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Mein perfekter Sommer

Mein perfekter Sommer

Titel: Mein perfekter Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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zusammen.
    »Schleich dich nicht so an!«, blaffe ich und lege auf. »Und: nein. Wo hast du so was denn überhaupt aufgeschnappt?«
    »Hör mal.« Sie grinst anzüglich. »Ihr konntet doch neulich gar nicht voneinander lassen.«

    »Stimmt doch gar nicht!«
    »Ich hätte fast gekotzt bei dem ganzen Geflirte im Auto. Und dann im Kino: ›Oh, Ethan, wir gucken uns den Action-Film an‹, sagt sie mit hoher Stimme. ›Nein, Jenna, nicht, wenn du die Komödie sehen willst.‹ Igitt.«
    »So ist das also  – ich hänge mit einem Jungen ab, ein paar Stunden oder so, und dann tun alle so, als wären wir zusammen?«
    Sie grinst süffisant. »Wenn du vorhattest, damit durchzukommen, eine Schlampe zu sein, hättest du nicht in eine so kleine Stadt kommen dürfen.«
    Ich rausche ab. Es wäre etwas anderes, wenn ich tatsächlich geflirtet hätte  – wenn ich überhaupt irgendwas für Ethan übrig gehabt hätte, was sie hätten peilen können  – oder wenn ich mehr als einen lausigen Nachmittag allein mit ihm verbracht hätte, aber mein Gott! Wenn das so weitergeht, bin ich nächste Woche verheiratet!
    »Jenna?« Adam erwischt mich, als ich zur Haustür rausschieße. Er arbeitet am Verandageländer und mir scheint, ich sehe ihn nie ohne diesen Werkzeugkasten an seiner Seite. »Alles in Ordnung?«
    »Das kommt schon in Ordnung«, blaffe ich, ehe ich mich einkriegen kann. »Tut mir leid, ich bin nur irgendwie gestresst.« Ich atme ein paar Mal tief durch. Adam schaut mich mit ruhigem Interesse an.
    »Kann ich irgendwas für dich tun?« Er legt das Sandpapier hin, als wollte er reden.
    Ich schüttele den Kopf und gehe schon rückwärts die
Stufen der Veranda hinunter. »Danke, aber mir geht’s gut. Ich muss nur mit Ethan reden, sonst nichts.«
    »Ethan, soso?« Er kratzt sich den Bart. »Ich glaub, der ist draußen am Barlson Creek.«
    Ich bleibe stehen. »Willst du damit sagen, er ist nicht in der Stadt?«
    Er nickt. »Vor etwa einer Stunde hab ich ihn getroffen, er hat gesagt, er wolle mal raus und ein bisschen angeln gehen. Die Jungs hier fahren normalerweise zu den Untiefen ungefähr fünf Meilen vor der Stadt, ich würde sagen, da hast du die größten Chancen, ihn zu finden.«
    Ich zögere. Die Chance, Ethan allein zu erwischen, ist zu gut, um sie sich durch die Lappen gehen zu lassen. »Ist das leicht zu finden?«
    Adam schmunzelt. »Ich zeichne dir am besten eine Karte.«
     
    Bewaffnet mit der hingekritzelten Wegbeschreibung, dem Pick-up und einem paar Watstiefel finde ich Ethan oberhalb der Stadt, wo der Fluss sich von der Straße weg schlängelt. Zwischen Felsblöcken und Treibholz strömt das Wasser hier breit und seicht dahin. Ich klettere die Böschung runter und rufe zu der Stelle rüber, an der er im knietiefen Wasser steht.
    »He!«
    Ethan schaut sich um und lässt beinahe die Angel fallen. »Jenna? Was machst du denn hier?«
    »Na ja, ich hab gehört, dass du hier oben bist, da dachte ich, ich komm vorbei und lern was dazu.« Ich achte auf
einen ganz neutralen Ton und verberge sämtliche Spuren von Verletztheit und Verwirrung.
    »Öh, toll.« Ethan scheint verdattert zu sein, doch er watet aufs Ufer zu.
    Ich warte und überlege mir meinen nächsten Zug. Auf der Fahrt hier hoch habe ich mir vorgestellt, wie es wohl wäre, seinen verlogenen Arsch ins eiskalte Wasser zu schubsen, aber jetzt bin ich mir nicht mehr so sicher. Ethan wirkt so nett, vielleicht hatte er ja einen Grund zu sagen, was er gesagt hat.
    Oder vielleicht ist er einfach nur ein Idiot.
    Jetzt hat er das Trockene erreicht und forstet emsig seine Ausrüstung nach Angelrute und Schnur für mich durch. »Ich hab auch einen Klappstuhl, wenn du dir den leihen möchtest.« Er grinst mich an, sein Gesicht ist ganz offen und freundlich. »Ich vermute, dass deine Beine von gestern noch höllisch wehtun.«
    »Oh. Danke.« Ich mustere ihn, völlig von den Socken. So handelt ein verlogener Drecksack nicht. Wenn ich jetzt einfach über ihn herfalle und anfange ihn zu beschuldigen …
    Blitzschnell treffe ich eine Entscheidung: Vielleicht sollte ich an Stelle einer direkten Konfrontation lieber die Regel meines Alpöhi-Handbuchs befolgen. Jeremiah sagt nichts über die Eigenheiten des Teenagerbalzverhaltens, aber er verwendet ein ganzes Kapitel auf das genaue Kennenlernen der Beute. Will man wirklich wissen, was im Kopf eines Tieres vorgeht, muss man Stunden damit verbringen, es in aller Ruhe zu beobachten und sich ein Bild machen von
seinem Tagesablauf,

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