Mein perfekter Sommer
Freunde.«
»Versprichst du das?«
Er küsst mich leicht auf die Lippen. »Das schwöre ich.
Mir tut das echt leid, wie ich mich benommen hab«, sagt er und sieht dabei ganz besorgt aus.
Ich entspanne mich. »Schon okay. Ich war nur verwirrt. Ich wusste nicht, was du empfindest.«
»Und jetzt weißt du es.«
Reeve küsst mich wieder, dieses Mal länger. Ich seufze und schlinge beide Hände um seinen Hals. Als ich ganz sachte an seiner Unterlippe nage, spüre ich, wie er grinst.
»Ich mach mich lieber mal auf den Heimweg.« Zögernd löst er sich von mir. »Vielleicht sehen wir uns dann ja nach der Arbeit bei Ethan?« Ich nicke. »Vielleicht fahr ich dich dann nach Hause …« Er guckt mich auf diese Art an, die mein Inneres zum Schmelzen bringt, und ich frage mich, wie in aller Welt ich mich in seiner Gegenwart je wieder normal benehmen soll.
»Bis morgen«, hauche ich. Er küsst mich noch ein Mal, hält mein Gesicht in beiden Händen, dann läuft er ums Haus herum und wird von der Dunkelheit verschluckt.
Ich sinke am Verandageländer runter, total erschöpft, doch ich weiß, dass ich heute Nacht auf keinen Fall schlafen werde, nicht solange diese Elektrizität in meinem Blut knistert.
27. Kapitel
Eigentlich undenkbar, dass nach so einer großen Sache alles weitergehen sollte wie zuvor, doch so ist es. Die nächste Woche verläuft ziemlich ähnlich wie die vorangegangenen, die Pension bekommt allmählich Ähnlichkeit mit einem echten Zuhause (statt einem Kriegsschauplatz), es gehen noch einige Reservierungen ein und mir gelingt es endlich, für unsere Rock-Band-Schlachten das Gitarrensolo in dem Weezer Song zu perfektionieren. Einen großen Unterschied gibt es allerdings, und das ist der Grund dafür, dass ich nicht ohne ein kleines Grinsen auf mein Handy gucken kann und keinen Schlaf kriege, obwohl ich jeden Abend vor zehn im Bett bin.
Reeve.
Seit dieser Nacht auf unserer Veranda haben wir noch zwei weitere geheime Rendezvous eingefädelt, einmal Abends unten am See und dann noch ein weiterer mitternächtlicher Ausbruch. Bei dem hätte ich beinahe das ganze Haus geweckt, als ich über herumstehende Farbdosen gestolpert bin. Zum Glück hat niemand was gehört. Mir kommt
es so vor, als müsste jeder merken, dass irgendwas abläuft, so elektrisch wie ich bin in meinem Adrenalinrausch, aber niemand kriegt was mit, nicht mal Ethan.
»Mir ist langweilig«, verkündet er am Ende der Woche. Er sinkt am Tresen zusammen, bis nur noch sein wirrer brauner Schopf zu sehen ist und gibt ein ersticktes Stöhnen von sich. »Mir ist so scheißlangweilig!«
»Das hast du gestern schon gesagt.« Ich unterbreche die Bearbeitung eines neuen Videos, eines von Ethan beim Fischen am Fluss. Mittlerweile habe ich Übung, aber trotzdem braucht es Zeit, bis das Material mit Susies Programm zusammengeschnitten und auf die Website hochgeladen ist. Im nächsten Schuljahr werde ich in den Computerkursen Spitze sein, das ist jetzt schon klar.
»Jaja, aber heute ist es schlimmer.« Trübsinnig schaut er sich in den leeren Gängen um. »Wir haben den ganzen Morgen noch keinen einzigen Kunden gehabt.«
»Nur weil alle, die noch bei Sinnen sind, im Haus bleiben.« Ich streiche mir das feuchte, verschwitzte Haar aus der Stirn und sage beleidigt: »Warum hast du mir den nicht gesagt, dass die Klimaanlage nicht läuft?« Wir haben acht tragbare Ventilatoren auf einem Tisch aufgestellt, alle so ausgerichtet, dass sie ihre kühle Brise auf uns wirbeln, aber damit kommt man immer noch nicht gegen diese Hitzewelle an.
»Dann wärst du vielleicht nicht gekommen«, antwortet Ethan. Er bringt ein bösartiges Grinsen zustande, wobei er immer noch die Wange an den Verkaufstresen presst. »Und
dann hätte ich hier festgesessen und so ganz allein den Verstand verloren.«
»Scheißkerl.« Mir ist zu heiß, um ihn richtig zu schlagen, ich werfe nur einen leeren Karton in seine Richtung. Er rührt sich nicht von der Stelle.
»Hier ist nichts los.«
»Wir könnten heute Nachmittag an den See gehen«, schlage ich vor. Und wenn Reeve vorbeikommt …
»Langweilig.«
»Oder noch eins von diesen Videos aufnehmen.« Vielleicht macht Reeve ja auch mit …
»Och neehe.«
»Du bist mitleiderregend«, teile ich ihm mit, obwohl das auch für mich gilt – nur auf andere Art. »Sag jetzt nicht, dass auch kein kaltes Wasser da ist.«
Ethan hebt den Kopf ein wenig. »Doch. Ich glaub, im Kühlschrank ist sogar noch Limo.«
»Oh Freude.« Ich will
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