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Mein Traummann die Zicke und ich

Mein Traummann die Zicke und ich

Titel: Mein Traummann die Zicke und ich Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Harvey Sarah
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Bewohnerin.
    Ich fange an zu suchen: in den Schubladen, unter dem Bett, zwischen den Kissen, unter den Furnieren, aber ich finde nichts. Sie hat den Ring auch weder zwischen ihrem Schmuck in der Jadekiste auf dem Schminktisch noch in ihrer teuren Unterwäsche versteckt. Da ist kein Ring im Inneren der seidenen Kissenbezüge. Ich schaue überall nach: Keine losen Dielenböden, keine Löcher oder Kratzer in den Möbelstücken, die ich nicht untersuche, und trotzdem finde ich nichts.

    Ich stülpe jede Tasche ihrer Kleidungsstücke um, ich spähe in Kisten und Kästchen, ich öffne Umschläge alter Liebesbriefe, ich schütte sogar eine Packung Tampons auf ihrem Bett aus und durchwühle ihren Inhalt … Und da wird mir plötzlich klar, was ich hier mache.
    Ich bezweifle zwar stark, dass Pippa ist, wer sie zu sein vorgibt. Ich glaube, sie ist immer noch genauso, wie sie früher war: eine Lügnerin, eine Diebin, eine Intrigantin und eine Königin der Täuschung.
    Aber was ist aus mir geworden? Ich bin gerade auf ihr Niveau gesunken. Nein, noch darunter. Ich bin derart in ihre Privatsphäre eingedrungen, nur aufgrund eines leisen Verdachts!
    Ich war so sicher, den Ring hier zu finden, aber ich habe ihn nicht gefunden.
    Es gibt schließlich auch keinen Beweis dafür, dass Pippa ihn mir gestohlen hat, ich habe das nur angenommen, und ich könnte mich total geirrt haben.
    Vielleicht bin ich einfach nur paranoid, was die ganze Sache angeht. Ich bilde mir das alles vielleicht nur ein. Andererseits ist mein verschwundener Ring keine Einbildung.
    Vielleicht gibt es eine andere Erklärung. Aber welche?
    Ich setze mich auf den Rand von Pippas Bett und schüttle verzweifelt den Kopf.
    Vielleicht trägt sie ihn bei sich?
    Aber ich habe sie vom Balkon aus in ihrem hautengen Kleid gesehen, wo soll sie da einen Ring verstecken – in ihrer Unterhose?
    Vielleicht hat Sollie ihn und wartet unten, um ihn mir vor den Augen aller anzustecken?
    Vielleicht hat sie ihn auch irgendwo in den weitläufigen Fluren Balcannons versteckt, wo er so unauffindbar ist wie die Mitte des Labyrinths für Nichteingeweihte?

    Wie auch immer, der Ring ist nicht hier.
    Ich sollte verschwinden.
    In dem Moment, wo ich schon die Türklinke in der Hand habe – meine Sucherei hatte zumindest den Vorteil, dass ich einen Schlüssel gefunden habe, der ins Schloss passt -, fällt mir plötzlich etwas ein.
    Als sie mir damals meinen Elefanten gestohlen hat, hat sie ihn im Saum ihrer Uniformbluse versteckt. Ich weiß, das klingt seltsam, wie soll man einen Elefanten in einer Schulbluse verstecken? Aber es war kein afrikanischer Viertonner, sondern ein kleines silbernes Amulett, das mir mein Großvater als Glücksbringer für die Abschlussprüfungen geschenkt hatte … Elefanten vergessen nichts, und er wollte, dass ich mich an das Gelernte erinnern würde.
    Weil ich sehr an dem kleinen Elefanten hing, war dies der einzige ihrer Diebstähle, den ich den Lehrern meldete. Zum Glück haben die meinen Hinweis ernst genommen und sie aufgefordert, ihren Ranzen und ihre Taschen zu leeren. Er war nicht darin. Und weil sie das Amulett nirgendwo sonst hätte verstecken können, hat man sie gehen lassen.
    Später an diesem Tag – die Prüfungen sollten erst am nächsten Tag stattfinden – hat man uns raus zum Hockeyspielen geschickt. Nach einem besonders bösartigen Angriff, dreimal darf man raten, von wem der ausgegangen war, wurde ich zurück in die Umkleideräume geschickt, weil ich mir böse am Fußgelenk wehgetan hatte. Ich ziehe mich also um und bleibe sitzen, um auf das Ende des Spiels und die anderen zu warten, und ich bin schwer versucht, noch einmal in ihren Sachen zu wühlen. Aber dann fällt mir auf, dass eine Stelle an ihrem Blusensaum seltsam ausgebeult ist. Ich sehe aus dem Fenster, um sicherzugehen, dass das Spiel noch nicht zu Ende ist, und werfe einen genaueren Blick darauf.

    Schuluniformen werden immer zu groß gekauft, weil Kinder so schnell wachsen, und Pippas Bluse war da keine Ausnahme. Der Saum war mindestens fünf Zentimeter breit, und sie hatte ein paar Fäden herausgezogen, um dadurch eine geheime Tasche zu schaffen. Und natürlich befand sich in dieser geheimen Tasche mein Amulett. Ich habe es mir also einfach zurückgenommen und es vor ihr in Sicherheit gebracht, aber nichts gesagt. Ich habe sie nicht zur Rede gestellt, habe sie nicht einmal wissen lassen, dass ich das Amulett zurückhatte, sondern sie in dem Glauben gelassen, dass es wohl zufällig

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