Mein ungezähmter Highlander
nicht mehr als Iren betrachten, sondern als Bewohner der hiesigen Inseln.«
»Ich muss gestehen, dass ich nicht sehr viel über Eure Familie weiß. Es ist jedoch unmöglich, eine MacDonald zu sein, ohne gleichzeitig etwas über die MacLeods zu erfahren.« Als sie seinem Blick begegnete, fügte sie kühn hinzu: »Unsere Clans sehen schließlich auf eine ziemlich lange gemeinsame Geschichte zurück.« Sie sah keinen Grund dafür, das Offensichtliche nicht zur Sprache zu bringen.
Er streckte die Beine wieder unter dem Tisch aus und nahm einen großen Schluck cuirm . Über den Rand seines Kelches hinweg blickte er sie unbeirrt an. »Ich weiß, dass Ihr nichts mit der Fehde zwischen unseren Clans zu tun habt. Ich hege auch keine feindseligen Gedanken gegen Euch für das, was Euer Onkel meiner Schwester Margaret vor zwei Jahren angetan hat. Aber denkt daran, Isabel: Nicht alle hier sind so tolerant wie ich.«
Isabel nickte. Es würde nicht einfach sein, die Vorurteile, die man gegen die MacDonalds hegte, zu überwinden, aber damit hatte sie gerechnet. »Nun ja, zumindest im Moment scheinen sie sich allesamt blendend zu amüsieren«, sagte sie und wies mit dem Kopf auf die bunte Mischung der Clansleute, die zum Fest zusammengekommen waren. MacLeods, MacCrimmons und MacAskills hatten die eine Seite der Halle in Beschlag genommen, die anwesenden MacDonalds hatten sich auf der
anderen Seite der Halle eingerichtet. Die verfeindeten Gruppen blieben unter sich, abgesehen von ihren drei Brüdern. Isabel schüttelte amüsiert den Kopf, als sie beobachtete, wie ihre Brüder absolut schamlos mit den Mägden der MacLeods flirteten, die das Essen auftrugen und nachschenkten. Diese drei ließen doch nie eine Gelegenheit zum Schäkern aus, nicht einmal in der Höhle des Löwen. Sie seufzte.
Er hatte sie beobachtet. »Ihr seid bestimmt müde.«
Sie lächelte und gestand: »Vielleicht ein bisschen.«
»Ihr könnt Euch jederzeit in Euer Gemach zurückziehen.«
Isabel versuchte, ihr starkes Herzklopfen unter Kontrolle zu bringen. Sie sah der kommenden Nacht mit zunehmender Nervosität entgegen.
»Werden meine Sachen heute Nacht in ein anderes Zimmer gebracht werden, Mylord?«, fragte sie leise.
Doch sie bereute ihre Worte, kaum dass sie sie ausgesprochen hatte. Seine gute Laune verschwand schlagartig.
»Ich dachte, Ihr hättet gern ein bisschen Zeit, damit wir uns besser kennen lernen. Ihr werdet erst einmal in Eurem eigenen Schlafgemach bleiben.« Die letzten Worte sprach er mit kühler Bestimmtheit.
Ihre Augen weiteten sich vor Schreck, und ihre Wangen wurden rot vor Scham. Sie hatte nicht damit gerechnet, dass er sich beim Vollzug der Ehe auf Probe zurückhalten würde. Sie hatte sogar darauf gehofft, dass die Zeit, die sie gemeinsam im Schlafgemach verbrachten, ihm dazu verhelfen würde, sich in sie zu verlieben. Auch auf die Möglichkeit, dass er ihr schon heute Nacht beiliegen wollte, hatte sie sich vorbereitet.
Jetzt hätte sie erleichtert sein sollen. Nach dem Kuss am Morgen war sie ein einziges Nervenbündel gewesen. Wenn sie schon auf einen einfachen Kuss so reagierte, was würde dann erst passieren, wenn er ihr beilag?
Isabel hatte gehofft, dass er ihr Zeit geben würde, um sich an den Gedanken zu gewöhnen. Doch jetzt, wo er genau das tat, was sie erhofft hatte, verstand sie die Welt nicht mehr. Entweder war er äußerst rücksichtsvoll, oder er fand sie nicht attraktiv. Sie hoffte, dass das Erste der Grund für seine Zurückhaltung war – natürlich nur, um das Gelingen des Plans nicht zu gefährden. Einen anderen Grund, sich Sorgen zu machen, ob er sie nun anziehend fand oder nicht, gab es nicht. Und trotzdem war sie unerklärlicherweise enttäuscht.
Plötzlich gesellte sich ein glockenhelles Lachen zu Rorys heiserer Stimme und zog Isabels Aufmerksamkeit auf sich. Als sie nun die dunkelhaarige Schönheit beäugte, die zur Rechten ihres Vaters saß, beschlich sie noch eine weitere Vermutung. Bei dem Gedanken verkrampfte sich ihr Herz. Hoffentlich suchte er sich sein Vergnügen nicht anderswo.
Rory war der Anflug von Verletztheit in ihren Augen nicht entgangen, als er ihr sagte, dass sie in dieser Nacht nicht das Zimmer teilen würden. Aber er war nicht auf die Hitze vorbereitet gewesen, die seinen Körper durchfuhr, als sie die Möglichkeit erwähnte, in seine Kammer umzuziehen. Während er versuchte, die in ihm auflodernde Leidenschaft zu verdrängen, streckte er die Beine unter der Tafel aus und nahm noch
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