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Mein Tag ist deine Nacht

Mein Tag ist deine Nacht

Titel: Mein Tag ist deine Nacht Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Melanie Rose
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begann ich mit einem Haufen schmutziger Kartoffeln, von denen ich eine gute Anzahl wusch und schälte, wobei ich von zwei oder drei Stück pro Person ausging, schnitt sie dann und füllte den Topf bis zum Rand damit. Das Wasser fing an zu sprudeln und kochte über, und obwohl ich die Temperatur senkte, reagierte Laurens Elektroherd nicht gleich darauf. Braungelbe Schmiere lief außen am Topf herunter, sammelte sich auf dem Kochfeld und verkohlte zu einer stinkenden schwarzen Masse.
    »Bäh, ist dir was angebrannt?«, fragte Toby, der sich in der Küche etwas zu trinken holen wollte.
    »Euer Abendessen«, erklärte ich ihm verdrießlich und versuchte, die Kante um den Topf, die immer heißer und klebriger wurde, mit Küchenpapier abzuwischen.
    »Das hab ich nicht gemeint, sondern
das
!« Toby deutete auf den Ofen, wo eine dünne Fahne dunkelgrauen Rauchs aus der Grillpfanne emporstieg.
    »Oh nein!« Ich durchstöberte die Schubladen, entdeckte schließlich ein Paar Ofenhandschuhe, wischte die schwelenden Überreste der zusammengeschrumpften Hühnchenstücke unter dem Grill fort und transferierte sie in die Spüle. Ich stand an der Arbeitsfläche, die Ofenhandschuhe baumelten mir von einer Hand, mit der anderen wischte ich mir über das schweißnasse Gesicht und stieß Luft aus, während ich mir die Bescherung betrachtete.
    Toby sah auf das verkohlte Essen, warf mir einen verstohlenen Blick zu und verdrückte sich wieder, gerade als Sophie und Nicole hereinsprangen.
    »Was riecht denn hier so komisch?«, fragte Sophie, als sie um die Ecke kam.
    »Ich habe das Hühnchenfleisch anbrennen lassen«, erklärte ich ihr knapp.
    Sie verdrehte die Augen mit einem Du-bist-nutzlos-Blick und trollte sich. Nicole stand da und kaute nachdenklich auf ihrer Unterlippe.
    »Wir könnten uns Fischstäbchen brutzeln«, schlug sie vor.
    »Was, mit Kartoffeln und Brokkoli?«
    »Ich hab gesagt, wir sollten Pommes essen!«, rief Sophie aus dem Spielzimmer.
    »Das Kindermädchen hat immer Fischstäbchen mit Kartoffelbrei gemacht«, bestätigte Nicole, ohne auf die Bemerkung ihrer Schwester einzugehen. Sie ging zum Gefrierschrank und holte eine große Tüte heraus. »Ich, Sophie und die Jungs nehmen jeweils vier.« Sie tat, als spräche sie mit einem Kind.
    Ich nahm die Fischstäbchen und überlegte, dass, wenn die Kinder je vier aßen, Grant vermutlich sechs bräuchte. Dazu vier für mich, das ergab sechsundzwanzig Fischstäbchen – für mich zu Hause ein Vorrat für ein halbes Jahr.
    Ich legte sie auf ein Backblech und schob sie unter den Grill. Dann beeilte ich mich, das verbrannte Hühnchenfleisch abzukratzen und die Grillpfanne sauberzuschrubben.
    Bis die Fischstäbchen fertig waren, hatte ich die Kartoffeln zerstampft und zusammen mit Brokkoliröschen auf sechs Teller verteilt.
    Nicole kam in die Küche zurückgeschlichen und beäugte die riesigen Haufen grauen Kartoffelbreis und verkochten Brokkolis auf jedem Teller, die die Fischstäbchen zusammenschrumpfen ließen.
    »Das ist zu viel, oder?«, fragte ich besorgt.
    »Mach dir nichts draus, Mami«, erwiderte sie, »Trudy, das Kindermädchen, hat auch immmer schreckliches Essen gekocht.«
     
    Um sechs Uhr fing die Zubettgehroutine wieder an, und ich kam erst um halb acht dazu, Luft zu schnappen.
    Gerade hatte ich mich an Laurens Schreibtisch niedergelassen, ihre Handtasche vor mir, in der Absicht, ihre Unterschrift zu üben und ihre PIN -Nummern auswendig zu lernen, als die Schlafzimmertür aufging.
    »Hallo«, sagte ich neutral. »Ich wusste nicht genau, wann du heimkommst, deshalb hab ich dir etwas vom Abendessen aufgehoben.«
    »Ich bin nicht hungrig«, erwiderte Grant mit nuscheliger Stimme. »Ich brauche dich, Lauren. Ich will dich zurück.«
    »Grant, ich bin beschäftigt.« Meine Stimme hob sich panisch. »Und ich habe gestern Abend schon betont, dass wir uns die Zeit nehmen müssen, einander ganz neu kennenzulernen.«
    »Du willst mich nicht mehr.« Er wirkte unglücklich.
    »Es geht nicht darum, dich zu wollen oder nicht, ich kenne dich ganz einfach nicht. Und da hilft so was hier nicht.«
    »Du bist meine Frau«, lallte er, kam auf mich zu, zog mich an sich und schmiegte sein Gesicht an meinen Hals. »Du musst mich lieben.«
    »Du hast getrunken.« Ich drehte das Gesicht weg, denn er versuchte, mir einen feuchten Kuss auf die Lippen zu geben. »Lass das, Grant, ich will das nicht!«
    Einen Moment lang drückte er mich gegen den Schreibtisch, dessen Holzkante sich in meine

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