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Mein Schutzengel ist ein Anfaenger

Mein Schutzengel ist ein Anfaenger

Titel: Mein Schutzengel ist ein Anfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maximilian Dorner
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schwimmt.
    Mehrfach hat Max sich seitdem bemüht, an die Zutaten zu kommen. Dabei ist er so unbeleckt, dass er mal von » Marihuana« und mal von » Kokain« gesprochen hat, immer in der Hoffnung, am Ende schon das Richtige zu erhalten. Selbst sein Arzt nickte sein Ansinnen ab, off the records natürlich. Bei der Beschaffung von Cannabis könne er ihm allerdings nicht behilflich sein.
    Auch alle Freunde, die er für potentielle Konsumenten hält, haben abgewunken und behauptet, schon vor Jahrzehnten damit aufgehört zu haben, höchstens noch bei einer Party. Da würde das Zeugs manchmal aus dem Nichts auftauchen. Einige wurden bei dem Thema ganz nostalgisch und erzählten ihm krude Geschichten, die nicht mehr recht zu ihnen passten.
    Sylvia, in die er die größte Hoffnung gesetzt hat, brachte zwar beim nächsten Besuch eine Flasche Wodka mit, erklärte aber, dass er sich den Rest anderweitig besorgen müsse. Ihre Quellen seien versiegt. Schließlich war es ein Freund von Tom, der anbot, sich darum zu kümmern. Er betreibt im Bayerischen Wald eine Gemüseplantage, mit Extra-Beeten.
    Eine Woche später ist es endlich soweit.
    Max ist aufgeregt, denn Toms Freund hat ausdrücklich darum gebeten, bei der Übergabe die Vorhänge seiner Erdgeschosswohnung geschlossen zu halten. Die Polizei hätte in Bayern eine relativ restriktive Vorstellung von » Eigengebrauch«.
    Der Plantagenbesitzer meint es sehr gut mit Max und stattet ihn mit einer Menge an Gras aus, mit der er sich eine Existenz als Kleindealer aufbauen könnte. Zwei leere Marmeladengläser reichen gerade dafür aus. Nur wisse er auch nicht, wie viele Blüten in den Wodka müssen. Er sei eher der konservative Konsument, erklärt er.
    » Aber du bist ja ein experimentierfreudiger Zeitgenosse, meint Tom. Das bekommst du sicher bald heraus.«
    Es stimmt schon, Max probiert gerne etwas aus. Aber genauso schnell verliert er das Interesse an einer Sache. Wäre er nicht am Abend mit einem befreundeten Psychiater verabredet, würde er das Ganze wohl bleiben lassen. So aber fasst er sich ein Herz und stellt nach einem Glas Rotwein ein handschriftlich etikettiertes Tablettendöschen und ein Marmeladenglas vor Daniel auf den Küchentisch.
    » Was von den beiden Dingen würdest du nehmen?«
    Sein Freund hält sich das Marmeladenglas vors Gesicht wie einen Diamant.
    » Fragst du mich als Arzt oder als Mensch?«
    » Als Mensch natürlich.«
    Daniel schraubt das Glas auf und zupft sechs Blüten heraus. Drei davon stopft er mit dem Stiel eines Messers in den Wodka. Die Tabletten aus der Spezialklinik würdigt er keines Blickes.
    » Die Flasche lässt du jetzt zwei Tage in der Sonne liegen, und dann nimmst du vor dem Einschlafen jeweils einen großen Schluck.«
    Sie lachen beide. Max weiß natürlich, dass sein Freund auch keine Ahnung hat von Spezialwodka, trotzdem reicht seine Arztstimme aus, um den Anweisungen das nötige Gewicht zu geben.
    Die anderen drei Blüten steckt Daniel als Honorar ein.
    Du lässt eben nichts unversucht. Nun also doch Drogen! Dann kann es ja losgehen mit den Spritzen und der Polizei! Ganz großes Kino und ich – aber nicht, wenn man sich so anstellt wie du.
    Da ihm zwei Tage Warten zu lange sind, startet Max am selben Abend einen Selbstversuch: Vorsichtig zupft er einen Halm aus dem Glas, hält ihn über eine Kerze und atmet den Rauch ein. Eine halbe Stunde lang wundert er sich, dass nichts passiert, und schläft dann ein.
    Am nächsten Tag schüttet er den Wodka mit Kopfschmerzen ins Klo und stellt die beiden Marmeladengläser neben Sylvias Blumendünger.

15.
    Es gibt keinen Tänzer ohne ein schwaches Bein oder ein kürzeres.
    Max holpert über Kopfsteinpflaster zwischen orientierungslosen Touristen Richtung Hofbräuhaus. Das Erste, was er von dem Probengebäude wahrnimmt, sind die sieben Stufen hinter der offen stehenden Eingangstür. – Aufrecht gehende Menschen sagen oft zu ihm, dass sie gar nicht darauf geachtet hätten, wo überall Hindernisse wären. Und er sieht meist nichts anderes.
    Die jungen Männer und Frauen, die an ihm vorbei in das Gebäude huschen, nehmen die kurze Treppe definitiv nicht als Hindernis wahr. Sie sind mit dem Kopf schon in einem der Trainingssäle. Ein älterer Herr kommt mit einem klapprigen Fahrrad angefahren und kettet es an einen Laternenmast. An der Art, wie er gegrüßt wird, erkennt Max seine Verabredung. Als Ballettmeister hat Tomas schon Hannah Respekt eingeflößt. Seit ihrem Rückzug von der Bühne ist sie

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