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Mein skandaloeser Viscount

Mein skandaloeser Viscount

Titel: Mein skandaloeser Viscount Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah Marvelle
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ihr beschwichtigend die Wange. „Gegen Morgen bin ich wieder zurück.“ Er nickte, wandte sich ab, begab sich zur Tür und brüllte: „Ich bin zur Abfahrt bereit, Sir! Danke für Ihre Geduld, mit der Sie einen alten Mann in Ruhe speisen ließen.“
    Im Flur wurden Schritte laut, die sich rasch näherten. Victoria blickte mit gefurchter Stirn zur Tür des Speisesaals, in der ein hochgewachsener bärtiger Mann in Reitkleidung erschien.
    Gütiger Himmel, wer war dieser Fremde?
    Grayson schob geräuschvoll seinen Stuhl zurück und sprang auf. „Was zum Teufel hat das zu bedeuten? Wer ist dieser Mann?“
    Der Earl drehte sich mit einer ausholenden Armbewegung um. „Zum Glück habe ich tüchtige und ergebene Diener, die mir einen speziellen Dienst erweisen, den sich nicht jeder Mann leisten kann. Dieser Gentleman wird mich zu einer Jungfrau begleiten. Ich hege die große Hoffnung, dass ich noch in dieser Nacht Heilung finde.“
    Vor Verblüffung blieb Victoria der Mund offen stehen. Augenscheinlich hatten die Diener den Kontakt zwischen ihrem Vater und diesem Fremden hergestellt, in der Überzeugung, er könne von der Syphilis geheilt werden, wenn er mit einer Jungfrau schlafe. Victorias Meinung nach war das schlicht ein schändlicher Aberglaube. Es stand zu befürchten, dass ihre Anweisung, ihrem Vater Pfauenbraten vorzusetzen, die Bediensteten ermutigt hatte, zu solch absurden Maßnahmen zu greifen.
    Grayson eilte herbei, trat zwischen sie und den Fremden, um sie vor seinen zudringlichen Blicken abzuschirmen und befahl knapp: „Victoria, du ziehst dich zurück. Sofort. Ich kümmere mich um die Angelegenheit.“
    Sie seufzte. „Ich bleibe. Und es gibt nur eine Möglichkeit, die Sache zu regeln.“ Sie spähte ihrem Cousin über die Schulter und richtete das Wort an den Hünen. „Sir? Ich verdreifache die Summe, die Seine Lordschaft Ihnen geboten hat, wenn Sie unverrichteter Dinge gehen. Sie müssen wissen, dass er sehr krank ist und nicht weiß, was er tut.“
    Der Earl schnaubte verächtlich. „Ich versuche lediglich, mein Leben zu verlängern. Genau das tue ich. Und nun zu Ihnen .“ Er wies auf den hünenhaften Kerl und dann auf Grayson. „Setzen Sie meinem Neffen die Faust ins Gesicht, der es wagt, sich in meine Angelegenheiten zu mischen, und ich bezahle Ihnen zehn Pfund mehr dafür. Fünfzig Pfund, wenn Sie Ihre Sache gut machen.“
    „Sehr wohl, Mylord!“ Der Riese stürzte los und erhob eine behandschuhte Faust gegen Grayson.
    Victoria stieß einen spitzen Schrei aus, duckte sich gemeinsam mit Grayson, und beide wichen blitzschnell zur Seite. Grayson packte einen Stuhl, schwang ihn hoch über seinem Kopf, um ihn im nächsten Moment gegen den Fremden zu pfeffern. „Victoria, lauf und hol die verdammten Diener! Beeil dich!“
    Victoria stürmte los, die Situation war außer Rand und Band geraten.
    „Camille!“ , rief ihr Vater ihr nach. „Ich schwöre bei meiner Ehre, ich hätte niemals zugelassen, dass er dir etwas antut!“
    Sie war keineswegs bange um sich, nur in großer Sorge um Grayson, dessen Kopf ihrem Vater fünfzig Pfund wert war. Plötzlich flitzte Flint aufgebracht kläffend an ihr vorbei in den Speisesaal. Das Hundegebell vermischte sich mit dem wütenden Geschrei der Männer zu einem dröhnenden Inferno. Sie lief den Korridor entlang und hoffte, dass Grayson, der sich mehrmals pro Woche bei Jacksons im Boxsport übte, es mit dem Hünen aufnehmen konnte, bis die Diener zur Verstärkung zur Stelle waren.
    Der Lärm zerschmetternden Porzellans ließ sie zusammenzucken. In blinder Hast bog sie in den Flur zum Dienstbotentrakt. „Hilfe! Wir brauchen Hilfe im Speisesaal!“, schrie sie gellend. „Sofort! Zu Hilfe! Beeilung!“
    In Windeseile erschienen drei Diener und rannten an ihr vorbei in den Speisesaal. Victoria raffte die Röcke, machte kehrt und lief hinterher.
    Flints Gebell wurde immer lauter, als wollte er sie zur Eile antreiben. An der offenen Tür kam sie schlitternd auf den glatten Sohlen ihrer Abendschuhe zum Halten. Abgesehen von Flints Kläffen war es unheimlich still geworden.
    Sämtliche Stühle waren umgestoßen, das Damasttuch war halb heruntergerissen. Die Tafel bot ein Bild der Verwüstung. Umgeworfene Weinkaraffen, Teller, Schüsseln, Speisen, zerbrochenes Porzellan auf dem Parkettboden und …
    Ihr Herzschlag setzte aus bei Graysons Anblick. Er hatte den Fremden gegen die Wand gedrückt und hielt ihm die scharfe Klinge des Bratenmessers an die Kehle. Ihr Vater und

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