Mein Traummann die Zicke und ich
ein Uhr morgens, bei unserer dritten Flasche Champagner und der zweiten Flasche Single Malt Whiskey, habe ich einen Plan.
Es ist erst Freitag. Pepper kommt nicht vor Dienstagnachmittag. Ich kann also die nächsten drei Tage mit diesen wunderbaren Menschen verbringen und dann einen dringenden Auftrag erhalten, den ich nicht ablehnen kann, was bedeutet, dass ich unseren Besuch abkürzen und Dienstagmorgen zurück nach London muss.
Dann muss ich nur noch Sollie überzeugen, mit mir durchzubrennen, und anschließend eine schreckliche, lebensbedrohliche Allergie gegen alles Französische entwickeln – und unsere Wege werden sich nie mehr kreuzen.
Ganz einfach.
Kapitel 4
A m nächsten Morgen wache ich in unserem prächtigen Zimmer mit seinem Himmelbett und mehr Fenstern als in meiner gesamten Wohnung auf und habe einen Kater. Und das nagende Gefühl, dass irgendetwas nicht stimmt. Und dann fällt mir ein, was es ist, und plötzlich sitze ich vor Schreck aufrecht im Bett und wecke damit unabsichtlich Sollie.
»Hey?« Seine Hand zieht mich wieder neben ihn.
»Bin nur ganz plötzlich aufgewacht«, murmle ich. »Wusste nicht gleich, wo ich bin.«
Er sieht mich einen Moment aufmerksam an. »Geht es dir wieder besser?«
»Wie meinst du das?«
»Na gestern. Als Mum dir die Fotos gezeigt hat. Du bist ganz blass geworden, als hättest du einen Geist gesehen.«
»Einen Geist? Hier spukt’s nicht wirklich, oder?«
Der Themenwechsel funktioniert.
Sollie lacht laut. »Das meinst du nicht ernst, oder? Der einzige Geist, den du in Balcannon finden wirst, ist der Himbeergeist in der Bar.«
»Ihr habt eine Bar?«
»Du hast meinen Vater doch schon kennengelernt und solltest dich darüber nicht mehr wundern.«
»Er mag es, sich von Zeit zu Zeit mal einen zu genehmigen, stimmt’s?«
»Dich mag er auch«, sagt Sol sanft und zieht mich unter der Decke näher zu sich heran.
»Oh ja, meinst du?«
»Das weiß ich sogar«, murmelt er, während er Küsse in meinem Gesicht verteilt. »Er hat es mir nach dem Essen gesagt. Er hat mich zur Seite genommen und mir seine Zustimmung ausgedrückt.«
»Vielleicht hat die Torte ihn milde gestimmt und seine Zunge gelöst?«
»Vielleicht aber auch nur der Whiskey und der Champagner …« Er beißt sich auf die Unterlippe und nickt gedankenversunken. »Er wacht wahrscheinlich gleich auf und stellt fest, dass er dich eigentlich doch nicht leiden kann …« Als er sieht, wie mir die Kinnlade runterfällt, grinst er wieder. »Ich mach doch nur Witze, Liebling … Was macht dich nur so misstrauisch anderen Leuten gegenüber, Violet?«
Und hier ist sie, meine Gelegenheit, meine Chance, ihm alles zu erzählen, ihm mein neues Geheimnis zu offenbaren … Aber ich kann nicht. Ich öffne den Mund, aber es kommt nichts heraus, und während die Sekunden verstreichen und ich nichts sage, vergeht der geeignete Moment, und zack – ich bin wieder allein mit meiner Geheimniskrämerei.
Sollie träumt den süßen Schlummer des Après-Sex.
Und ich sitze in unserem eigenen, zum Glück Onkel-Silas-freien Badezimmer in einer wunderbaren Badewanne mit Löwenfüßen und tue, was ich immer tue, wenn mich etwas beschäftigt: Ich versuche nachzudenken.
Ist es wirklich so schlimm?
Wir waren in der Schule verfeindet, aber jetzt sind wir erwachsen. Mein Leben hat sich seitdem total verändert. Ich habe mich total verändert. Sie sich doch sicher auch.
Mir fällt mein grandioser Plan von gestern Abend ein, und ich sehe ein, wie idiotisch er ist.
Ich brauche einen neuen Plan.
Eigentlich brauche ich keinen neuen Plan, sondern ich muss mit meinem Verlobten reden, aber da das offensichtlich nicht funktioniert, muss ich noch einmal nachdenken und mir etwas anderes einfallen lassen, was mein erschüttertes Gehirn wieder beruhigt.
Wie bescheuert ist das denn bitte?
Gefühle, die ich hinter mir gelassen zu haben glaubte, tauchen plötzlich nach all diesen Jahren wieder auf und stürzen mich erneut in die totale Verwirrung.
Das Problem ist doch folgendes: Als Kind lief alles bestens, bis Miss Langford mit einem großen Satz in meinem Leben landete, so dass es wie der Schlamm einer Regenpfütze, in die jemand mit Schuhgröße 50 reinspringt, in alle Richtungen auseinanderflog.
Und jetzt ist auch gerade wieder alles bestens.
Ich bin glücklich, mein Geschäft läuft super, ich liebe meine Arbeit, ich mag die Menschen, die für mich arbeiten, ich mag meine kleine Wohnung über dem Laden, ich mag mein soziales
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