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Mein perfekter Sommer

Mein perfekter Sommer

Titel: Mein perfekter Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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Reden?«
    Er nickt sofort. »Gut.«
    Wieder Schweigen.
    »Willst du anfangen?«, frage ich zögernd. Wie beim Pflasterabziehen will ich es einfach nur hinter mich bringen, egal, ob gut oder schlecht. Ich mach mich auf alles gefasst, setze mich auf die Verandatreppe und warte.
    Reeve setzt sich auch. Obwohl er einen sicheren Abstand von einem halben Meter hält, spüre ich die Präsenz seines
Körpers. Mit einem lang anhaltenden Seufzer starrt er hinaus in den dunklen Garten. »Die Sache ist die … ich mag dich, Jenna.« Seine Worte purzeln in schnellem Schwall heraus und sofort macht mein Herz einen Freudensprung. »Aber ich will nicht, dass du dir falsche Vorstellungen machst. Von … uns.«
    Vorsichtig lugt er zu mir rüber. Genauso schnell, wie sie hochgeschossen sind, fallen meine Hoffnungen wieder in sich zusammen. War’s das? Er taucht mitten in der Nacht auf und wirft Steinchen an mein Fenster, nur um mir zu sagen, dass ich mir falsche Vorstellungen mache?
    Ich schlucke am Kloß in meinem Hals und spiele mit den Fransen meiner Wolldecke. »Also, was ist das hier? Ich mein … was passiert ist, war das ein Fehler? Ist schon okay, wenn du es gar nicht so gemeint hast«, schicke ich sofort hinterher, weil ich nicht zu verzweifelt klingen will. »Schließlich waren wir beide ziemlich unter Stress und ich hab mich dir irgendwie an den Hals geworfen und …«
    »Nein!«, sagt Reeve laut, ehe er daran denken kann, dass er leise sprechen soll. »Nein, das warst ja nicht du allein. Ich war … ich wollte es auch.«
    »Oh.« Meine Stimme ist ruhig. Ich zwinge mich dazu, ihn anzusehen. »Und was ist nun? Ich versteh das nicht.«
    Reeve seufzt. »Ich auch nicht. Es ist nur …« Er schaut zu mir rüber, die Lampe wirft Schatten auf sein Gesicht. Aber ich kann immer noch seine Augen sehen und in seinem Blick liegt fast so was wie Resignation. »Du bist nur den Sommer über hier und dann fährst du wieder nach Hause,
oder?« Ich nicke. »Und ich gehe vielleicht aufs College, vielleicht aber auch nicht und … Ich will nichts anfangen, was ich nicht zu Ende bringen kann.« Reeve sitzt auf seine Knie gestützt da und reißt die Köpfe des Löwenzahns ab, der neben der Treppe wächst.
    Mit einem Plumps komme ich wieder auf die Erde zurück. An die Zukunft hatte ich nicht mal gedacht. Ich war derart in atemlose Spekulationen darüber verwickelt, ob er mich nun mag oder nicht, dass ich mir nicht überlegt habe, was tatsächlich sein oder wie lange es dauern könnte.
    »Und die Sache mit Ethan …«, sagt er noch zögernd.
    »War nie eine Sache!«, sage ich schnell.
    »Oh. Cool.« Er wirkt erleichtert.
    »Zukunft und so sind mir ganz egal.« Schauderhaft. Verlegenheit in Augenblicken der Nähe raubt mir den ganzen anständigen Wortschatz. »Auch wenn ich wieder weggehe muss das doch nicht heißen, dass wir nicht … miteinander abhängen können.« Und wieder … diese Eloquenz.
    Reeve sieht mich mit unergründlicher Miene an. »Bist du sicher?«
    »Absolut!« Jetzt bin ich ganz atemlos, mit einem Mal sehe ich eine Möglichkeit, das zu kriegen, was ich will. Reeve zu kriegen, wenn auch nur für eine begrenzte Zeit. »Wir können einfach ein bisschen zusammen sein. Ich will ja schließlich nicht heiraten.«
    Er kichert nervös und mir fällt Regel Nummer eins im Umgang mit Jungs wieder ein: Niemals das Wort »heiraten« in den Mund nehmen. Nicht mal im Scherz.

    »Wie du schon sagtest, ich bin nur den Sommer über hier«, sage ich schnell. »Ich bin nicht auf was Ernstes aus.«
    Schweigen, dann überleg ich, ob ich jetzt vielleicht als so eine Art Schlampe rübergekommen bin, aber dann stößt Reeve die Luft aus und seine Mundwinkel heben sich langsam zu einem Grinsen.
    »Jetzt komm ich mir irgendwie blöd vor«, gesteht er und guckt wie ein Schaf. »Ich hatte angenommen, du wolltest … ich dachte …«
    Ich schaffe es zu lachen. »Ganz schön eingebildet, was?«
    »Glaub schon.« Einen Augenblick bleibt er sitzen und guckt mich von der Seite an. Dann schiebt er seine linke Hand über meine. Ich drehe sie um und flechte meine Finger zwischen seine, während mein Herz jubiliert.
    Er mag mich!
    »Na dann …« Reeve grinst mich wieder an und ich grinse zurück, ist fast schon peinlich.
    »Na dann …«, sage ich wie ein Echo, dabei bin ich fantastisch glücklich und gleichzeitig total verlegen. Vorher, in den Wäldern, kam alles so aus dem Moment heraus. Ich hatte gar keine Zeit, an Eindrücke, Konsequenzen oder

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