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Mein ungezähmtes Herz

Mein ungezähmtes Herz

Titel: Mein ungezähmtes Herz Kostenlos Bücher Online Lesen
Autoren: Stephanie Laurens
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weg und lief zu seinen Sachen.
    Die Decke wie einen Schleppe hinter sich her ziehend ging Deliah zu ihrem Schrank.
    »Wie lauten die Regeln?«
    »Es gibt keine.« Del hatte Hemd und Hose bereits übergestreift und zog gerade das Jackett an.

    »Ich brauche eine andere Jacke. Wir treffen uns in der Eingangshalle.«
    Deliah nickte und nahm ein rotes Wollkleid aus dem Schrank.
    »In fünf Minuten.«
    Del war schon aus dem Zimmer.
    Deliah beeilte sich.
    Kaum hatte Del die Haustür erreicht, kam Deliah, eilig ihren Umhang zuknöpfend, die Treppe heruntergelaufen. Atemlos, allerdings eher vor gespannter Erwartung als vor Anstrengung, ließ sie sich vom eigenen Schwung vorantragen.
    Del zog die schweren Riegel zurück, hielt ihr die Tür auf und folgte ihr in eine weiße Welt.
    Die Welt der lange zurückliegenden Kindheit und der unschuldigen Freuden.
    Die Zufahrt zum Haus war unter der Schneeflut verschwunden und über die Rasenflächen spannte sich ein schimmerndes reinweißes Laken, aus dem hier und da skelettartige Bäume ragten, deren Äste dekorativ mit einer dicken Schneeschicht bestäubt waren.
    Del schloss die Tür und folgte Deliah zum Kopf der Eingangstreppe. Die weiße Schneekruste knirschte unter seinen Stiefeln. Wenn sie ausatmeten, bildeten sich kleine Wolken vor ihren Gesichtern.
    Mit der Spitze ihres roten Halbstiefels testete Deliah den Schnee auf den Treppenstufen.
    »Zu weich, um darauf herumlaufen zu können, und anscheinend mehr als knietief.«
    Del sah zu, wie sie sich bückte und mit der Hand über die
weiße Decke fegte. Sie hatte Wollhandschuhe an. Nachdem sie die oberste Schicht weggewischt hatte, steckte sie die Finger in den Schnee. Er war trocken und noch sehr locker.
    Deliah nahm eine Handvoll und ließ ihn staunend durch die Finger rinnen.
    Ihre leuchtenden Augen und ihr Mienenspiel verrieten ihm, was sie dachte.
    »Unser Schnee ist meistens schwerer.«
    Deliah nickte.
    »Dieser hier ist ganz fein. In ein paar Tagen wird er wieder weg sein.«
    »Bei uns bleibt er manchmal wochenlang liegen.«
    Ihr Zuhause lag nördlich des Humbers, in den Wolds. Dort war man oft über Wochen eingeschneit.
    »Seltsam, wie so etwas – ein Anblick, den man jahrelang vermisst hat – einen plötzlich in die Vergangenheit zurückversetzt.« Deliah begann, Schnee aneinanderzupappen.
    »Das verstärkt das Gefühl, wieder nach Hause gekommen zu sein – tatsächlich wieder daheim zu sein –, da wo wir uns aufgehalten haben, hat es nie geschneit.« Del schlenderte zur anderen Seite der Treppe, ging in die Hocke und kümmerte sich ebenfalls um seine Munition.
    Doch Deliah war schneller. Schon beim ersten Versuch traf sie ihn voll an der Schläfe. Der Schnee zerstob, rieselte als trockener, eiskalter Schauer an ihm herab und legte sich weiß auf seine Schultern.
    Del wirbelte herum und schleuderte seinen inzwischen fertigen Schneeball auf Deliah.
    Kreischend duckte sie sich und das Wurfgeschoss zerplatzte an der Wand hinter ihr.

    Lachend bückte sie sich und raffte hastig mehr Schnee zusammen.
    Scheinbar gereizt vor sich hin murmelnd tat Del das Gleiche.
    In den nächsten zehn Minuten waren sie wieder Kinder, die zu Hause im Schnee spielen. Lachend feuerten sie lockere weiße Bälle und kindische, alberne Bemerkungen aufeinander ab. Niemand konnte sie hören oder sehen.
    Es gab nur sie beide.
    Als Deliah schließlich abwinkte und atemlos um eine Pause bat, hielten sie sich beide die Seiten, weil sie so viel gelacht hatten. Del registrierte Deliahs leuchtende Augen, die geröteten Wangen und ihre überschwängliche Freude.
    Er fühlte genau dasselbe wie sie. »Friede«, sagte er zustimmend. Die Kälte begann, durch ihre Kleider zu dringen.
    Sie schüttelten ihre Sachen aus, wischten den pudrigen Schnee von den Mänteln, stampften mit den Füßen und gingen wieder ins Haus.
    Webster stand in der Eingangshalle und überwachte das Anzünden des riesigen Kamins. Bei ihrem Eintritt verneigte er sich.
    »Miss Duncannon. Colonel. Wenn Sie durchgehen möchten zum Frühstückszimmer, wir sind gleich bereit zu servieren.«
    Entspannt und immer noch lächelnd schlenderten Del und Deliah durch den Flur, den Webster ihnen gewiesen hatte. Das Frühstückszimmer entpuppte sich als ein großer Raum mit einer Reihe von Fenstern, die südwärts auf die momentan leicht mit Schnee bedeckte Terrasse zeigten. An der gegenüberliegenden Wand stand ein langes Buffet, auf dem zahllose
Rechauds aufgereiht waren. Eine Prozession von Dienern war

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