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Mein perfekter Sommer

Mein perfekter Sommer

Titel: Mein perfekter Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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seinen Gewohnheiten, seinem Verhalten … und von allem anderen.
    Als ich merke, dass er auf mich wartet, gehe ich zu ihm und nehme das unvertraute Gerät entgehen.
    »Fliegenfischen, was?« Ich werfe einen prüfenden Blick auf das klare, dahinrauschende Wasser. »Wo fange ich an?«
     
    Nachdem Ethan mir gezeigt hat, wie ich die Schnur von der langen Leine abrollen lasse und aufs Wasser hinaus schleudere, richte ich mich mitten im Fluss neben ihm ein. Zu meinem Erstaunen ist meine Wut schon bald verflogen. Beruhigend rauscht das Wasser an mir vorbei, die Sonne wärmt mir die nackten Schultern und die leichte Brise raschelt über mir in den Zweigen. Es ist wie das ultimative Zen-Paradies. Jetzt verstehe ich endlich, warum Ethan immer so entspannt ist.
    »Was war das?« Ethan guckt rüber, etwa zwanzig Minuten lang haben wir in einträchtigem Schweigen nebeneinander gestanden.
    »Hä?«
    »Du hast geseufzt.«
    »Hab ich das? Oh, ich hab mich nur entspannt. Es ist so friedlich hier draußen.« Nirgendwo ein von Menschen produziertes Geräusch  – nur Wasser, Wind und gelegentlich Vogelgesang. Es ist, als wären wir die einzigen Menschen im ganzen Tal.
    Er nickt, verlagert sein Gewicht ein wenig und prüft den Zug auf seiner Schnur. Wie ich trägt er dicke Watstiefel aus
Gummi, die den halben Oberschenkel bedecken, aber er hat das T-Shirt ausgezogen und hat nur seinen Köderkorb quer über der Brust hängen. »Ich lass das alles gern mal hinter mir, um hier ein bisschen zu chillen. Viel ist es ja nicht, was man in Stillwater hinter sich lässt, ich weiß«, sagt er, »aber manchmal brauche ich einfach mal eine Pause. Besonders von meinem Bruder.«
    Das ist die Gelegenheit für mich. »Was hat Grady denn gemacht?« Ich schau zu ihm rüber, aber Ethan guckt nur unangenehm berührt.
    »Ach, nichts. Nur so Jungssachen.«
    Ich beschließe, ein wenig weiter zu bohren. »Ja, gestern hat er sich irgendwie seltsam benommen und so Sachen gesagt …« Ich behalte Ethan im Auge.
    Sein Kopf schnellt in meine Richtung. »Was für Sachen?«
    »Verrückte Sachen«, sage ich bedeutsam.
    »Ach, jaja. Beachte ihn einfach nicht«, rät Ethan mir schnell. »Echt, der redet nur Müll.«
    Ich hab genug. Das war’s dann wohl mit der durchtriebenen Geduld. »Müll, aha? Meinst du damit, dass er gesagt hat, wir würden rummachen?«
    »Was?« Ethan sieht aus, als würde er am liebsten abhauen, deshalb werfe ich meine Angel in seine Richtung aus, sodass sich mein Haken in seiner Schnur verheddert.
    »Du hast richtig gehört  – er hat gesagt, wir haben neulich Abend rumgemacht.« Den klagenden Ton, den meine Stimme bekommt, kann ich nicht unterdrücken. »Und Reeve wusste anscheinend auch Bescheid, also versuch gar nicht
erst, was abzustreiten. Warum machst du so was?« Meine Stimme wird lauter, als ich ihn angreife. »Du weißt doch, dass nichts passiert ist. Ich bin noch keine zwei Wochen im Ort und schon halten alle mich für eine Art Schlampe.«
    Ethan steht wortlos da, während ich auf die magische Erklärung warte, die alles wieder ins Lot bringt.
    »Tut mir leid«, sagt er schließlich ganz leise.
    Mir klappt der Mund auf. »Du hast also was gesagt!«
    »Nicht so!« Er will Richtung Ufer abrücken, aber meine Schnur strafft sich und zieht an seiner Angel. Ethan versucht die Schnüre zu entwirren und vermeidet mich anzusehen.
    »Was soll das denn? Ich dachte, wir wären Freunde und da drehst du dich um und …«
    »Sie haben es hochgespielt, klar?« Er wirkt aufgebracht. »Ich hab das nicht gewollt.«
    »Und warum hast du die Sache nicht richtig gestellt?« Ich will das ja verstehen. »Du musst doch bloß sagen: He, Jungs, ist nichts passiert.« Ich zerre heftiger an meiner Leine, damit sie sich nicht von seiner löst. »Oder du hättest mich warnen können. Wie wär’s denn damit? Ich bin total überrumpelt worden  – sogar Fiona ist auf diesem Trip. Und deine Mutter!«
    »Meine Mutter?« Ethan zerrt. »Was hast du ihr gesagt?«
    »Ich? Nichts! Aber so wie sie am Telefon klang, denkt sie, dass ich deine Freundin bin. Sie wollte mich zum Essen einladen!«
    »Oh, Mann.« Ethan sieht jetzt so hundeelend aus, dass er mir beinahe schon leid tut. Beinahe.

    »Du musstest doch nicht den Anschein erwecken, als ob daran was wahr wäre.« Wieder zerre ich an meiner Angel. »Wolltest du damit bei den anderen Jungs punkten  – oder was? Du bist doch nicht so ein Loser, der kein Mädchen abkriegen kann, schwul ist oder …
    Bei den

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