verkündete Marianne, noch einmal nach der immer noch unruhigen Andrea sehen zu wollen, und Amelia schloss sich ihr an. Drew verschwand zu den Ställen, um mit seinem Reitknecht etwas wegen der Pferde zu klären.
    Allein mit Lucy, lud Jack sie zu einem kleinen Rundgang ein.
    „Könnten wir zum See hinuntergehen?“, bat Lucy.
    „Gern, wenn die Reise Sie nicht zu sehr ermüdet hat.“
    „Nein, überhaupt nicht“, versicherte sie ihm. „Ich sah den See vom Fenster aus, und bei Tante Bertha, wo wir ja jetzt leben, gibt es zwar schöne Spazierwege, doch keine Binnengewässer. Allerdings hat Drew einen See, wie Sie ja wissen …“ Ihre Wangen färbten sich rosig. „Ich war an jenem Tag noch sehr naiv, nicht wahr?“
    „Mag sein, doch ein Ehrenmann hätte Ihre Arglosigkeit nicht missbraucht.“
    „Ich hatte Glück, dass Sie dort waren – und auch, als Mr. Lawrence mich entführen wollte.“ Sie sah ihn unsicher von der Seite an. Inzwischen hatten sie den Garten verlassen und schritten dem See entgegen. „Man erzählte mir, dass Sie meinetwegen ein Duell austragen mussten. Das tut mir leid.“
    „Sie hatten keine Schuld daran, Lucy, und ich musste mich im Krieg Schlimmerem stellen.“
    „Ja, ich weiß. Aber es hätte mich sehr betrübt, wenn Ihnen etwas zugestoßen wäre.“
    „Denken Sie nicht mehr daran. Es ist vorbei“, sagte Jack lächelnd. „Als Amelia uns unterbrach, wollte ich Ihnen übrigens gerade sagen, wie herzlich es mich freut, Sie als Gast in meinem Hause zu haben.“ Und hier, dachte er, hätte ich sie zum ersten Mal geküsst, wenn Amelia nicht dazwischengekommen wäre.
    „Danke, ich freue mich, hier zu sein.“
    An Jacks Arm schritt sie gemächlich den Weg entlang. „Der See ist nicht sehr groß“, erklärte er, „aber er entspringt einer natürlichen Quelle. Ich ließ nur den Uferbereich ein wenig verschönern. Ein Inselchen allerdings kann ich Ihnen nicht bieten.“
    „Das macht nichts. Der See fügt sich sehr natürlich in die Umgebung. Oh, ich sehe, Sie haben Trauerschwäne! Eine ganze Familie, wie hübsch! Sie scheinen etwas für Tiere übrig zu haben! Ihre Hunde sah ich auch

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