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Mein skandaloeser Viscount

Mein skandaloeser Viscount

Titel: Mein skandaloeser Viscount Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Delilah Marvelle
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lautlos zur offenen Tür des Zimmers. Die glühenden Kohlen im Kamin verbreiteten einen trüben Schein über kahle Wände und ein wackeliges Messingbett in der Ecke. Vor dem Feuer stand ein breitschultriger Mann im eleganten Tuchmantel. Seine schwarz behandschuhten Finger trommelten auf den Rand seines Zylinders.
    „Grayson.“ Jonathan atmete erleichtert auf und ließ den Dolch sinken. „Ich habe dich erst morgen erwartet.“ Lächelnd trat er dem Freund entgegen. „Wie geht es dir, vecchio ?“
    Grayson fuhr zu ihm herum und schob den Zylinder in seine Armbeuge. Wirres dunkelblondes Haar fiel ihm in die Stirn. „Ging mir schon mal besser. Und ich muss schon sehr bitten, alt bin ich noch längst nicht.“
    Jonathan hob die Schöße seines Gehrocks, steckte den Dolch wieder in die Scheide und streckte Grayson eine Hand entgegen. „Tut verdammt gut, dich zu sehen.“
    „Mir ebenfalls.“ Grayson schüttelte ihm herzlich die Hand und ließ den Blick durch die Kammer schweifen. „Wenn du schon darauf bestehst, in diesem Rattenloch zu hausen, statt bei mir zu wohnen, solltest du wenigstens deine Tür abschließen. Wir sind nicht in Venedig.“
    Jonathan zuckte gleichmütig die Achseln. „Ich brauche nur ein Dach über dem Kopf und habe außerdem meinen Dolch. Im Übrigen bleibe ich nur so lange, bis ich einige Dinge geklärt habe. Apropos …“ Er lächelte im Gedanken an den Moment, auf den er nicht mehr zu hoffen gewagt hatte. „Wie geht es ihr? Weiß sie, dass ich in London bin, um sie zu treffen? Hast du ihr mein Kommen angekündigt? Was hat sie gesagt? Wie hat sie reagiert? War sie wütend? Aufgeregt? Was? Sag es mir.“
    Grayson schnaubte verächtlich. „Du plapperst wie eine kleine Schauspielerin mit zu viel Gin intus.“
    Jonathan boxte ihn gegen die Schulter. „Spann mich nicht auf die Folter. Heraus mit der Sprache. Wann kann ich sie sehen?“
    „Ähm …“
    „Morgen?“
    „Nein. Nicht morgen.“
    „Übermorgen?“
    „Remington.“
    Jonathan ballte die Fäuste. „Nein. Ich will nicht länger warten. Kapiert? Ich habe lange genug gewartet. Fünf verdammte Jahre, wenn du es genau wissen willst.“
    Grayson räusperte sich und furchte die Stirn. „Glaub mir, Remington, mir ist klar, wie dir zumute ist. Aber du musst verstehen …“
    „Nein. Ich will nichts davon hören.“ Jonathan stieß ihm mit einem Zeigefinger gegen die Brust. „Ihr Vater hat mir zugesichert, sobald mein Vertrag abgelaufen ist, darf ich nach London kommen und um ihre Hand anhalten. Und das tue ich. Das ist der einzige Grund, warum ich hier bin. Ich will um ihre Hand anhalten. Das habe ich schriftlich, wie du weißt.“
    „Ja, ja. Ich weiß. Und du kannst um sie werben, wie versprochen. Allerdings muss ich dich davon in Kenntnis setzen, dass mein Onkel dir verschwieg, auf welche Weise du um sie werben darfst.“
    Jonathan ließ die Arme sinken, das Herz schlug ihm wie ein Hammer gegen die Rippen. „Was zum Teufel hat er mir verschwiegen?“
    „Andere.“
    „Andere?“, wiederholte er verständnislos.
    „Du wirst nicht der Einzige sein, der sich um Victorias Hand bewirbt. Es gibt zwei weitere Kandidaten. Allerdings nur zwei.“
    Jonathan atmete scharf ein und beugte sich vor. „Davon hat der Earl mir nichts gesagt. Er …“
    „Ich bin im Bilde darüber, was er schriftlich verfügt hat.“ Wieder trommelte Grayson mit den Fingern unruhig gegen den Deckel seines Zylinders und seufzte. „Ich kann mich nur für meinen Onkel entschuldigen. Er war immer schon ein schwieriger Mensch, und in seinem desolaten Zustand ist es noch viel schlimmer mit ihm geworden. Es gibt Dinge, die er in seiner Korrespondenz mit dir nicht erwähnt hat. Dinge, über die er dich hätte informieren müssen, da sie seinen Besitz und sein Testament betreffen.“
    Jonathan beugte sich noch weiter vor. „Sein Testament?“, fragte er besorgt. „Wird er … sterben?“
    Grayson nickte knapp und wandte sich wieder dem Kamin zu. „Ja. Vor mehr als einem Jahr, kurz nachdem er ein Schreiben der marchesa erhalten hatte, das sie in deinem Namen an ihn richtete, eröffneten ihm seine Ärzte, dass die Syphilis, die er sich vor Jahren bei einer Prostituierten holte, das Endstadium erreicht hat, von dem es keine Heilung gibt.“
    Gütiger Himmel. Nein. „Syphilis? Sind die Ärzte sich sicher?“
    Grayson nickte. „Ja. Absolut sicher. Er weiß es schon seit Jahren. Nun ist die Krankheit in ihrer ganzen verheerenden Wirkung ausgebrochen. Alle acht Ärzte,

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