Mein ungezähmter Highlander
sie genauer beobachten müssen. Er würde sie im Auge behalten. Aus der Ferne. Den ganzen Nachmittag so dicht neben ihr zu sitzen und sie gleichzeitig zu ignorieren war eine gute Übung in Selbstbeherrschung gewesen.
Sie war so bezaubernd anmutig und so verdammt schön. Sie saßen eng nebeneinander auf der Bank, und bei jeder kleinsten Bewegung streifte sie ihn. Und jedes Mal, wenn sie es tat, erinnerte sie ihn an ihre Anwesenheit.
Isabel MacDonald war eine Frau, die einen Mann einzig und allein durch ihre Nähe verführen konnte. Der zarte Lavendelduft, der von ihrem Haar ausströmte, die anmutige Art zu essen, der genüssliche Ausdruck, der sich auf ihr Gesicht legte, als sie eines der herrlichen Häppchen probierte, die verlockende Art und Weise, wie sie sich mit der Zunge über die Lippen fuhr, als sich ein Krümelchen Zucker dorthin verirrt hatte. Alles an ihr sprach geradezu von weicher, süßer Weiblichkeit und heißem, leidenschaftlichem Sex. Und Rory, oder zumindest sein Körper, hörte ihr zu.
Unvermittelt wurden seine unzüchtigen Gedanken von einem lauten Krachen unterbrochen, das von der anderen Seite des Raumes kam und dem friedlichen Fest ein jähes Ende bereitete. Rory hörte, dass ein Tisch umgeschmissen wurde, und vernahm dann den unverkennbaren Klang von Fäusten und Gerangel. Ein kurzer Blick und er wusste Bescheid. Zwei Männer, ein MacDonald gegen einen MacLeod. Vor Wut spannte sich jeder Muskel in seinem Körper an.
Rory stand auf. »Es reicht.« Wie ein Peitschenknall fuhr seine Stimme durch den Saal. Totenstille legte sich über den Raum. Die Männer hörten auf zu kämpfen, und alle Augen richteten sich auf ihn.
Isabel hielt den Atem an. »Ian«, rief sie leise. Rory erkannte Isabels jüngeren Bruder, der von der anstrengenden Prügelei noch immer keuchte. Blut lief ihm von einem Schnitt an der Schläfe seitlich am Gesicht hinunter. Der andere Streithahn war einer von seinen Männern, Fergus MacLeod. Er war ein gefürchteter Krieger, doch verlor er leider auch immer schnell die Beherrschung. Rory begriff, was vorgefallen war, als er die verschreckte Magd sah, die etwas abseits der beiden stand. Es war die Frau von Fergus.
»Kommt her.« Rory zeigte zum Fuß der Tafel. »Alle beide.« Als sie vor ihm standen, befahl er: »Sprecht.«
Beide Männer fingen gleichzeitig an.
»Einer zur Zeit.« Nachdem sie berichtet hatten, wusste Rory, dass es genau so gewesen war, wie er gedacht hatte. Ian hatte etwas zu heftig mit der hübschen Magd geflirtet, zumindest für den Geschmack ihres Gatten. Fergus hatte reagiert, indem er Ian die Faust ins Gesicht geschlagen hatte. Damit war der Friede gebrochen.
Rory starrte die beiden Männer mit unbewegtem Gesicht an. Er hielt es nicht für nötig, sein Missfallen zu verbergen.
»Ich hoffe, Ihr habt vor, etwas zu unternehmen, MacLeod«, mischte Sleat sich ein, dem die Situation offensichtlich Spaß machte.
Rory beachtete ihn nicht. Er musste nicht an seine Pflichten erinnert werden.
Die Wut, die noch vor und während der Prügelei die Gemüter erregt hatte, war jetzt so weit abgeklungen, dass Fergus einsah, etwas Falsches getan zu haben.
»Was hast du dazu zu sagen?«, fragte Rory ihn streng. »Du hast die heilige Pflicht der Gastfreundschaft verletzt und den Frieden dieses Hauses gestört.« Rory zeigte auf Ian. »Dieser Mann ist unser Gast.«
Fergus ließ den Kopf hängen. Er wusste, dass sein Verhalten die Ehre des Clans verletzt hatte. »Ich habe gehandelt ohne nachzudenken.«
Bevor Rory ihm eine Strafe auferlegen konnte, legte Isabel ihre kleine Hand auf seinen Arm. »Bitte.«
Rory erstarrte. Er wusste, was sie sagen würde. Und er war sich der Blicke, die auf sie beide gerichtet waren, nur allzu bewusst. »Mischt Euch nicht ein, Isabel.«
»Bitte«, flüsterte sie. »Es war doch nicht nur seine Schuld.«
Als Rory auf ihre anmutige Hand hinuntersah, spürte er, wie sich in ihm etwas verkrampfte. Eigentlich hätte er außer sich sein müssen vor Wut, weil sie seine Autorität vor dem Clan in Frage stellte. Doch stattdessen bewunderte er ihren Gerechtigkeitssinn, auch wenn er jetzt vollkommen fehl am Platze war. »Muss ich Euch über die Pflicht der Gastfreundschaft belehren?«
»Nein, nur …«
»Es reicht«, sagte er, diesmal so herrisch, dass sie auf der Stelle verstummte. Er drehte sich wieder zu Fergus um, um seine Entscheidung zu verkünden. »Für dein Vergehen sollst du als Strafe drei Frühjahrskälber zahlen. Zwei an die
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