Mein Traummann die Zicke und ich
gehe zurück in die Küche, um meinen Schwiegereltern beim Essen Gesellschaft zu leisten.
Und ich sage nichts.
Na ja, das ist nicht ganz die Wahrheit. Ich sage nämlich sehr viel. Ich rede über alles und jeden, außer über Dinge, die das Gespräch auf sie bringen könnten. Ich mache Witze, was ich immer mache, wenn ich nervös bin. Schlechte Witze, aber sie scheinen sie zu mögen, besonders Onkel Silas, der die ansteckendste Lache hat, die ich je gehört habe. Sie ähnelt dem asthmatischen Wiehern eines Esels. Ich erzähle von meinen Eltern, die auch sehr gern gekommen wären, um mit uns zu feiern, wenn sie nicht schon vor Monaten eine dreiwöchige Reise zu den Seychellen gebucht hätten, die Glücklichen.
Sie stellen mir eine Menge Fragen, Gott sei Dank aber nur harmlose, und dann erkundigen sie sich nach meiner Arbeit, und das ist mir ein sehr willkommenes Thema, denn ich liebe meine Arbeit. Da fällt mir ein, dass ich ihnen etwas mitgebracht habe, und auf meine Bitte hin holt Sollie eine große Schachtel aus unserem Gepäck, die ich ihnen, wie ich zugeben muss, mit einer gewichtigen Geste überreiche.
Wie Marilyn schon erwähnte, mache ich Torten.
Ich bin aber keine Konditorin. Konditoren stellen auch alle möglichen anderen Dinge her, und obwohl ich durchaus in der Lage bin, auch mal Kuchen oder Plätzchen zu backen, tue ich das höchstens zum Vergnügen. Verkaufen tue ich sie aber nicht. Was ich verkaufe, sind ausschließlich Torten. Torten für besondere Anlässe. Hochzeiten natürlich, aber auch sehr viele andere Gelegenheiten können nach einem süßen Kunstwerk aus
meiner Hand verlangen. Jubiläen zum Beispiel oder Geburtstage, Scheidungen, Betriebsfeiern, Geschäftseröffnungen, Plattenpräsentationen, Buchpremieren, Geburten, Neuanfänge jeder Art. Sie nennen mir den Anlass, ich backe Ihnen die passende Torte.
Und daher habe ich natürlich auch meinen Schwiegereltern eine Torte mitgebracht, und ja, ich möchte ein bisschen angeben, ich möchte sie beeindrucken. Ich möchte, dass sie finden, dass ihr Sohn eine gute Partie macht, und auch wenn die Tatsache, dass ich meine eigene Firma habe, noch lange nicht bedeutet, dass ich ihm das Wasser reichen kann, so zeigt es doch wenigstens, dass ich ihn ehrlich liebe und nicht wegen seines Geldes mit ihm zusammen bin.
Und das müsste doch ein Pluspunkt für mich sein, wenn man davon ausgeht, dass sie wohl eine Menge davon haben.
Jedenfalls habe ich lange darüber nachgedacht, wie ich etwas backen könnte, das sowohl etwas Schottisches als auch etwas Jamaikanisches hat. Mir ist nicht wirklich etwas eingefallen, obwohl meine beste Freundin Jasmine sich großartig dabei amüsiert hat, mir bescheuerte Vorschläge zu machen, wie zum Beispiel das schottische Nationalgericht Haggis mit einer rotgelb-grünen Mütze und einer Flasche Rum obendrauf … Sie hat sogar ein Bild davon gemalt, das eine Menge über Jasmine und ihre Art Humor aussagt.
Ich habe einfach eine meiner Lieblingstorten gemacht. Einen dreistöckigen Knaller von Torte, bestehend aus einer Lage Schokolade, einer Lage Zitrone und einer Lage Vanillecreme, bedeckt mit hunderten kleiner Zierblüten, die alle in mühsamer Kleinarbeit selbst gemacht sind – von mir natürlich. Eine ziemliche Geduldsarbeit, die ich aber liebe. Das Schwierigste an der Sache ist, dass das Ganze nicht nur gut aussehen, sondern auch gut schmecken soll. Als Tüpfelchen auf dem i habe
ich noch ein paar Disteln, die Schottland repräsentieren sollen, und ein paar kleine orange-blaue Hibiskusblüten hinzudrapiert, die Nationalblume Jamaikas.
Wie ich gehofft habe, wird die Torte mit vielen Ahs und Ohs in Empfang genommen, und dann greift Onkel Silas nach der Suppenkelle und tut so, als wolle er sich damit in die Torte graben, während Tante Marilyn und Elspeth ihn theatralisch daran zu hindern versuchen und verkünden, etwas so Schönes könne man nicht einfach aufessen, und wie geschickt ich sei, dass ich so etwas zustande bringe. Aric meint, eine Flasche Champagner würde sehr gut zu einem oder drei Stücken Torte passen.
Er und Silas verschwinden im Keller, während Elspeth und Marilyn Teller holen und Sollie und ich abräumen.
Zum ersten Mal, seit ich das Foto gesehen und zu meinem großen Entsetzen erkannt habe, dass meine zukünftige Schwägerin meine Jugendfeindin ist, sind wir beide allein.
Die perfekte Gelegenheit, es ihm zu sagen.
Aber mache ich das?
Nein, ich mach’s nicht. Stattdessen plappere ich weiter
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