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Mein Tag ist deine Nacht

Mein Tag ist deine Nacht

Titel: Mein Tag ist deine Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rose
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angelassen und verklangen in der Ferne. Wohnungstüren knallten zu. Ich starrte an die Zimmerdecke und grübelte darüber nach, warum es an diesem Morgen in der Wohnung so still zu sein schien. Ich war mir nicht sicher, ob es daran lag, dass ich um diese Uhrzeit gewöhnlich nur am Wochenende hier war, oder ob ich die Kinder tatsächlich vermisste.
    Das Telefon klingelte, und ich schrak auf. Ich blickte es argwöhnisch an und hob dann ab.
    »Hallo?«
    »Hi, Jessica, ich bin’s, Clara. Wie geht’s?«
    »Ich liege faul im Bett und wundere mich über die Stille hier«, beichtete ich mit einem reuevollen Lächeln. »Ich wünschte, ich würde arbeiten.«
    »Mr.Armitage ist heute schon sehr früh erschienen. Hat gemeint, er würde mittags vielleicht mal bei dir vorbeischauen, und da dachte ich, ich warne dich besser.«
    »Falls Dan hier sein sollte?«, fragte ich und kicherte. »Schön wär’s!«
    »Man weiß ja nie«, erwiderte Clara. »Du scheinst ja hin und weg von ihm zu sein. Ich glaube an die Liebe auf den ersten Blick.«
    »Es ist noch zu früh, aber du hast recht, Clara. Ich gebe die Hoffnung nicht auf.«
    »Du, ich muss Schluss machen.« Clara senkte ihre Stimme zu einem Flüstern. »Der Chef ist gerade reingekommen.«
    »Tschau, Clara. Danke für die Warnung.«
    Ich legte auf und stieg aus dem Bett. Ich war ja schließlich nicht krank, und in mir regte sich das schlechte Gewissen, dass alle sich solche Sorgen wegen meines Zusammenbruchs machten, während ich wusste, dass ich mich lediglich eine Weile in Laurens Haus begeben hatte. Sosehr ich mich bei den Richardsons auch abgerackert hatte, brauchte ich doch keinen Tag Bettruhe, um mich davon zu erholen.
    Ich beschloss aufzuhören, mich in Selbstmitleid zu ergehen, und stattdessen meinen freien Tag zu genießen. Der trockene Sommer war in einen herrlichen Herbst übergegangen, wenngleich die Temperaturen drastisch gesunken waren. Ich ging mit Frankie eine Runde spazieren, schlurfte durch das erste herabgefallene Laub und ging dann im örtlichen Minimarkt ein paar Lebensmittel einkaufen. Nach Hause zurückgekehrt, räumte ich auf, belud die Waschmaschine und schnappte mir ein Buch, das ich schon seit Weihnachten hatte lesen wollen.
    Ich hatte gerade mal die zweite Seite geschafft, als es an der Tür klingelte. Ich spähte auf die Uhr. Schon nach ein Uhr. Stephen, natürlich, der in seiner Mittagspause vorbeikam.
    Ich warf das Buch auf den Couchtisch und ging zur Tür, wobei ich mir schnell durch die Haare fuhr, um sie zu ordnen, und meinen Jogginganzug glattstrich. Frankie bellte wie wild. Als ich die Tür öffnete, stand zu meiner Überraschung nicht Stephen, sondern Dan vor mir.
    »Oh! Hallo!«
    »Hi, du. Störe ich dich gerade?«
    »Nein, natürlich nicht. Komm rein!«
    Ich hielt Frankie am Halsband fest, damit sie aufhörte, an ihm hochzuspringen, und trat dann zur Seite, um ihn hereinzulassen. Mir fiel die Weichheit seiner Lederjacke auf, der besondere Schnitt seiner Jeanshose, der schwache Geruch seines Aftershaves. Es war, als wären alle meine Sinne in Alarmbereitschaft versetzt.
    »Wie kommt’s, dass du hier bist?«
    »Ich war gerade in der Gegend und dachte, ich schau mal, wie’s dir geht.«
    Wir standen da und sahen einander verlegen an. Ich fragte mich, ob man mir die starken Gefühle, die er in mir weckte, anmerken konnte. Bei dem Gedanken errötete ich.
    Nachdem ich die Tür geschlossen hatte, ließ ich Frankie los, und sie sprang an Dan hoch, als wäre er ein lange vermisster Freund.
    »Frankie, runter mit dir!«, befahl ich und benutzte den Hund dabei, meine Nervosität zu überspielen.
    Gerade, als ich mich bückte, um sie wieder am Halsband zu packen, wollte Dan sie am Kopf kraulen, und so fand ich mein Gesicht in allernächster Nähe von seinem wieder, sein Haar berührte fast meine Lippen, als wir uns wieder aufrichteten und einander hungrig in die Augen sahen. Wir waren einander so nahe, dass ich seinen Atem auf meinem Gesicht spüren konnte.
    Plötzlich befanden sich seine Lippen auf meinen, und ich verschmolz mit ihm, erwiderte den Kuss mit einer Heftigkeit, die mich einer Ohnmacht nahe brachte. Es war, als hätte ich mein Leben lang auf diesen Augenblick gewartet. Nichts außer ihm und mir zählte.
    Und dann klingelte es wieder an der Tür, und ich erstarrte in Dans Armen.
    »Erwartest du jemanden?«, flüsterte Dan mir ins Haar.
    »Meinen Chef.« Mit brennenden Wangen löste ich mich von ihm. »Meine Freundin Clara hat vorhin angerufen

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