Mein ungezähmter Highlander
an ihre Pflicht.
15
I sabel hatte gewusst, dass es irgendwann kommen würde. Doch warum ausgerechnet jetzt, wo die leidenschaftliche Beziehung zwischen ihr und Rory inniger geworden war und sie allmählich begann, sich auf Dunvegan wohl zu fühlen – die Festung zu einem Ort wurde, der ihr etwas bedeutete.
Die plötzliche Erinnerung an den eigentlichen Grund ihrer Ehe auf Probe mit Rory MacLeod war nur schwer zu ertragen. Sie hatte sich schon fast eingeredet, dass dieser Tag vielleicht nie käme. Dass man sie vielleicht vergessen würde. Du Narr . Das war nicht irgendein albernes Spiel, sondern bitterer Ernst: Das Überleben oder der Untergang ihres Clans hingen von ihrem Erfolg ab. Ihr Onkel hatte sie keineswegs vergessen oder sich etwas anderes ausgedacht, um die Herrschaft über die Inseln für sich zu beanspruchen.
Glücklicherweise hatte Rory sie in der Bibliothek allein gelassen, damit sie den Brief in Ruhe lesen konnte. An seinem Gesicht hatte sie ablesen können, dass er neugierig war, doch er hatte nicht gefragt, worum es in dem Schreiben ging. Und sie hatte ihm auch nicht von sich aus angeboten, es zu erzählen.
Sie machte es sich auf ihrem Stuhl am Feuer bequem, erbrach bedächtig das Siegel und begann zu lesen.
Ihr Onkel tadelte sie ziemlich unverhüllt, dass sie ihn nicht über ihre Fortschritte auf Dunvegan auf dem Laufenden gehalten hatte. Er schrieb, dass er »bestürzt« sei, seit der vorläufigen Heirat nichts mehr von seiner »lieben Nichte« gehört zu haben, und hoffte, dass sie etwas Zeit erübrigen könnte,
um ihrer »besorgten Familie« zu schreiben, dass sie sich an ihr Eheleben auf Dunvegan gewöhnt habe und dass sie an der Seite ihres Ehegatten »alles gefunden habe, wonach sie suche«. Er erwähnte auch, er hätte »Gerüchte« gehört, dass sich die Mackenzies auf einen Angriff vorbereiteten.
Wirklich sehr subtil.
Sie ließ den Brief in den Schoß sinken, während sie wie betäubt auf die glühenden Holzscheite des eben noch lodernden Feuers blickte. Plötzlich zitterte sie und zog das Tuch enger um die Schultern.
Es war so weit. Sie musste eine unmögliche Wahl treffen – für die eindeutig salomonische Weisheit erforderlich war. Wie auch immer sie sich entschied, sie würde Verrat begehen müssen. Verrat an den MacLeods oder Verrat an den MacDonalds. Sie musste zwischen der Familie wählen, bei der sie aufgewachsen war, und der Familie, die sie sich immer gewünscht hatte.
Auf Dunvegan hatte sie Freundschaft, Glück und noch etwas anderes gefunden, an das sie nicht zu denken wagte. Margarets Freundschaft war sie sich gewiss. Ebenso der von Alex. Was Rorys Gefühle anging, war das nicht ganz so einfach. Doch tief in ihrem Herzen wusste sie, dass auch die Gefühle, die er ihr entgegenbrachte, inniger geworden waren. Sonst hätte er sie nicht persönlich darum gebeten, bei der Vorbereitung der Spiele zu helfen. Eine Aufgabe, die es mit sich brachte, dass sie während des Tages eng zusammenarbeiteten – etwas, das er bisher so gut es ging vermieden hatte.
Aber vielleicht war genau das, was er nicht tat, der überzeugendste Hinweis, dass sich seine Gefühle geändert hatten. Weder hatte er sie aus seinem Zimmer verbannt, ihr verboten, die Haushaltsbücher zu führen, ihr davon abgeraten, Margaret im Bogenschießen zu unterrichten, noch ihr untersagt, Alex
zu pflegen. In den Tagen nach dem Überfall im Wald hatte er sie im Grunde freundlich und äußerst rücksichtsvoll behandelt. Daraus konnte sie nur den Schluss ziehen, dass er anfing, ihren Platz in der Familie anzuerkennen.
Aber dennoch hatte er vor, sie fortzuschicken.
Und obwohl er sie begehrte – und sich die zwischen ihnen bestehende Leidenschaft nicht leugnen ließ – hatte er die Ehe immer noch nicht vollzogen.
Niedergeschlagen legte sie die Stirn in Falten. Jedes Mal wenn sie spürte, wie ihre Beziehung fester wurde, schien etwas dazwischenzukommen. Genau wie dieser Brief, der ihn an ihre Verbindung zu seinem Feind erinnerte. Sie nahm eine Haarsträhne und wickelte sie sich um den Finger, während sie ihren unangenehmen Gedanken nachhing.
Wie konnte sie sich nur mit einem Mann wie ihrem Onkel gegen einen Mann wie Rory zusammentun? Wenn es nur darum ginge, dass ihr Onkel die Herrschaft über die Insel anstrebte, Lord of the Isles werden wollte, würde ihre Wahl ganz klar zu Rorys Gunsten ausfallen. Aber da gab es noch ihren Clan. Die MacDonalds von Glengarry brauchten dringend den Beistand von Sleats
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