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Mein Schutzengel ist ein Anfaenger

Mein Schutzengel ist ein Anfaenger

Titel: Mein Schutzengel ist ein Anfaenger Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Maximilian Dorner
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seinen Assistenten. Danke für alles. Danke.
    Und schenke uns bitte allen das ewige Leben – aber bitte ein anderes als das momentane.
    Amen.

17.
    Manche Menschen brauchen unendlich viel Zeit, um Geduld zu lernen, gerade wenn es um ihren Körper geht.
    Schienen führen aus dem Sägewerk auf den zerfurchten Vorplatz, zwischen Wällen aus Stämmen. Der Holzgeruch trotzt der dünnen Decke späten Schnees. Max wartet. Die Hände unter die Oberschenkel geschoben. Ulrich hat vorgeschlagen, einen im ganzen Allgäu bekannten Heiler zu besuchen. Eigentlich wollte Max nur ein Wochenende auf dem Hof verbringen, ohne jeden Gedanken an sein Heil. Und nun steht er hier und wartet.
    Er hat nicht nachgefragt, wie Walther ihn behandeln würde, ob mit den Händen oder Kräutern oder wärmenden Geschichten. Zumal Ulrich es auch gar nicht gewusst hätte.
    Da steht Walther auch schon im Tor der Halle: ein bärtiger, hagerer Mann um die fünfzig, in einem groben Strickpullover und schwarzen Cordhosen. Er winkt ihnen zu.
    Kaum hat Max ihn gesehen, rollt er los, so als hätte er die Verabredung selbst getroffen. Nach wenigen Metern bleibt er in einer vereisten Pfütze stecken. Kurz bevor er aufgibt, sich aus eigener Kraft zu befreien, schiebt Ulrich ihn heraus. Walther lotst sie an den schweigenden Sägen vorbei in sein Büro. An den Wänden hängen Urlaubsfotos: Tasmanien, Asien, Argentinien. Er sei sehr gern in der Welt unterwegs, erklärt er seinen Besuchern.
    Als Max schon auf dem einzigen Stuhl sitzt, zögert er wie beim Zahnarzt mit lauter Fragen den Beginn der Behandlung hinaus: Wie würde man eigentlich merken, dass man heilen kann?
    Walther erklärt geduldig, wie es dazu kam. Bei einer Maschinenmontage hatte er sich einst drei Wunden zugezogen. In seiner Not fiel ihm eine Heilerin in Österreich ein. Doch sie sagte nur: » Das kannst du selbst.«
    Er ahnte zunächst nicht einmal, was sie meinte, aber sie bestand darauf: » Streng dich an. Lass deine Gaben nicht verkümmern.« – Sie war es dann auch, die ihm zeigte, welche Kräfte in ihm stecken. Seitdem kommen die Hilfesuchenden aus der ganzen Region, alle, bei denen etwas schief ist im Leben. Etwas ausgerenkt.
    » Manchen kann es gar nicht schnell genug gehen mit der Heilung. Hektik ist das häufigste Symptom, das ich sehe.«
    » Wie meinen Sie das«, hakt Max nach.
    » Zum Krankwerden haben die Leut alle Zeit der Welt, aber Gesundwerden soll immer ganz schnell gehen.«
    Dass Geduld zum Gesundwerden dazugehört, wurde Max schon oft gesagt, meist mit vorwurfsvollem Unterton. Aber das meiste in Sachen Genesung kann man nicht lernen, nur allmählich erfahren. Selbst für Geduld braucht man also Geduld. – In diesem Augenblick begreift Max, dass die Behandlung längst begonnen hat.
    Sie schweigen. Bis Walther irgendwann sagt: » Na, dann wollen wir mal.«
    Max nickt und stellt sich darauf ein, seine Krankenakte herunterzubeten. Aber Walther will davon gar nichts hören. Will gar nichts von dem wissen, was Max glaubt, über seine Krankheit herausgefunden zu haben.
    Walther stellt sich neben ihn und mustert ihn lange.
    » Weißt Max, ich seh die Wesenheiten, die einen Menschen umgeben. Manchmal muss ich sogar wegschauen, denn ich möcht das gar nicht alles wissen. Bei manchen schaut das nicht so gut aus. Aber bei dir ist es eine gute Wesenheit. Das ist wichtig, ganz wichtig.«
    Max würde sich gern verweigern, aber die Rebellion bleibt ihm im Hals stecken. Vorher hatte Walther über Ufos und die Wiedergeburt gesprochen. Alles egal. Max verspürt gar keinen Impuls mehr, sich davonzumogeln. Weder mit Ironie noch mit Skepsis. Etwas von Walthers Langmut ist auf ihn übergegangen.
    Dennoch hat Max Schiss. Und fühlt sich ausgeliefert und gleichzeitig beschützt. Das kann man nicht mehr verstehen. Plötzlich hört der Krampf auf. Die Augen immer noch geschlossen, sieht er nicht, wie Walther über seinen Oberkörper streicht, wieder und wieder eine Geste macht, als zöge er etwas heraus und würfe es hinter sich. Ulrich sieht zu, als würde ein Kind getauft.
    Schließlich sagt Walther: » So.« Und setzt sich zu Ulrich auf die Bank unter dem Fenster. Er zieht ein Taschentuch aus der Cordhose und hält es sich unter die Nase. Ein dunkler Fleck breitet sich darauf aus.
    » Das passiert nur sehr selten, dass ich Nasenbluten bekomme. Aber das ist ein gutes Zeichen. Letztes Jahr war das zuletzt, bei einer Frau.«
    Max nimmt es hin, völlig ruhig. Atmet nur.
    » Jetzt schaust halt einmal, was

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