Mein Traum wohnt nebenan
Schuft“, sagte sie leise und schloss ihre Wohnungstür.
„Gibt es hier keine Sitzgelegenheit?“ beschwerte Mandy sich hinter ihm.
„Nein. Doch. Oben. Verdammt“, murmelte er und wehrte sich gegen den Anflug seines schlechten Gewissens. Mit einem Achselzucken tat er es ab und warf die Tür zu. „Hier unten bin ich nicht oft.“
„Im Ernst? Wer ist die Kleine von gegenüber?“ fragte seine Agentin und stellte den Aktenkoffer auf den Küchentresen.
„Niemand. Campbell. Cybil Campbell.“
„Sie kam mir gleich bekannt vor. Sie zeichnet ‚Freunde und Nachbarn‘, nicht wahr? Ich kenne ihren Agenten. Er ist ganz begeistert von ihr. Behauptet, sie sei die einzige Klientin ohne Komplexe und Neurosen, die er jemals hatte. Jammert nicht, hält sich an sämtliche Termine, muss nicht getröstet werden und bringt ihm im Moment eine Menge Geld ein.“
Sie warf Preston einen wehmütigen Blick zu. „Ich würde zu gern wissen, wie es ist, einen neurosefreien Klienten zu haben, der sich Verabredungen merkt und mir etwas zum Geburtstag schenkt.“
„Die Neurosen gehören dazu, aber das mit unserem Lunch tut mir wirklich Leid.“
Ihre Verärgerung ging in Besorgnis über. „Was ist los, Preston? Du. siehst kaputt aus. Schreibblockade?“
„Nein. Das Stück wächst. Ich habe nur zu wenig Schlaf bekommen.“
„Weil du die Nächte über auf der Bühne stehst und spielst?“
„Nein.“ Weil er immerzu an die Frau aus 3A denken musste. Weil er rastlos hin und her ging. Weil er die Frau aus 3A begehrte. Die Frau, die ihn spätestens jetzt für einen Mistkerl hielt. „Nur eine schlechte Nacht, Mandy.“
„Okay.“ Sie ging zu ihm und massierte ihm die verspannten Schultern. „Aber du bist mir ein Mittagessen schuldig. Wie wäre es mit einem Kaffee?“
„Auf dem Herd. Heute Morgen um sechs war er frisch.“
„Ich koche neuen.“ Sie füllte die Kaffeemaschine, schaltete sie ein und schaute in die Schränke. „Himmel, McQuinn, machst du einen Hungerstreik? Hier drin sind nur Krümel von Kartoffelchips und etwas, das mal Brot gewesen sein muss.“
„Ich bin gestern nicht zum Einkaufen gekommen.“ Sein Blick wanderte zur Wohnungstür, seine Gedanken zu Cybil. „Meistens bestelle ich mir etwas.“
„Mit dem Handy, das nicht funktioniert?“
„Ich werde es aufladen, Mandy.“
„Tu das. Hätte es funktioniert, würden wir jetzt im ‚Four Seasons‘ sitzen und mit Champagner feiern.“ Lächelnd beugte sie sich über den Tresen. „Ich habe es geschafft, Preston. Hollywood wird ‚Verstrickungen der Seelen‘ verfilmen. Du bekommst den Produzenten und den Regisseur, den du wolltest, und wenn du willst, kannst du das Drehbuch selbst schreiben. Und das Honorar ist auch nicht schlecht.“
Sie nannte ihm eine siebenstellige Summe.
„Ich will nicht, dass sie es verhunzen“, war Prestons einzige Reaktion.
„Typisch.“ Mandy seufzte. „Wenn es ein Haar in der Suppe gibt, findest du es. Dann schreib das Drehbuch.“
„Nein.“ Kopfschüttelnd trat er ans Fenster, um die Nachricht zu verdauen. Ein Film konnte nie so intim und atmosphärisch dicht wie ein Theaterstück sein, aber er würde seine Arbeit Millionen von Mensche n nahe bringen.
„Ich will nicht wieder nach Hollywood, Mandy. Nicht als Autor.“
Sie goss Kaffee in zwei Becher und brachte sie mit ans Fenster. „Dann als Berater.“
„Na schön. Mach das fest, ja?“
„Gut. So, und wenn du jetzt aufhörst, vor Freude durch die Wohnung zu tanzen, können wir vielleicht über dein nächstes Stück reden“, bat sie trocken.
Er drehte sich zu ihr um und nahm ihr schmales Gesicht zwischen die Hände. „Mandy du bist die beste und vielleicht auch die geduldigste Agentin in der ganzen Branche.“
„Da hast du Recht. Ich hoffe, du bist so stolz auf dich wie ich. Willst du deine Familie nicht anrufen?“
„In ein paar Tagen.“
„Du willst doch nicht, dass sie es aus den Medien erfahren.“
„Nein.“ Endlich lächelte er. „Ich rufe sie an, sobald ich das Handy aufgeladen habe. Weißt du was? Ich lade dich jetzt zum Champagner ein.“
„Gute Idee. Ach, eins noch“, fügte sie zu, als er schon auf der Treppe war. „Die hübsche Miss 3A. Erzählst du mir, was zwischen euch beiden läuft?“
„Ich weiß nicht, ob es da etwas zu erzählen gibt“, murmelte er.
Preston wusste es noch immer nicht, als er später am Tag an Cybils Tür klopfte. Als sie öffnete, hatte er seine Entschuldigung parat.
„Hör zu, es tut mir Leid“,
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