Mein skandaloeser Viscount
zehn Kinder zur Welt zu bringen und auch großzuziehen.“
Victorias Augen weiteten sich ungläubig. Dann lachte sie.
Remington stutzte und fixierte sie dann. „Sie finden die Situation also erheiternd, wie?“
Sie straffte die Schultern, atmete tief durch und versuchte, ihre Fassung wieder zu erlangen. Vergeblich. „Nein, ich …“ Sie prustete vor Lachen, schüttelte hilflos den Kopf, konnte nicht fassen, dass sie über diese Albernheit so sehr lachen musste. „Verzeihen Sie, ich …“ Sie wollte sich ausschütten vor Lachen. „Ich weiß nicht, was mit mir los ist …“ Sie schnappte nach Luft und wies mit einem Zeigefinger auf Moreland. Mehrmals. „Hol Sie der Teufel!“
Remingtons Gesicht war noch finsterer geworden. Er nickte knapp, machte auf dem Absatz kehrt, stieß Mr Parker beiseite und verschwand.
Victoria blieb das Lachen im Hals stecken. Wütend blitzte sie Moreland an. „Man sollte Sie hängen.“
Moreland lächelte breit und deutete zur Tür. „Ich schlage vor, Sie kümmern sich um Ihre Erbschaft und nicht um mich. Überzeugen Sie diesen Narren!“
Wieder holte sie tief Luft, angewidert von allen Männern, die es nur darauf anlegten, sie wie eine Marionette nach ihrer Pfeife tanzen zu lassen und rauschte aus dem Salon. Im Korridor verharrte sie.
Remington war bereits am Ende des Flurs angelangt und bog um die Ecke zur Treppe.
Wieso musste er unentwegt nicht nur sein Leben, sondern auch das Leben aller anderen von seinen Gefühlen bestimmen lassen? Das hasste sie am meisten an ihm. Er konnte niemanden in Frieden leben lassen. Nicht einmal sich selbst. Nicht auszudenken, dass er ihr einziger Halt im Leben sein sollte. Entweder sie heiratete ihn oder fristete ein jämmerliches Dasein bei Grayson. Guter Gott, ihr Vater hatte sie vor die Wahl zwischen Hölle und Verdammnis gestellt.
Sie hatte keine Chance, Remington mit seinen schnellen Schritten einzuholen. Also wölbte sie die Hände vor den Mund und schrie aus Leibeskräften: „Remington! Ich bin noch nicht fertig mit Ihnen!“
Ihre Stimme hallte von den Wänden des langen Korridors wider. Sie benahm sich keineswegs damenhaft, aber der Mann hatte nichts anderes verdient. Sie ließ die Arme sinken, reckte das Kinn und wartete.
Es dauerte keine zwei Sekunden, bis seine hohe Gestalt wieder im Korridor erschien. Er drehte sich in ihre Richtung, hielt inne, blieb aber an Ort und Stelle, weigerte sich eigensinnig, sich ihr zu nähern.
Dieser elende Schuft hatte das Zeug zum Schauspieler.
Ihr blieb nichts anderes übrig, als die Röcke zu raffen und ihm in dem endlos langen Flur entgegenzugehen. Die Absätze ihrer Schuhe klapperten rhythmisch auf den Marmorfliesen. Endlich blieb sie mit raschelnden Röcken vor ihm stehen. Allem Anschein nach war er kurz davor, alles zu bekommen, was er sich je gewünscht hatte: sie.
Remington trat einen Schritt zurück, als stünde sie für seinen Geschmack zu dicht vor ihm. „Ich habe nichts mehr zu sagen.“
„Es gibt ja auch nichts mehr zu sagen.“
Er beugte sich vor und knurrte zähneknirschend: „Sie haben es tatsächlich darauf abgesehen, mich ewig leiden zu lassen, nicht wahr? Verdammt, Victoria. Ständig zwingen Sie mich dazu, vor Ihnen im Staub zu kriechen. Seit dem Tag unseres ersten Zusammentreffens muss ich vor Ihnen kriechen.“
Er hätte tatsächlich Schauspieler werden sollen. „Es geht nicht darum, Sie vor mir kriechen zu lassen. Im Moment repräsentieren Sie meine Erbschaft, die ich nicht verlieren will.“
Er sah sie ungläubig an. „Für Frauen wie Sie fällt mir nur ein Begriff ein.“
Als könnte er sie noch tiefer kränken. „Lassen wir das. Sie wollen mich heiraten? Fein. Heiraten Sie mich. Sie gewinnen. Ich verliere. Sei’s drum.“ Sie griff in die kleine Tasche an ihrem Mieder und zog seinen Ring heraus. In ihrer Hast entglitt er ihr und fiel leise klirrend zu Boden.
Victoria bückte sich eilig danach, richtete sich gereizt auf und fuhr zu Remington herum, der sie stumm beobachtete. Entschlossen nahm sie seine Rechte und drückte ihm den Ring in die Hand. Dann hielt sie ihm ihre gespreizten Finger entgegen und begegnete kühn seinem Blick, in der Hoffnung, es wären keine weiteren Worte nötig. Denn sie hatte keine Worte mehr für ihn, wusste nur, dass sie sich in das Unvermeidliche dieser Heirat fügen musste. Aber nur weil sie ihn heiratete, bedeutete das beileibe nicht, ihm irgendetwas von sich preiszugeben.
Denn diesmal wäre alles anders. Diesmal würde sie
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