Mein Traum wohnt nebenan
wie der Eispanzer, den sie um ihr Herz gelegt hatte, zu schmelzen begann. „Warum hast du es dann getan?“
„Weil ich dafür sorgen wollte, dass du auf deiner Seite des Flurs bleibst. Weil ich dich attraktiver fand, als mir lieb war. Und weil es Spaß gemacht hat. Eine Weile jedenfalls.“
Er sah, wie sie die Schultern straffte, und merkte, dass er ins nächste Fettnäpfchen getreten war. „So habe ich es nicht gemeint. Cybil, du hast mir hundert Dollar geboten, damit ich mit dir essen gehe. Hundert Dollar, weil du eine alte Frau nicht verletzen und einem arbeitslosen Saxofonspieler eine heiße Mahlzeit spendieren wolltest. Das war … süß. Glaub mir, das ist ein Wort, das mir nicht so leicht über die Lippen kommt.“
„Es ist erniedrigend“, flüsterte sie und begann, die zweite Tüte zu leeren.
„So solltest du es nicht sehen.“ Er wagte es, um den Tresen herumzugehen und sich neben sie zu stellen.
Sie starrte in den Kühlschrank. Sie hätte nicht gedacht, dass ihm die ganze Sache überhaupt etwas ausmachte.
Vielleicht sollten sie noch mal von vorn anfangen. Eine lockere Freundschaft wäre nicht schlecht. „Möchtest du ein Bier?“
Schlagartig entspannten sich seine schmerzenden Schultern. „Gem.“
„Habe ich mir gedacht.“ Sie holte eine Flasche heraus, machte sie auf und griff nach einem Glas. „So viel hast du noch nie geredet, seit ich dich kenne.“ Sie gab ihm das volle Glas.
„Danke.“
Sie lächelte. „Aber die Kekse sind alle.“
„Du könntest welche backen.“
„Vielleicht.“ Sie wandte sich wieder den Lebensmitteln zu. „Aber eigentlich will ich einen Kuchen backen.“
Ja, dachte er, sie ist wirklich attraktiver, als mir lieb ist.
Cybil trug ein viel zu großes Männerhemd, schlicht weiß, Leggings so blau wie der Sommerhimmel und hochhackige Schuhe. Ihr Parfüm war erregend, und warum sie an einem Ohr zwei große goldene Ringe und am anderen einen Brillantstecker trug, wusste er beim besten Willen nicht.
Doch alles zusammen ergab eine faszinierende Kombination.
Als sie sich nach vorn drehte, nahm er ihr Handgelenk. „Sind wir quitt?“
„Sieht so aus.“
„Dann ist da noch etwas.“ Er stellte das Bier ab. „Ich träume von dir.“
„Was?“ Ihr stockte der Atem.
„Ich träume von dir“, wiederholte er und trat auf sie zu, bis sie mit dem Rücken am Kühlschrank stand. „Davon, wie ich dich berühre.“ Mit den Fingerspitzen strich er über ihre Brüste. „Und wenn ich morgens aufwache, habe ich deinen Geschmack auf den Lippen.“
„Oh.“
„Du hast gesagt, dass du etwas gefühlt hast, als ich dich küsste. Und du dachtest, ich hätte es auch.“ Ohne den Blick von ihrem Gesicht zu wenden, ließ er die Hände zu ihren Hüften hinabwandern. „Du hattest Recht.“
Ihre Knie wurden weich. Sie schluckte. „So?“
„Ja. Und ich möchte es wieder fühlen.“
Sie wich zurück, als er sich vorbeugte. „Warte!“
Er hielt ganz dicht vor ihrem Mund inne. „Warum?“
„Ich weiß nicht.“
Er lächelte. „Sag ‚Stop‘, sobald es dir einfällt“, schlug er vor und küsste sie.
Es war so, wie vor Mrs. Wolinskys Fenster. Dabei war sie sicher gewesen, dass es nicht so sein würde. Nicht so berauschend. Aber alles in ihr schien nur darauf gewartet zu haben.
Sie fühlte sich so warm an, so frisch und sanft wie ein Sonnenstrahl. So süß, so hingebungsvoll. Wie all das, von dem er ganz vergessen hatte, wie sehr er es brauchte.
Und er brauchte es nicht nur, er wollte es. Er begehrte Cybil. Mehr, als er erwartet hatte.
„Nein.“ Das war das Letzte, was sie aus ihrem Mund zu hören erwartet hatte, während er mit tastenden Händen ihren Körper erkundete. Doch sie wiederholte es, obwohl das Verlangen in ihr wuchs. „Nein. Warte.“
Er hob den Kopf. Das Blau seiner Augen glich dem einer stürmischen See. „Warum?“
„Weil ich …“ Sie legte den Kopf in den Nacken und stöhnte auf, als er seine Hände wieder auf ihre Brüste legte.
„Ich will dich.“ Mit den Daumen umkreiste er die unter dem Stoff längst festen Knospen. „Und du willst mich.“
„Ja, aber…“ Sie umfasste seine Schultern, lockerte jedoch ihren Griff wieder, während sie sich gegen das wachsende Verlangen wehrte. „Es gib ein paar Dinge, die ich nie spontan tue. Es tut mir Leid, aber das hier gehört dazu.“
Sie öffnete die Augen und sah ihn an. „Dies ist kein Spiel, Preston.“
Er zog eine Braue hoch. Sie schien seine Gedanken lesen zu können. „Nein?
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