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Mein Tag ist deine Nacht

Mein Tag ist deine Nacht

Titel: Mein Tag ist deine Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rose
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Oberschenkel grub. Ich stand steif vor ihm, spürte, wie er seinen harten Penis gegen mich presste, und tastete hinter mir nach etwas, womit ich ihn abwehren konnte, egal was. Meine Hand streifte einen Briefbeschwerer, und ich ergriff ihn, doch ehe ich damit auf ihn losgehen konnte, schlug er ihn mir aus der Hand.
    »Verdammt noch mal, Lauren!«, jammerte er und starrte auf den massiven Gegenstand, der nun auf dem dick mit Teppich ausgelegten Boden lag. »Du hattest nicht wirklich vor, damit auf mich einzuschlagen, oder?«
    Mit kreidebleichem Gesicht ließ er von mir ab. Er fiel vor mir auf die Knie und vergrub das Gesicht in den Händen.
    »Grant«, krächzte ich mit vor Angst heiserer und gefühlsbeladener Stimme. »Ich glaube, vorläufig sollten wir definitiv in verschiedenen Räumen schlafen. Mir macht’s nichts aus, ins Gästezimmer zu wechseln, wenn du gern hierbleiben möchtest.«
    »Ich habe gewusst, dass du mich nicht mehr liebst«, stöhnte er. »Das ist mir schon seit Monaten klar.« Er sah mit rot geränderten Augen zu mir auf. »Es gibt einen anderen, stimmt’s?«
    »Falls dem so ist, weiß ich nichts davon«, entgegnete ich. »Ich habe alles vergessen, was ich je wusste, glaub mir das doch endlich!«
    »Wirklich?«
    »Ja, wirklich.«
    Er schien sich etwas zu beruhigen und rappelte sich wieder hoch.
    »Ich schlafe im Gästezimmer. Meine Sachen sind sowieso schon dort.«
    »Komm, ich helfe dir.« Er würde jetzt Ruhe geben, das merkte ich. Ich hievte seinen Arm um meine Schulter und bugsierte ihn auf den Flur hinaus. Als wir das Gästezimmer erreicht hatten, fiel er schwer auf das Bett. Ich blickte auf seine zusammengesunkene Gestalt hinab. Meine Hände zitterten unkontrolliert, doch ich zog ihm die Schuhe aus, deckte ihn zu, ging dann leise hinaus und schloss die Tür hinter mir.
    Wieder draußen auf dem Flur, lehnte ich mich an die Wand und holte mehrmals tief Luft. Wo zum Teufel, fragte ich mich voller Selbstmitleid, war ich da hineingeraten?
    »Ist Papa okay, Mami?«, hörte ich eine Kinderstimme.
    Ich senkte den Blick und sah, dass Sophie mich mit großen Augen von ihrer Zimmertür aus beobachtete. Das lange, kastanienbraune Haar fiel über die Schultern ihres lichtblauen Schlafanzugs. Ich nickte. »Er hat sich nicht wohl gefühlt, aber ich habe ihn ins Bett gebracht, und morgen früh geht’s ihm wieder besser.«
    »Warum schläft er denn im Gästezimmer?«
    »Ihm war übel, und er wollte mich nicht stören. Komm.« Ich nahm sie an der Hand. »Zurück ins Bett, kleines Fräulein.«
    Als ich mich hinunterbeugte, um sie zuzudecken, schlang sie die Arme um meinen Hals.
    »Es tut mir leid, dass ich gemein zu dir war, Mami«, sagte sie. »Ich bin so froh, dass du mir ein Kaninchen gekauft hast. Ich bin froh, dass du nicht tot bist. Und ich bin froh, dass du hier bist.«
    Ich gab ihr einen Kuss und strich ihr sanft eine Strähne ihres seidigen Haars aus der Stirn. Albernerweise freute es mich, dass sie mich zu akzeptieren schien, zumindest im Moment.
    »Ich freue mich auch, hier zu sein«, sagte ich.
    Als ich den Dimmer heruntergedreht hatte und zurück zu Laurens Zimmer ging, lächelte ich still in mich hinein. Vielleicht, ganz vielleicht, dachte ich,
war
ich – nun, zumindest eine gewisse Zeit lang – froh, hier zu sein.
     
    Als ich am nächsten Morgen gemütlich im Bett lag, begriff ich, dass ich den Mittwoch erneut durchleben würde. Ich schloss die Augen und ging im Kopf alle sich eröffnenden Betrugsmöglichkeiten durch, wie etwa, als Lauren die Lotteriezahlen herauszufinden und dann am nächsten Tag als Jessica den Gewinnschein zu kaufen. Oder vielleicht sollte ich ermitteln, welche Pferde beim Rennen gesiegt hatten, und meine Ersparnisse auf die Gewinner setzen. Das Problem war, dachte ich, dass ich im Grunde nicht nur eine ehrliche Haut war, weshalb ich ja schon Gewissensbisse bekam, wenn ich als Lauren Grants Geld ausgab, sondern dass ich, solange ich nicht genauer wusste, was mir eigentlich gerade widerfuhr, auf keinen Fall riskieren wollte, ins Schicksal einzugreifen. Würde ich mir Millionen erschwindeln, dachte ich, während ich an meinem Morgentee nippte, dann würde die Unehrlichkeit sich vielleicht rächen und mich auf eine Weise heimsuchen, die ich mir gar nicht vorstellen konnte, und ich würde mich aus diesen Schwierigkeiten womöglich auch nie mehr herausretten können.
    Ich lag da und lauschte den morgendlichen Geräuschen der Nachbarn. Ein oder zwei Automotoren wurden

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