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Mein perfekter Sommer

Mein perfekter Sommer

Titel: Mein perfekter Sommer Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: cbj Verlag: Verlagsgruppe Random House GmbH
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mich in Selbstmitleid, gehe sämtliche Blicke und Wortwechsel noch einmal durch, bis ich gar nicht mehr weiß, was wahr ist  – und was ein Produkt meiner überaktiven Einbildung. Aber egal, wie ich mich
auch anstrenge, ich werde nicht schlau aus Reeve. Sind gewittrige Nahtodknutschereien für ihn ein so normales Vorkommnis, dass er so etwas gar nicht registriert? Oder glaubt er, dass Ethan mich immer noch mag, und will er hinter seinem Rücken nichts mit mir anfangen? Viel zu viele Möglichkeiten und keine davon nimmt mir meine Unsicherheit.
    Ich bekomme eine SMS, mein Handy blinkt. Von Olivia. Wo die Wilden Kerle wohnen  – toller Film. Xx
    Ungläubig starre ich darauf. Das ist alles? Ich schütte ihrer Mailbox mein Herz aus wegen meinen Eltern und Reeve  – und ich krieg einen völlig schwachsinnigen Einzeiler als Antwort?
    Obwohl es da draußen bei ihr so gegen ein Uhr nachts sein muss, drücke ich die Schnellwahltaste. Durch irgendein Wunder geht sie beim zweiten Klingeln ran.
    »Olivia, ich bin’s.«
    »Moment mal, wer?«
    Ich zögere. »Ich bin’s, Jenna.«
    »Hey!« Ihre Stimme ist ganz schrill und im Hintergrund hört man Lachen und Lärm. »Also echt, ich hab gerade von dir geredet.«
    »Hast du meine Nachrichten bekommen?« Ich sitze ganz still auf der Bettkante und drücke meine Bettdecke an mich.
    »Was?« Ich höre, wie sie die Hand auf den Hörer legt und zu irgendjemandem etwas sagt.
    »Meine Nachrichten.« Ich schlucke den Kloß im Hals runter und nehme einen neuen Anlauf. »Was ich über Reeve gesagt hab und alles.«

    »Ach ja. Siehst du, hab ich dir doch immer wieder gesagt, der mag dich!«
    »Nein, das war Ethan.« Ich knirsche mit den Zähnen. »Der ist schwul, wenn du dich erinnerst. Jetzt geht es um Reeve. Du weißt doch, Reeve.«
    Ich muss ihr in den letzten Wochen Dutzende von SMS und E-Mails geschickt haben, bis ins kleinste Detail hab ich jeden Blick, jede Berührung und jedes Lächeln zwischen uns beschrieben. Als ich nach dieser Wanderung wieder zu Hause war, hab ich als Erstes Olivia angerufen und ihr eine total euphorische Nachricht hinterlassen, damit sie sich mitfreuen konnte. Aber sie erinnert sich nicht dran.
    »Genau, stimmt, Reeve!«, sagt sie schnell, sie ist bei dem Lärm im Hintergrund schwer zu verstehen. »Ihr seid jetzt zusammen  – das ist toll.«
    »Das ist es.« Meine Stimme ist dumpf. »Nur sind wir das nicht.«
    »Aha.«
    Diesen Ton kenne ich. Den schlägt sie immer an, wenn ihr total egal ist, was man ihr erzählt  – so egal, das sie nicht mal mitkriegt, worüber man redet. »Wo bist du eigentlich?«
    »Was?«
    »Ich hab gesagt, wo bist du?« Ich spreche lauter.
    »Wir sind in Chicago!«, brüllt Olivia. »Schlagen gerade unser Lager auf. Wir sind heute Abend angekommen, weil wir gegen die Klimakonferenz protestieren!«
    »Wart mal, was ist denn aus der Kommune geworden?«
    »Das war nichts. Die hatten so starre Regeln …« Ihre
Stimme wird leiser. »Also sind wir … Cash sagt … freiere Form … bis …«
    »Olivia, bist du noch da?«
    »Das System ist ja, so … in die Knie zwingen … letztendlich.« Ich höre ganz genau hin, aber mehr als ein paar Wörter kann ich in dem Rauschen und Lachen nicht verstehen. Und dann ist Olivias Stimme wieder da, ganz deutlich.
    »Ich bin hier! Was ist los?«
    Plötzlich reicht es mir.
    »Weißt du was? Streng dich nicht an!«, sage ich wütend. »Wenn du nicht mal zuhören kannst, wenn ich dir was erzähle …«
    »Aber, Jenna …«
    »Nein! Ich hab ewig nichts von dir gehört  – und diese Woche hätte ich dich echt gebraucht!« Meine Stimme bricht bei diesen letzten Worten. Ich schniefe. »Ich verlang ja nicht viel, aber diese ganze Sache, die da mit Reeve passiert ist … ich weiß nicht, was ich machen soll. Du fehlst mir!«
    Einen Moment lang höre ich nur Hintergrundgeräusche. Ich warte, zupfe an einem Nietnagel und dann höre ich ihre Stimme wieder, ganz verlegen. »Äh, Jenna, kann ich dich morgen zurückrufen? Es ist nur, wir wollen gerade …«
    Ich lege auf.
    Dann lasse ich mich hintenüber aufs Bett fallen, starre die Decke an und verzweifle. Ich hab noch nie aufgelegt, bei niemandem! Aber, mein Gott, wie sie mich jetzt so einfach zur Seite schiebt … Ich weiß, sie zieht diesen Sommer ihr eigenes Ding durch, ich auch, aber das bedeutet doch nicht,
dass sie unsere Freundschaft so einfach auf Eis legen kann. Eine Träne kriecht mir die Wange runter, wütend wische ich sie weg. Im

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