Mein Traummann die Zicke und ich
ich prustend loslachen, als Marilyn, die Elsbeth beim Kochen hilft, mit einer großen Pfanne zu uns herüberkommt und ganz unschuldig fragt: »Jemand ein schönes Würstchen?«
Nachdem Sollie und ich beim Abräumen geholfen haben, erklärt er mir, dass er jetzt die »große Besichtigungstour« von Balcannon mit mir macht.
»Komm, los geht’s«, sagt er und nimmt mich an der Hand. Er führt mich in die Stiefelkammer, wo er mir ein Paar Gummistiefel seiner Mutter überreicht, todschicke schwarze mit bunten Punkten drauf. »Wir fangen im Labyrinth an.«
»Ihr habt ein Labyrinth?«
»Oh ja, es ist toll.« Er grinst verwegen.
»Sollen wir ein bisschen Verstecken spielen?«, erwiderte ich.
»Kommt drauf an, was ich wo verstecken soll …«
»Sol!«
»Na los«, ruft er und saust aus der Tür, um sich nach rechts zu wenden, »fang mich, fang mich!«
Wir rennen lachend den ganzen Weg bis zur hinteren Terrasse und über den großen Rasen, bis Sollie an einer Reihe
Bäume nach rechts abbiegt und hinter etwas verschwindet, das wie eine simple hohe Hecke aussieht. Es ist aber schon die erste Wand des angekündigten Labyrinths.
»Wie groß ist es denn?«
»Etwa 4000 Quadratmeter. Mit sechzehn habe ich mich einmal für zwei Tage hier drin verirrt«, sagt er und zieht mich an der Hand durch den Eingang.
»Das glaube ich dir nicht.«
»Okay, ich übertreibe vielleicht ein bisschen.«
»Waren es vielleicht zwei Stunden?«, frage ich, und er nickt.
»Es hat sich aber so angefühlt wie zwei Tage. Mit dir zusammen würde es mir allerdings nichts ausmachen, solange hier festzusitzen. Die Zeit würde sicher wie im Flug vergehen …« Er drückt mich gegen die dichte Hecke und küsst mich, um kurz darauf wieder loszurennen. Ab und zu dreht er sich dabei um, um zu sehen, ob ich hinterherkomme. Im Laufen gibt er mir Anweisungen.
»Ich zeige dir die Liebeslaube«, ruft er. »Passt doch, oder? Merk dir den Weg, Vi, für den Fall, dass ich dich mal für ein heimliches Stelldichein hierherbestellen sollte. Zehn Schritte nach links, dann rechts abbiegen, zwanzig Schritte nach rechts, dann links abbiegen.«
Als er vor einer Statue zu stehen kommt, hört er auf zu sprechen.
Ich halte zwei Schritte hinter ihm an und runzle verwundert die Stirn.
»Was um Himmels willen ist das denn?« Dieses seltsame Ding kommt mir irgendwie bekannt vor.
»Penis von Milo«, antwortet Sol lachend. »Sie ist wie die Venus von Milo, nur mit einem großen Pimmel. Mistral ist doch Künstlerin, sie hat sie … äh … ihn … es gemacht.«
Die Statue ist tatsächlich die Venus von Milo in Lebensgröße,
nur dass sie mit einem riesigen männlichen Geschlechtsteil ausgestattet ist.
»Sie hat es Dad vor drei Jahren zum Geburtstag geschenkt. Mum wusste nicht so recht, was sie damit machen sollte. Einerseits wollte sie es nicht einfach wegwerfen, um Misty nicht zu kränken, andererseits wollte sie aber auch das Schamgefühl der Leute nicht verletzen, indem sie es an einen prominenten Platz stellte, also hat sie es hierhinverfrachtet … Dad behauptet, sie hat gewisse Teile ihm nachempfunden.«
»Dein Dad hat sicher ein großes … Selbstbewusstsein«, scherze ich kichernd.
»Scheint ein Zug der Graingers zu sein, mit mehr ausgestattet zu sein als bloß mit Geld.«
»Zu dumm nur, dass du so nach deiner Mutter kommst«, ziehe ich ihn auf.
»Violet Templer, ich kann nicht fassen, was du da gerade gesagt hast!« Seine Augen weiten sich in gespielter Entrüstung.
»Und ich kann nicht fassen, dass du wirklich denkst, ich hätte es auch so gemeint«, sage ich und stelle mich auf die Zehenspitzen, um ihn zu küssen.
»Die Küsse heben wir uns lieber für drinnen auf. Dreh dich mal um …«, sagt er, als wir uns wieder voneinander lösen, und nimmt mich noch einmal bei der Hand. Diesmal gehen wir hinter die Statue, wo ich eine kleine Lücke in der Hecke erspähe, hinter der sich wiederum ein kleiner Garten öffnet.
»Willkommen in der Liebeslaube.« Sollie zwinkert und zieht mich hinein.
Ich schließe die Augen und atme tief ein. »Es riecht wundervoll hier drin.«
»Mum hat Tonnen von Kräutern angepflanzt: Lavendel, Minze, Rosmarin, und wir haben auch in dieser Jahreszeit noch
Salbei, Oregano und Thymian hier, die zum Kochen verwendet werden. Das Labyrinth schützt sie ein bisschen vor der Kälte.«
»Es ist also nicht nur romantisch, sondern auch nützlich.«
»Veräppelst du mich schon wieder?«
»Keineswegs. Ich bin wirklich beeindruckt. Ich mag
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