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Mein ungezähmtes Herz

Mein ungezähmtes Herz

Titel: Mein ungezähmtes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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Spaß, Unschuldige in Angst und Schrecken zu versetzen. Aber in diesem Fall … Der gescheiterte Hinterhalt am Nachmittag wurmte ihn. Dieser Misserfolg ließ den Jungen – und das Ziel, die Briefrolle zu bekommen – noch wichtiger werden.
    Er hatte seinen Herrn noch niemals enttäuscht, aber er wusste, wie der Meister auf Fehler reagierte, und wollte das nicht am eigenen Leib erfahren.
    Also nickte Larkins.
    »Gut.« Dann schaute er zum düsteren Himmel auf.
    »Es wird noch mehr schneien – wahrscheinlich viel mehr. Hier kann ich dich nicht mehr treffen. Also wirst du, sobald du die Briefrolle gefunden hast, sofort zu der großen Kirche gehen.« Er zeigte nach Nordosten.
    »Da ist ein hoher Turm, der meilenweit zu sehen ist. Morgen schaust du in diese Richtung, dann siehst du ihn. Such die Briefrolle und bring sie dorthin – in die Kathedrale. Ich beobachte dich. Wir treffen uns unter dem höchsten Turm.«
    Larkins schaute auf den zitternden kleinen Inder hinunter und dachte daran, wie viel der Brief in der Rolle wert war.
    »Hör mir gut zu, Junge – geh nie vom Weg ab, unter keinen Umständen. Wenn du hier verschwindest, läufst du über die Zufahrt, über die ihr gekommen seid, und bleibst dann auf der Straße, bis zur Stadt – verstanden? Das Land da draußen …« – Larkins deutete auf die Gegend im Nordosten – »… besteht nur aus Sumpf und Moor. Meist sieht es so aus, als
ob der Grund fest wäre, aber wenn du einen falschen Schritt machst, verschluckt es dich mit einem Happs. Kapiert?«
    Die Augen des Jungen waren noch größer geworden. Er nickte.
    »Ich nehme die Briefrolle und gehe über die Straße zu der großen Kirche und treffe Sie da.«
    »So ist es recht.« Larkins kniff die Augen zusammen.
    »Und vergiss nicht, was mit deiner Mama passiert, wenn du nicht gehorchst, ja?«
    Der Blick des Jungen verdüsterte sich. Sein Kinn bebte, doch er biss die Zähne zusammen und schüttelte heftig den Kopf.
    »Nein, Sahib, ich vergesse es nicht. Ich werde den Brief finden und ihn sofort zu Ihnen bringen.«
    »Gut. Jetzt gehst du besser zurück, sonst vermisst dich noch jemand.«
    »Ja, Sahib.« Sangay drehte sich um und machte sich, ohne sich noch einmal umzublicken, auf den Rückweg. Den Kragen bis zu den Ohren hochgezogen und vorn fest zugehalten lief er durch einen immer dichter werdenden weißen Schleier zum Haus zurück.
    Es hatte wieder zu schneien begonnen.
     
    Alle hatten sich zur Ruhe begeben. Deliah stand in dem hübschen Zimmer, das man ihr zugewiesen hatte, und wärmte, dankbar dafür, wie gut der Tag zu Ende gegangen war, die Hände am munter flackernden Feuer.
    Dann richtete sie sich wieder auf, warf einen Blick auf das Bett und schaute zu Bess hinüber, die gerade ein Nachthemd ausschüttelte und es über einen Sessel breitete.

    »Ich bin noch nicht müde genug, um schlafen zu gehen. Ich kann das Kleid allein ausziehen, du hast auch einen langen Tag gehabt. Du kannst gehen.«
    Bess grinste.
    »Sind Sie sicher?«
    »Aber ja.« Deliah winkte sie zur Tür.
    »Ab mit dir.«
    Bess knickste kichernd und verschwand.
    Als sie allein war, wanderte Deliah langsam im Zimmer umher und begutachtete die Bilder an die Wänden und die Ornamente am Kaminsims. Del schien schlecht gelaunt zu sein. Er war unruhig und gereizt, und trotz der zur Schau getragenen Freundlichkeit böse auf sie.
    Sie hatte es deutlich gespürt. Und auch der Grund dafür war ihr ziemlich klar.
    Aber sie wollte verdammt sein, wenn sie sich dafür entschuldigte, dass sie ihm das Leben gerettet hatte.
    Wenn sie nicht aus der Kutsche gestiegen wäre … allein bei der Vorstellung, zusehen zu müssen, wie er niedergestochen wurde, durchfuhr es sie kalt.
    So kalt, dass sie den Gedanken schaudernd beiseiteschob, sich bückte und die Hände noch einmal vors Feuer hielt.
    Wieder warf Deliah einen Blick auf das Bett und fragte sich stirnrunzelnd, was sie davon abhielt, sich hinzulegen.
    Schließlich kam sie zu dem Schluss, dass es das Ereignis vom Nachmittag oder eher die Nachwirkungen sein mussten, die sie zögern ließen.
    Sie hatte nicht damit gerechnet, dass sie das alles so mitnehmen würde. Natürlich war sie während des Kampfes verängstigt und schockiert gewesen, doch immerhin waren sie
mehr oder weniger heil davongekommen. Sie hatten triumphiert, gewonnen, wenn auch nur in kleinem Rahmen.
    Und nun war es vorbei, alles in Ordnung.
    Trotzdem wollte sie nicht allein in dem großen Bett schlafen.
    Als sie so dastand und zunehmend

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