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Mein perfekter Sommer

Mein perfekter Sommer

Titel: Mein perfekter Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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keinen großen!«, jammere ich. Der Fisch baumelt über dem Wasser, japst und schlägt um sich, als würde er enorme Qualen leiden. Zumindest finde ich, dass es so aussieht. Schuldbewusst beobachte ich ihn. »Was machen wir jetzt?«
    Ethan guckt mich besorgt an. »Öh, das ist jetzt die Stelle, an der ich ihm das Hirn mit einem Stein breit schlage.«
    »Was?«
    »Ist zu spät, ihn zu retten«, sagt er schnell. »Der Haken hat schon zu viel Schaden angerichtet. Im Wasser würde er bloß sterben.«
    Ein Wimmern entweicht mir. Das war’s dann wohl mit dem rauschenden Fluss und Entspannung in der Sonne. Jetzt bin ich eine Mörderin. »Bist du sicher, dass wir ihn nicht einfach freilassen können?«
    »Sorry.« Er verzieht das Gesicht. »Aberich mach’s schnell!«
    »Okay«, sage ich schließlich. »Tu’s.«
    Ich sehe zu, als Ethan den Fisch vom Haken nimmt, Richtung Ufer geht und ihn immer noch zappelnd auf einen Felsen drückt. Er greift nach einem kleinern Stein und hebt
ihn hoch. Als ich das leise Klatschen höre, halte ich mir die Augen zu. »Ist es erledigt?«, frage ich.
    »Erledigt.«
    Langsam lasse ich die Hände wieder sinken. Der Fisch liegt da und neben ihm auf dem Felsen klebt ein silbriger Film.
    Der ist eindeutig tot.
    »Ich bin eine Heuchlerin«, murmele ich traurig. »Ich hab so viel Zeit darauf verwendet, Leuten zu erzählen, dass es falsch ist, Tiere zu töten …«
    »Streng genommen …«
    »Ich weiß, es ist ein Fisch. Aber trotzdem …« Ich schaue auf den leblosen Körper und seufze. »Und was machen wir jetzt mit ihm?«
    Wieder scheint Ethan ausweichen zu wollen. »Na ja, jetzt grillen wir ihn über einem schönen Lagerfeuer?«
    Ich funkele ihn wütend an.
    »Was denn?«, protestiert er. »Ich bin hungrig, er ist tot …«
    »Ich hab ein paar Snacks im Auto«, teile ich ihm eiskalt mit.
    »Komm schon …« Ethan legt den Arm um mich und lotst mich ans Ufer. »Er ist jetzt tot. Sollten wir ihm da nicht die letzte Ehre erweisen?«
    »Indem wir das arme Ding essen?«
    Er zuckt die Achseln. »Ist doch besser, als ihn unter der Erde verrotten zu lassen.«
    »Du meinst das ernst!«
    Er seufzt. »Jenna, so machen wir das hier draußen. Wir angeln, wir jagen, wir essen Sachen!«

    »Ich bin total dagegen«, sage ich stur.
    »Gut.« Ethan gibt auf. »Setz dich hier hin und trockne. Dann bleibt umso mehr für mich!«
    Er meint es ernst. Während ich auf einem (nicht fischverschmierten) Felsen sitze und die Füße ins kühle Wasser baumeln lasse, fuhrwerkt Ethan herum. Er holt ein Jagdmesser raus, hackt dem Fisch den Kopf ab, schlitzt ihn auf und kratzt mit schnellen Bewegungen sämtliche schleimigen Eingeweide und winzigen Gräten heraus.
    »Das hast du schon oft gemacht, was?«, sage ich, die ihn neugierig beobachtet.
    »Mein Dad hat uns mitgenommen, sobald ich laufen konnte.« Er grinst. »Meinen ersten kapitalen Burschen hatte ich schon gefangen, ehe ich sieben war.«
    »Ist ja … schön.« Das mit der Vaterbeziehung, nicht das Fischetöten, ist doch wohl klar, oder?
    »He, mach du doch schon mal Feuer, dann brutzele ich uns eine richtige Mahlzeit zusammen. Kann nicht lange dauern, jetzt, wo ich anständigen Köder habe.« Ethan hält die matschigen Fischgedärme hoch.
    »Ihhh!«
    Er lacht und schaut sich um. »Da drüben liegt ein Haufen trockenes Gestrüpp rum. Du weißt doch, wie man Feuer macht, oder?«
    »Ja! Na ja, glaub ich jedenfalls.« Ich springe vom Fels. »Kann ja nicht so schwer sein …«
    Ethan zieht eine Augenbraue hoch. »Das werden wir ja sehen …«

    Meine Zündelkünste bestehen die Prüfung, denn bald sitzen wir an einem kleinen  – aber eindrucksvollen  – Lagerfeuer. »Gut gemacht.« Ethan applaudiert mir und stochert mit einem krummen Zweig am Fisch herum. Er hatte nicht lange gebraucht, bis er noch einen Fisch gefangen und beide in Zeitungspapier gewickelt tief unter der Glut vergraben hatte. Trotz all meiner Beteuerungen, mich an die Doritos zu halten, kann ich mein Interesse für die versengten Päckchen nicht leugnen.
    »Ich hab geschummelt«, gebe ich zu und ziehe mir die Kapuze von meinem Sweatshirt über. Unsere Sachen sind jetzt trocken, gerade rechtzeitig, denn der Himmel hat sich zugezogen und die Temperatur fällt. »Ich hab nur nachgemacht, was ich mir an meinem ersten Abend bei Reeve abgeguckt habe.«
    »He, das hast du richtig gut in Gang bekommen.« Ethan stochert im Feuer. »Okay, sie sind gar.«
    »Woher weißt du das?«
    »Jetzt bin ich richtig

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