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Mein perfekter Sommer

Mein perfekter Sommer

Titel: Mein perfekter Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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paar Aufnahmen von der Natur ringsum.« Ich wusele herum und mache Fotos für die Website, Reeve holt indessen ein Seil aus seiner Umhängetasche. Er klettert den Geröllpfad wieder hoch, steckt oben auf dem Felsen das Seil durch eine Öse und lässt beide Enden zu mir runterfallen.
    Allzu bald ist er wieder an meiner Seite und hält mir den Klettergurt hin, in den ich schlüpfen soll.
    »Fertig?« Er scheint das wirklich aufregend zu finden, seine blauen Augen leuchten und sein ganzes Gesicht wirkt so lebendig. Ich nicke zögernd.
    Ich kann tapfer sein. Ich kann abenteuerlustig sein. Ich kann wo rauf klettern. Also zurre ich das Ding am Becken fest, ziehe die Gurte stramm und stehe da wie blöd, während Reeve diverse Ösen und Haken an meinem Körper festmacht. »Das ist dein Sicherheitsseil.« Er zeigt es mir, dann
fädelt er es vorn in meinen Gurt ein und bindet einen seltsamen Knoten. »Es läuft durch diesen Karabiner und dann wieder runter zu mir, du brauchst dir also überhaupt keine Sorgen zu machen. Wenn du ausrutschst, den Halt verlierst oder sonst was, ich hab dich.« Ich gucke vermutlich nicht so ganz beruhigt, denn er legt mir eine Hand auf den Arm und sagt noch einmal: »Ich hab dich.«
    »Okay.« Ich atme und versuche, mich selbst zu überzeugen. Fels. Halt. Schwung. Das ist doch auch nichts anderes als ein Klettergerüst, rede ich mir ein, oder eine Treppe. Eine gefährliche, unsichtbare Treppe. »Und wie komm ich wieder runter?«
    Er lächelt. »Das sag ich dir, wenn es so weit ist.«
    Und es wird eher früher als später so weit sein, denke ich.
    Reeve nimmt seine Position ein und steckt sein Ende des Seils durch eine Metallöse, ich rücke langsam näher an den Fels heran.
    »Du kannst das  – ehrlich«, sagt Reeve, als ich reglos davor stehen bleibe. »Teil den Aufstieg in Abschnitte ein, eine Bewegung, dann die nächste.«
    Der Fels fühlt sich unter meinen Handflächen kalt und feucht an. Ich atme tief durch und steige auf diesen ersten leichten Vorsprung.
    »Gut gemacht!« Ich höre Reeves Stimme, traue mich aber nicht, mich umzuschauen. »Jetzt langst du mit deiner linken Hand nach oben. Da ist gleich der nächste Vorsprung.« Ich folge seinen Anweisungen und lasse meine Finger über die Unebenheiten gleiten, bis ich in eine Spalte fasse, die groß
genug ist zum Festhalten. »Jetzt leg dein ganzes Gewicht auf deinen linken Fuß und such dir einen neuen Halt.«
    Ich brauche eine Weile, ehe ich tatsächlich tun kann, was er sagt, aber nachdem ich mit dem Zeh auf dem Fels herumgekrabbelt bin, finde ich einen weiteren Vorsprung. Langsam verlagere ich mein Gewicht, zieh mich nach oben und halte mich mit den Fingerspitzen in einer neuen Spalte fest. Jetzt balanciere ich auf den Zehenspitzen, mein ganzer Körper ist flach an den Fels gedrückt.
    »Du kannst es!« Reeve klingt viel zu begeistert. Schließlich befinde ich mich erst anderthalb Meter über dem Boden: Ich könnte ohne Probleme runter springen. Aber irgendwas an der Sicherheit in seiner Stimme gibt mir ein Gefühl von Stärke. Ich mache weiter.
    Linker Fuß, linke Hand, Gewicht verlagern, rechter Fuß, rechte Hand, Gewicht verlagern. Während Reeve Vorschläge raufbrüllt, bewege ich mich Stück für Stück den Fels hinauf. Unter dem unerwarteten Gewicht spannen sich Muskeln, von denen ich vorher nichts wusste. Doch je höher ich klettere, desto panischer reagiert mein Magen. Bloß nicht runtergucken, sage ich mir, und starre auf Ritzen und Moos nur Zentimeter vor meiner Nase. Bloß nicht runtergucken.
    Ich bewege mich seitlich die Wand entlang, folge einem Wulst, auf dem leicht Halt zu finden ist, bis ganz weit nach links. Aber da endet der Wulst. Und ich sitze fest.
    »Reeve!«, rufe ich nach unten. »Ich seh nichts!« Da sind winzige Knubbel und Risse, aber nirgendwo könnte ich einen Zeh oder eine Hand reinstecken. »Reeve!«

    »Warte. Lass mich mal gucken. Äh, ich glaub, du musst wieder zurück.«
    »Wohin zurück?« Ohne den Schwung meines bewährten Kletterablaufs merke ich, wie mich mein Gewicht nach unten zieht. Ein Fuß klemmt irgendwo seitlich und der andere hat nur in einem Loch für den Zeh Halt, während ich mich mit den Fingerspitzen in eine einzige Spalte klammere. Ich werde panisch. »Ich weiß nicht, was ich machen soll!«
    »Versuch mal, etwas rüber zu rutschen, und dann hoch«, ruft Reeve. Ich höre, dass er dichter an den Fels heran geht. »Da rechts ist ein Vorsprung, nur ein wenig außerhalb deiner

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