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Mein ungezähmtes Herz

Mein ungezähmtes Herz

Titel: Mein ungezähmtes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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zu ihnen.
    »Draußen liegt ganz viel Schnee.«
    Die Mädchen wechselten einen Blick, stellten alles ab, was sie in den Händen hielten, und liefen den Flur entlang zum Fenster über dem eisernen Becken.
    Sangay folgte ihnen.
    »Ooh! Schau, Maisie. Wie schön das ist.«
    »Und anscheinend auch trocken – heute taut es bestimmt nicht mehr.«
    »Äh – wie lange wird das dauern?«, erkundigte sich Sangay.
    Die Mägde sahen sich nach ihm um und schauten dann
abschätzend wieder nach draußen. Schließlich sagte die, die Maisie hieß:
    »In den nächsten paar Tagen kommt niemand hier weg, mindestens.« Sie grinste breit.
    »Vorausgesetzt, es fällt nicht noch mehr.«
    Sangay merkte, dass seine Augen sich weiteten.
    »Kann noch mehr herunterkommen, bevor das alles weg ist?«
    Maisie zuckte die Achseln.
    »Keine Ahnung. Das wissen nur die Götter.«
    Sangay brachte ein schwaches Lächeln zustande. Dann drehte er sich auf dem Absatz um und verließ den Raum, schlich durch die Küche und stieg eilig die Treppen hinauf. In seinem Zimmer angekommen schloss er leise die Tür, legte sich ins Bett und zog sich die Decke über den Kopf.
    Dann versuchte er, das Zittern zu unterdrücken. Ihm war nicht kalt, er fragte sich bloß, was er tun sollte. Er war so verzweifelt, dass er kaum noch Luft bekam.
    Was würde nun mit seiner Maataa werden?
    Er glaubte an die Götter. Wenn sie den Schnee geschickt hatten, wollten sie nicht, dass er dem bösen Sahib die Rolle brachte, jedenfalls nicht sofort.
    War das die richtige Erklärung? Oder sollte er nur einen anderen Weg nehmen, um zu der großen Kirche zu gelangen?
    Sangay wusste es nicht. Er kannte sich in diesem Land nicht aus, und mit all dem Schnee auf dem Boden war es ihm noch fremder geworden.
    Schlotternd vor Angst rollte er sich in seinem Bett zusammen.

     
    Als Del aufwachte, fiel ein seltsam gedämpftes Licht durch den Spalt zwischen den Vorhängen an Deliahs Fenstern.
    Er brauchte einen Moment, bis ihm wieder einfiel, was das zu bedeuten hatte.
    Deliah schlummerte warm und weich an seiner Seite. Er betrachtete sie kurz. Dann schob er sich vorsichtig, damit sie nicht wach wurde, unter der Decke hervor, tappte eilig durchs Zimmer, zog die Vorhänge beiseite – und erblickte eine Szenerie, die für ihn das Sinnbild von »Heimat« war.
    Die Welt war weiß geworden. Die dichte Schneedecke erstreckte sich bis zum Horizont, und die nackten Äste der Bäume bogen sich unter einer zentimeterdicken Last aus weichen weißen Flocken. Die Luft war eigenartig klar. Der Wind hatte sich über Nacht gelegt und die Schneehülle unangetastet gelassen, makellos.
    So eine Aussicht hatte sich ihm seit Jahrzehnten nicht mehr geboten.
    Del hörte leise Schritte hinter sich. Noch ehe er sich umdrehen konnte, war Deliah an seiner Seite, splitternackt, genau wie er, doch sie hatte die Überdecke mitgebracht, warf sie ihm über die bloßen Schultern und lehnte sich an ihn.
    Sie strahlte über das ganze Gesicht.
    »Es ist über sieben Jahre her, dass ich Schnee gesehen habe!«
    Die unschuldige, ehrliche Aufregung in ihrer Stimme rührte ihn. Del zog die Decke um sich, nahm sie in die Arme und drückte sie an sich. Eine ganze Weile standen sie so aneinandergeschmiegt und betrachteten die unberührte Landschaft.
    »Vielleicht haben wir sogar weiße Weihnachten«, sagte Deliah.

    »So sehr ich mir das persönlich auch wünsche, hoffe ich doch, dass es bald tauen wird.« Als Deliah mit hochgezogenen Brauen zu ihm aufsah, sagte Del erklärend:
    »Die anderen müssen noch durchkommen. Der Schnee macht sie langsamer – leicht zu erwischen.«
    Ernüchtert drückte Deliah seinen Arm.
    »Ja natürlich. Daran hatte ich nicht gedacht.« Dann runzelte sie die Stirn.
    »Aber wir haben noch – wie viele? – neun Tage? Meinst du nicht, bis dahin sind sie hier?«
    »Ich weiß nicht. Devil hat nichts von ihnen gehört. Wir müssen warten, bis ich Wolverstone fragen kann.«
    Stumm standen sie noch einige Minuten beieinander, während Del an seine Freunde dachte, die höchstwahrscheinlich noch ein gutes Stück von der Heimat entfernt waren.
    »Wenn wir Glück haben, ist Gareth mittlerweile in England eingetroffen.«
    Deliah ließ ihm noch einen Moment, dann stieß sie ihm den Ellbogen in die Seite.
    »Lass uns nach unten gehen. Seit ich aus Humberside weg bin, habe ich keinen Schneeball mehr geworfen.«
    Del lachte in sich hinein.
    »In Ordnung – lass uns eine Schneeballschlacht machen.« Er tauchte unter der Überdecke

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