Mein Traummann die Zicke und ich
nicht.
»Komm schon, Vi. Es war wirklich sehr lieb von ihr, was sie da für uns getan hat.«
»Stimmt …«, gebe ich unwillig zu.
»Wo liegt dann das Problem? Raus mit der Sprache.«
Ich entscheide mich für einen kleinen Teil der Wahrheit, weil ich ihm die ganze nicht sagen kann.
»Okay, ich gebe zu, dass ich es nicht so toll fand, wie sie ihren Senf dazugegeben hat, als wir darüber geredet haben, wo wir nach der Hochzeit wohnen wollen.«
»Das war in der Tat nicht zu übersehen.«
»Tut mir leid.«
»Sie wollte doch nur helfen …«
Dazu sage ich lieber nichts.
»Sieh mal, Vi, ich weiß, wie sehr du deine Wohnung liebst.«
»Nicht so sehr wie dich«, sage ich mit einem entschuldigenden Lächeln.
»Das hoffe ich doch, wir heiraten schließlich im Juni.«
»Am 10. Juni, um genau zu sein … Bis dahin haben wir uns
darüber geeinigt, wo wir wohnen werden, nicht wahr? Das wird dann sicher kein Thema mehr sein, meinst du nicht auch?«
»Wir werden alle Probleme lösen, die sich uns stellen, Violet«, murmelt er verschlafen. Seine grünen Augen schließen sich, als er mich küsst. »Wir sind ein Team. Nichts kann uns auseinanderbringen.«
Ich träume, dass ich in der Küche von Balcannon bin und Pippa mich mit Florentinern vollstopft. Sie stopft sie mir in den Mund, bis ich beginne zu würgen. Dann weckt Sollie mich.
»Wach auf, Vi.« Er zieht mir sanft die Decke weg.
»Nein«, sage ich und ziehe mir die Decke wieder über den Kopf.
»Es ist schon gleich fünf.«
»Das ist nicht dein Ernst!« Ich sitze aufrecht im Bett.
»Ich fürchte doch, mein zukünftiges Eheweib. Wir können schließlich schlecht zu spät zu unserer eigenen Verlobungsparty kommen, oder?«
»Erst recht nicht, wenn man schon Frühstück und Mittagessen verpasst hat.«
»Stimmt. Wenn du noch eine Mahlzeit im Hause Grainger verpasst, wirst du wahrscheinlich von der Familie vergestoßen, weißt du.«
»Drei Fehler, und man ist draußen?«
»Wenn du das Herz meiner Familie erobern willst, musst du dir von ihr den Magen füllen lassen. Also los. Auf sie mit Gebrüll. Willst du zuerst unter die Dusche oder soll ich?«
»Ich hatte eigentlich gehofft, dass wir zusammen mit dem Rugby-Team noch mal in die Wanne gehen?«
»Dafür bleibt keine Zeit, fürchte ich.«
»Ich dachte, es würde Zeit sparen, gemeinsam zu baden.«
»Du willst mich wohl veräppeln?« Er grinst breit. »Aus irgendeinem
Grund brauche ich immer doppelt so lange, um dir den Rücken zu waschen, als meinen eigenen.«
Trotz seiner Proteste ist es nicht sehr schwer, ihn zum Baden zu überreden, und als wir damit fertig sind, unter dem Badeschaum nach Gavin Henson zu suchen, sind wir wirklich spät dran. Sollie schmeißt sich seinen Kilt über – ja, er trägt heute Abend einen Kilt, und ja, in dieser Hinsicht ist er total konservativ -, wirft mir einen Kuss zu, ermahnt mich, nicht zu lange zu brauchen, und eilt die Treppe hinunter, um mich allein im Bad zurückzulassen.
Darauf hatte ich gehofft, seit wir hier angekommen sind. Eine Treppe wie die von Balcannon flößt einem unweigerlich Phantasien von einem großen Auftritt ein, und wie kann ich einen großen Auftritt haben, wenn Sol neben mir diese Treppe hinuntergeht? Besser ist es, wenn er unten auf mich wartet.
Und daher brezle ich mich schwer auf.
Gleich werde ich alle treffen, die ich bisher noch nicht getroffen habe. Der gesamte Grainger-Klan ist auf dem Weg zu uns, um Sollies und meine Verlobung zu feiern. Ebenso wie alle Freunde, die am Donnerstag nicht da waren, und Dut zende Verwandte.
Ich möchte unbedingt perfekt aussehen. Also bloß keine Eile.
So viel Mühe mit meinen Haaren und meinem Make-up habe ich mir in meinem ganzen Leben noch nicht gegeben. Zum Glück hat mein Haar, genau wie ich, heute einen besonders guten Tag, und beim Schminken geht auch nichts schief.
Jasmines Kleid sitzt perfekt. Und ich trage meine absoluten Lieblingsschuhe, die ich sogar noch lieber trage als die schönen Paare, die Elspeth mir geschenkt hat. Es sind Second – hand-Wildleder-Peep-Toe-Pumps von Moschino, die ich in einer heiß umkämpften Auktion bei eBay ersteigert habe. Ich
liebe sie fast so sehr wie Sollie. Fast, denn sie küssen nicht so gut wie er, ich meine, sie küssen überhaupt nicht, aber die Frauen unter uns werden verstehen, wenn ich sage: Wenn diese Schuhe ein Mann wären, ich würde sie heiraten.
Ich bin ziemlich sicher, dass Jas das Kleid passend zu den Schuhen ausgewählt hat, denn beides ist
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