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Mein Traummann die Zicke und ich

Mein Traummann die Zicke und ich

Titel: Mein Traummann die Zicke und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harvey Sarah
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Fenstertür raus auf einen Balkon, und diese Fenstertür hat sie offen gelassen, weil es ein so milder Abend ist … Und weil ich bescheuert genug für so was bin, habe ich beschlossen, von oben hinunterzuklettern.
    Ich habe es zwar durch eine Dachluke nach draußen geschafft und bis hoch auf das zinnenbewehrte Dach des Turms, aber jetzt muss ich mich auf den Balkon hinunterplumpsen lassen, und es wäre besser, ich würde ihn erwischen, denn sonst falle ich die zirka dreißig Meter bis runter auf die Erde.
    Ich schätze die Höhe zwischen dem Punkt, an dem ich mich befinde, und Pippas Balkon auf maximal drei Meter. Ich bin genau eins fünfundsechzig groß, wenn ich also mit den Fingerspitzen an der Balustrade hänge, muss ich nur ungefähr einen Meter tief fallen. Ich muss mich bloß ganz vorsichtig über die Dachkante bewegen und meinen Körper hinunterschwingen und dann loslassen, indem ich so tue, als könnte diese Aktion nicht damit enden, dass ich zerschmettert auf der Terrasse liege wie ein Käfer auf der Windschutzscheibe eines schnellen Autos. Vielleicht mache ich die Augen zu? Violet, sei nicht albern, dies ist eine Reise, auf der du besser sehen solltest, wohin es geht. Und so nehme ich all meinen Mut zusammen, konzentriere mich auf das Unrecht, das man mir angetan hat und das meine Motivation war, überhaupt bis hierherzukommen, und umklammere mit einer Hand die zum Glück sehr massive Nase
eines Wasserspeiers und mit der anderen die Regenrinne. Ich manövriere mich vorsichtig bis zum Bauch über die Dachkante, sodass meine Füße herunterbaumeln.
    Mit einer monumentalen geistigen – nicht so sehr körperlichen – Anstrengung gelingt es mir, so weit hinabzurutschen, bis ich mit den Händen an der Dachrinne hänge.
    Jetzt muss ich nur noch die Finger vom Dach lösen, und ich falle auf ihren Balkon. Eigentlich ziemlich simpel, und dann muss ich bloß noch einen Weg finden, wie ich Pippas verschlossene Tür von innen aufkriege, aber das sollte wohl ein Spaziergang sein im Vergleich zu dem, wie ich reingekommen bin.
    Fünf Minuten später hänge ich immer noch da. Ich kann mein Gehirn einfach nicht dazu überreden, die Finger meiner Hand von der Dachrinne zu lösen, und nur der Umstand, dass ich weitere zwei Minuten später einen Krampf in der Hand kriege, bringt mich dazu, schließlich loszulassen und mich dem freien Fall zu übergeben.
    Ich lande mit einem Plumps auf dem Balkon, und in meinen Knien macht es leise »knack«, als das volle Gewicht meines Körpers auf ihnen landet. Einen unsicheren Moment lang bewege ich testweise meine Glieder, um sicherzugehen, dass ich mich nicht verletzt habe, und dann stehe ich aufrecht vor der geöffneten Fenstertür.
    Pippas Zimmer.
    Ich weiß nicht, was ich mir vorgestellt habe. Fotos von mir in Form von Zielscheiben, kleine Voodoo-Puppen in Küchenschürzen, die Napfkuchen in der Hand halten und über und über mit Nadeln durchbohrt sind? Einen Schrein, wie sie ihn für Aidan in ihrer Jugend angefertigt hat, nur eben einen der schwarzen Magie, in dem sie Verwünschungen aufbewahrt, zum Beispiel dass mein Ofen kaputtgeht oder ich Hämorrhoiden kriege oder so was?

    Aber als ich eintrete, finde ich ein ziemlich normales Zimmer vor. Es sind zwar Fotos da, eine Menge sogar, sie hat eine ganze Wand damit dekoriert, aber es sind ganz normale Familienfotos; lächelnde Gesichter, viele Fotos von ihr selbst. Ein paar tolle Aufnahmen von Sol im Teenageralter sind auch dabei, die einen Moment lang meine Aufmerksamkeit fesseln, bis mir wieder einfällt, warum ich hier bin.
    Das Bett ist riesig, ebenso wie die königliche Garderobe und ein Schminktisch, auf dem so viele Kosmetikutensilien und Parfüms stehen, dass man damit mindestens fünf verwöhnte Frauen ein Jahr lang gut aussehen lassen könnte. Das Bett ist auf jeder Seite mit einem Nachttischchen ausgestattet. Auf einem steht ein Glas Wasser, daneben liegt ein offenes Buch, das andere ist leer. Das Bett ist sorgfältig gemacht und mit einem schönen grünen Seidenbezug und passenden Kissen bezogen, der Boden ist aus Holz und wird von einem weichen Teppich geziert, dessen helle Rosatöne und jadegrüne Farben perfekt zum Bettüberwurf passen.
    An der Wand gegenüber befindet sich ein altmodischer, abgenutzter, mit Samt bezogener Stuhl, über dem ein schöner Seidenmorgenmantel liegt, und darunter steht ein Paar bestickter japanischer Hausschuhe.
    Das ist alles. Ein bezauberndes Zimmer.
    Für eine nicht ganz so bezaubernde

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