Mein ungezähmter Highlander
unbewusst hielt sie voll unschuldiger Erwartung den Atem an.
Vielleicht hatte er ihre Reaktion bemerkt, denn ganz plötzlich verkrampfte er sich und entzog sich ihrem Mund.
Bevor er sie losließ, betrachteten seine saphirblauen Augen noch einmal kurz das zu ihm aufschauende Gesicht. Obwohl sie nicht klein war, reichte ihr Kinn gerade mal bis zu seiner Brust. Isabel meinte ein glimmendes Feuer in seinem Blick zu erkennen, doch dann schien es, als würde sich ein Schleier vor seine Augen senken, der jegliches Gefühl ausblendete, das in seinen Augen lag.
Als er sie losließ, war der Zauber gebrochen.
Seitdem hatte er sie kaum angesehen. Stattdessen schien er von der Unterhaltung mit ihrem Vater zu seiner Rechten und der hübschen dunkelhaarigen Frau, die neben Glengarry saß, völlig eingenommen zu sein.
Leider war Isabel nicht halb so gelassen wie er.
Hin und wieder warf sie einen verstohlenen Blick auf den
Mann, der neben ihr saß. Seine Anwesenheit war ihr seltsam bewusst. Schon seit diesem Morgen, als sie aus dem Bergfried getreten war und sein hellbraunes Haar im Sonnenlicht glänzen sah, hatte sie seine Präsenz gespürt. Er zog die Blicke auf sich wie ein Leuchtfeuer in mondloser Nacht. Doch war seine Ausstrahlung nicht allein seiner hünenhaften Gestalt zuzuschreiben. Sie rührte von der gebieterischen Aura her, die ihn umgab. Er trat wie ein König auf. Wie ein Mann, der dazu geboren war zu herrschen.
Von allen Männern, die bei der Zeremonie anwesend waren, war er der einzige gewesen, dem es egal zu sein schien, dass sie zu spät kam. Sein Selbstbewusstsein schien unerschütterlich.
Das ihre hingegen war nun völlig zerrüttet. Nach dem atemberaubenden Kuss hatte Isabel den Rest des Tages das Gefühl gehabt, in einen Dunstschleier gehüllt zu sein. Sie konnte sich noch vage daran erinnern, dass sie das traditionelle Glas Wein getrunken und dass ihr Vater und der MacLeod daraufhin im Bergfried den Vertrag unterzeichnet hatten, der die Ehe auf Probe offiziell bestätigte. Jetzt war sie die Seine für ein Jahr.
Aber auch nur für dieses eine Jahr. Das sollte sie niemals vergessen.
Obwohl sie wusste, dass ihre Ehe nur eine Verbindung auf Zeit sein würde, war sie nun seltsam verstört, als sie an der erhöhten Tafel in der großen Halle saß und das vergnügte Fest beobachtete, das um sie herum stattfand. Fast hätte sie glauben können, dass es eine echte Ehe war, eine Verbindung für die Ewigkeit.
Isabel musste sich dazu zwingen, daran zu denken, dass alles eine Täuschung war, auch wenn es noch so offiziell erschien. Der Vertrag, die Zeremonie, sogar das Kleid waren Teil des Planes ihres Onkels. Die Ehe auf Probe war schlichtweg
ein Arrangement, das es ihr ermöglichte, wieder zu gehen, sobald sie ihre Aufgabe erledigt hatte.
Der heutige Tag war eine Farce. Schon als kleines Mädchen hatte sie von dem Glück geträumt, das sie an ihrem Hochzeitstag empfinden würde. Doch obwohl viele Verehrer bei Hofe vorgesprochen hatten, war nicht einer von ihnen der Richtige gewesen. Rory MacLeod hingegen hatte viel von dem stolzen, gut aussehenden Ehemann, in den sich zu verlieben und den zu heiraten sie sich immer vorgestellt hatte. Das war mal wieder typisch für sie. Der erste Mann, der sie je wirklich interessierte, war genau derjenige, den sie niemals würde haben können. Doch er war nicht der Mann ihrer Träume, rief sie sich in Erinnerung.
Der Gemahl in ihren Träumen hatte sie nie ignoriert.
Die Erfahrung, die sie jetzt machte, war ganz neu für sie. Isabel war es nicht gewöhnt, von Männern so ignoriert zu werden, wie Rory es mit ihr tat. Er war zwar höflich, aber auch äußerst distanziert. Und auf nervenaufreibende Weise undurchschaubar.
Wenn sie doch nur den eisigen Panzer durchbrechen könnte, mit dem er sich umgab, sobald er in ihre Nähe kam. Wenn sie ihn doch bloß dazu bringen könnte, sie zu beachten. Natürlich nicht auf die unbesonnene Art, auf die sie die Aufmerksamkeit ihrer Familie zu erhaschen versucht hatte. Nein, zum ersten Mal in ihrem Leben wollte Isabel als Frau beachtet werden.
Sollte der heutige Tag sich als richtungsweisend herausstellen, dann stand ihr eine schwierige Zeit bevor.
Abgesehen vom steten Strom der Gratulanten, die an ihren Tisch kamen, und den gelegentlichen Erkundigungen des MacLeod, ob sie noch etwas Fleisch oder Wein wolle, hatte Isabel bisher wenig Zuwendung bekommen, sodass sie zwischendurch
sogar die Zeit fand, jedes einzelne Fenster des großen Saales
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