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Mein ungezähmtes Herz

Mein ungezähmtes Herz

Titel: Mein ungezähmtes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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hatten.
    Nur hier nicht. Hier wurde alles, was sie im Überfluss besaß, akzeptiert, ja sogar gern gesehen. Bestimmt, weil diese Damen auch so vieles im Überfluss hatten; es war ja deutlich zu sehen, was sie alles im Leben erreicht hatten – sie hatten Mann und Kinder, führten Ehen, die auf Liebe und Vertrauen basierten, und dazu kam noch manches andere.
    In der ganzen Zeit, die seit dem großen Skandal vergangen war, hatte Deliah versucht, ihr wahres Ich zu unterdrücken; sich zu ändern und sich wie eine echte englische Lady zu benehmen, doch das Korsett, in das ihre Eltern sie hatten zwängen wollen – das einer Dame, die sich stets an die Konventionen hält – hatte ihr nie gepasst.
    Was Deliah sah und lernte, als sie die rege Unterhaltung rund um die Tafel verfolgte, war, dass es noch eine andere Art zu leben gab, eine, die gesellschaftlich genauso anerkannt zu sein schien. Die wie für sie gemacht war.
    Und noch dazu mit einer Ehe zu vereinbaren – einer Form der Ehe, die sie sich ebenfalls vorstellen konnte, weil sie eher partnerschaftlich war, eine Beziehung, in der man teilte.
    Sie war keine unverbesserliche Außenseiterin. Sie hatte sich bloß in den falschen Kreisen bewegt.
    Eine seltsame Euphorie erfüllte Deliah. Sie war richtiggehend
ergriffen. Als die Tafel aufgehoben wurde und – da die Herren sich nicht zurückziehen wollten – alle gemeinsam wieder in den Salon gingen, um erneut Platz zu nehmen und die Unterhaltung in einer nach wie vor großen Gruppe fortzusetzen, wurde ihr beinah schwindlig.
    Freiheit , dachte Deliah, so fühlt sie sich also an.
    Als sie sich auf das Sofa setzte, zu dem Del sie geführt hatte, schaute sie lächelnd zu ihm auf.
    Er sah einen Augenblick zu ihr herunter; sein Gesichtsausdruck war entspannt und freundlich, doch seine Augen … dann erwiderte er ihr Lächeln und wandte sich ab, um sich in dem Sessel neben ihr niederzulassen.
    Webster machte mit Port und Brandy die Runde. Auch einige der Damen ließen sich ein Glas einschenken. Deliah lehnte ab. Sie wollte ihre Sinne nicht benebeln, sondern weiterhin alles mitbekommen und in sich aufsaugen. Obwohl sie wahrscheinlich nie vor den Altar treten würde, war eine langjährige Beziehung nicht völlig ausgeschlossen.
    Als alle es sich bequem gemacht hatten, wandte das Gespräch sich wieder der Sekte und dem Überfall am Nachmittag zu. Sie, Del, Tony und Gervase und ihre Räubergeschichten blieben das Zentrum der Aufmerksamkeit.
    »Es waren also vierzehn ?« Honoria machte ein missbilligendes Gesicht und sah ihren Ehemann an.
    »Ihr solltet Ferrar bald das Handwerk legen, sonst übernimmt seine Sekte noch unsere Dörfer und breitet sich in England aus.«
    »Gott bewahre.« Devil schaute zu Del hinüber.
    »Waren sie alle tot oder …?«
    »Wir hielten es für besser, nicht genau nachzusehen. Wir
wussten nicht, ob noch ein paar mehr im Wald lauerten oder, noch wahrscheinlicher, Larkins mit einem Paar Pistolen.«
    »Ich für meinen Teil«, warf Tony ein, »war sehr erstaunt, dass er überhaupt vierzehn Männer hatte, die er zu opfern bereit war, obwohl Del uns vorgewarnt hatte. Zunächst haben sie ja auch nur acht vorgeschickt, die anderen sechs erst, als es nötig war, aber trotzdem, vierzehn Männer für eine solche Aktion zu riskieren …«
    »Das bedeutet, dass er sich noch größere Verluste leisten kann«, folgerte Gervase.
    Die Unterhaltung verlagerte sich auf die Frage, wo in der näheren Umgebung eine größere Ansammlung von Indern untergebracht sein könnte. Das gab den männlichen Cynsters zu denken und förderte die Aussicht auf irgendeine Form von Betätigung, die ihnen die Enttäuschung darüber, dass ein sofortiger Zusammenstoß mit den Sektenanhängern unwahrscheinlich geworden war, etwas erträglicher machte.
    Del hielt sich aus der Diskussion heraus. Er kannte die Grafschaft nicht gut genug und war mit anderen Dingen beschäftigt.
    Anderen Überlegungen und Gefühlen.
    Ungewohnten Gefühlen, die sich aber als sehr stark und verwirrend erwiesen – stärker und verwirrender als ihm lieb war.
    Der Bericht über den Kampf am Nachmittag hatte ihm allzu lebendig vor Augen geführt, was er in jenen nervenaufreibenden Minuten empfunden hatte, und die unglaublich heftige Angst wieder aufleben lassen, die ihn gepackt hatte, als er sah, dass Deliah in Gefahr schwebte – eine Form der Angst, die er trotz all der Kämpfe auf Leben und Tod, die er
auf Schlachtfeldern rund um den Globus gesehen hatte, vorher nicht

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